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- 28 - lächerlich. Wirklich großartig, wäre es nur eine Kabarettnummer gewesen, wüßten die Leute im Saal wenigstens, daß das hier keine Kabarettnummer wird, keine werden darf. Das Lachen nahm zu, da wurde Rößler einen Augenblick unsicher, starrte in den Saal, hörte die Souffleuse und hörte sie nicht, lächelte hilflos zu Renel hin, schmeckte Schweiß auf den Lippen. Ein Kettenkarussell leierte im Kopf, der Kopf war zu klein, die Sitze stießen immer an, wurden aus der Bahn geschleudert, Ketten verfingen sich, bis nur noch großes Gestrüpp im Kopf war, aus dem tauchte plötzlich das Stich wort wieder auf* Doch in diesem Moment sprang Renel ein, improvi sierte geschickt über die Lücke, und Rößler war vom Spiel ausge schlossen, wie durch einen albernen Abzählreim aus dem Kreis ge- t stellt, na-ne-ni-no-nu - und raus bist du. Hatte noch ein paar Sätze zu sagen, sagte sie nur, fand kein Verhältnis zu seiner Rol le, so sehr er sich auch mühte, die Hauptfigur blieb Statist. 'Ich bin nicht an ihrem Theater.' 'Dort werden sie auch niemals hinkom men.' Nein, der Intendant sagte gar nichts, alsjer nach der Vor stellung hinter die Bühne kam, ging an Rößler vorbei auf seine Schauspielerkollegen und auf Renel zu; der Direktor gratulierte len mit freudigem Handschlag - da stand Rößler schon abseits zwit?c sehen den Kulissen. Stand dort wie ein nicht mehr benötigtes Requisit. Er hoffte auf ein Schulterklupfen, auf ein paar nichtige wichtige Worte, hoffte, jemand würde ihn suchen, weil er fehlte un ter den zur Fremierenfeier Aufbrechenden. Vielleicht suchte ihn Renel tatsächlich, stand als letzter unschlüssig an der Ausgangs tür, aber als er in Rößlers Richtung blickte, trat der einen Schritt zurück, als fühle er sich wohl so unentdeckt zwischen kaschierter Pappmaschee. Er hörte sich entfernendes Gelächter, und je weiter es sich entfernte, desto mehr schwoll es an auf der hohen kalkgetünchten Hinterbühne, schwoll an und spülte in Wellen