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eilen, um pünktlich im Dienst zu sein. Da knurrte ihnen dann doch in der ersten Pause der Magen, und sie schworen sich, morgen nicht wie der das Frühstück unangerührt auf dem Tablett zu lassen, aber meist wurden sie meineidig. Unterrichten machte ihm Spaß wie nie, zum ersten Mal bereitete er die Stunden gründlich vor, und der Direktor zeichnete ihn für gute Pio niergruppenarbeit aus. Mit dem Büchergutschein ging er in einen La den, in dem es von Büchern bis zur Feinseife alles gab. Er hätte sich gern Bücher gekauft, überredete aber den Schef, ihm statt dessen Stofftiere zu geben, und er schleppte für Brit einen ganzen Zoolo gischen Garten herbei. Ihre erste gemeinsame Anschaffung war ein Plattenspieler. Brits Schüler hatten ihr Weihnachten einen Querschnitt aus 'Fidelio' ge schenkt. Sie spielten diese anfangs einzige Platte so oft, bis sie sie nur noch mit erhöhter Geschwindigkeitszahl aushalten konnten, und nun rannten die Gefangenen in mörderischem Tempo aus dem Gefäng nis und sangen mit hellen Frauenstimmen '0, welche Lust.' Als sie später mal 'Fidelio' im Theater sahen, mußten sie sich inmitten der gerührten Gesichter im^erzujäas Lachen verkneifen. Im Sommer lagen sie oft auf der Wiese hinter dem Haus und lasen sich aus dem Ehebuch vor, das hatten sie aus Schutz vor den Blicken der Hausbewohner mit einem anderen Einband Umschlagen, und jeder wunder te sich, weil sie sich stundenlang in ein Buch vertieften mit dem Titel ‘Laßt uns fröhlich musizieren'. Meist waren sie von der Lek türe enttäuscht, denn sie hatten voneinander schon viel mehr gelernt, als im Buch stand. Aber für einige Kapitel intereoeierte oieh Rößler so sehr, daß -er einmal-selbst in der überfüllten Straßenbahn las« Dabei-vertiefte—er^ sieh derart in die Empfängnisverhütung, daß er ausversehen einer Diakonisse-~aufe~Kle-id trat und dafür Gottes-strafe de