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Ein freundliches Wort, einen liebevollen Blick hatte Preußens Luise jeder Zeit bereit, um jeden ihrer Unterthanen, die in ihre Nähe kamen, hierdurch zu beglücken. »Wo sind denn aber meine Lieblinge?" fragte sie plötzlich, während ein Schimmer von Besorgniß über ihr überaus liebliches Antlitz glitt, ihren Gemahl, der sich so recht von Herzen des Glückes seiner Luise freute. „Du hast ihnen ja selbst geboten, mit den Kindern zu spielen, Luise," erwiderte der König mit einem zärtlichen Blick auf die Königin, „und, sei unbesorgt, sie werden schon bald genug herbeieilen. Du weißt ja, wie die Kinder Dir anhängen, und namentlich der Willy, so daß ich mitunter förmlich eifer süchtig darauf sein könnte!" „Ei, ei, Fritz," gab die liebliche Königin schelmisch drohend zurück. „Ein eifersüchtiger Gemahl!" „Ja, Luise," erwiderte der König, die Hand der theuren Gemahlin ergreifend. „Ich möchte am liebsten immer nur mit Dir allein sein, um mich ganz und allein in der milden Gluth Deiner Augen zu sonnen, und manchmal denke ich bet mir, wie schön müßte es doch auf der Welt sein, wenn ich und meine Luise nur allein darin wären!" „O, Fritz, solch' sündige Gedanken solltest Du nicht hegen. Ein König muß ja sein Herz auch für die Unterthanen haben, und wenn ich daran denke, wie Dich Dein Volk liebt, da müßte ich ja erst recht eifersüchtig sein. Doch nun muß ich nach den Kindern sehen!" Nach diesen Worten schwebte sie dahin, einer Glück spendenden Fee gleich, um, vom Könige und der Oberhofmeisterin begleitet, den Spielplatz der Dorfjugend aufzusuchen. „Du bist ja so traurig, Marie?" fragte der Jüngere der beiden Prinzen ein kleines, gleichalteriges Mädchen, nach dem er in seiner lebhaften Weise Umschau gehalten und welches er nun unter allen Kindern herausgefunden hatte. „Sieh' einmal, Marie," fuhr er kindlich-offen fort, „Du darfst nicht traurig sein, dann können wir ja gar nicht spielen,und ich spiele so gernmitDir!" In den Augen des kleinen Mädchens glänzten plötzlich Thränen, sie wandte sich, während sich ihr Gesicht mit Purpur- röthe bedeckte, mit einer gewissen Scheu ab.