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-89- Eva hatte Furcht davor, daß fremde Menschen in ihrem und Michaels Privatleben forschen könnten und das war es, was sie bisher auch bestimmte, zu keinem Menschen von Michaels Ver haftung zu sprechen«, Ich bin feige, dachte sie. Es gibt doch keinen Punkt in unserem gemeinsamen Leben, dessen wir uns zu schämen hätten. Sie konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Wenn sie schon in einen Halbschlaf fiel, dann waren es wirre Phantasien, die sie immer wieder aufschrecken ließen. Sie saß mam Verhandlungstisch. Neben ihr die Schöffen lehnten teilnahmslos in ihren Sesseln und auch der Staatsanwalt schien der Verhandlung nicht aufmerksam zu folgen. "Sie haben einen Menschen getötet, Angeklagter." Der Angeklagte hatte Michaels Gesicht, aber er trug eine große Sonnenbrille und sie konnte seine Augen nicht sehen. "Nein", sagte der Angeklagte. "Warum leugnen Sie?" "Ich habe nur einen halben Menschen auf dem Gewissen, die anddre Hälfte erkenne ich nicht an." "Wir haben aber Beweise, Angeklagter." "So? Dann bin ich also schon ein Fall geworden?" Das Gesicht des Angeklagten wurde fremd. "Nehmen Sie die Sonnenbrille ab, Angeklagter", schrie Eva. "Warum?" "Ich erkenne dich nicht mehr, Michael!" "Ich bin ja auch nur ein Fall, Frau Richterin", sagte der Mann