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] 46 15. Interferenz, Polarisation, Doppelbrechung, Krvstalloptik. gerade die umgekehrten. Ist das einfallende Licht natürliches, so ist die Lichtlinie in der Beugungsebene polarisirt. Ist der Beugungswinkel einigermaassen gross, so ist die Polarisation bei nahe vollständig, und unterscheidet sich hierdurch von der durch Metallreflexion hervorgebrachten. Ein und derselbe Rand bringt hiernach zwei complementäre Arten von Beugung hervor, eine Thatsacbe, welche keine Theorie vorausgesehen hatte. L. N. J. C. Müllkh. Polai-isations- Erscheinungen pflanz licher und künstlicher Colloid-Zellen. Her. d. bot. Ges. I, 77-8iif. Der Verfasser untersucht mittelst des Polarisationsmikroskops die Frage, welche Druck- und Zugverhältnisse herrschen bei dem IJebergang aus dem flüssigen in den festen Zustand für pflanzliche Colioide, damit dieselben zu doppelbrechenden Mem branen erstarren, und gelangt zu folgenden Ergebnissen: 1) Die Hohlkugeln in pflanzlichen Colloiden und in Gelatine sind in der Randschicht negativ gespannt, d. h. sie verhalten sich so, wie wenn ihre Randschicht unter Expansion des Hohlraumes er starrt wäre. 2) Die Vollkugeln (natürliche Stärke und Inulin- sphäroide) sind positiv gespannt, d. h. sie entsprechen einer Er starrung unter Compression. 3) Alle im Innern der Pflanze ge legenen Zellhäute verhalten sich so, wie wenn sie im negativ gespannten Zustande erstarrt wären. Polyedrische und kugelige Zellen sind optisch einaxig, Cyliuder und Prismen optisch zwei- axig. 4) Die Cuticularschicht und die Korkmembran verhalten sich umgekehrt, sie entsprechen einer unter Compression er härteten Colloidschicht. 5) Alle pflanzlichen Colioide lassen sich zu cylindriscben Zellen modeln, welche in ihrem optischen Ver halten den natürlichen im Innern des Pflanzenkörpers gelegenen Cylinder- oder Prismenzellen entsprechen. 6) Alle feineren Structurverhältnisse, Vertiefungen, Tüpfel, Poren einerseits, vor springende Massen, Leisten, Schraubenbänder andrerseits, lassen sich künstlich in erstarrenden Colloiden nachahmen. L.