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trische Abteilung im Schloß Colditz und in Zschadraß zusehends. Seine besonderen Bemühungen galten der Verbesserung des Milieus und der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Eine ganze Reihe von Patienten wurde an handwerklichen Arbeitsplätzen eingesetzt, Frauen mit Haus-, Web- und Spinnarbeiten beschäftigt. Durch die unermüdliche Arbeit von Herrn OMR. Dr. Carriere gewann die Psychiatrie wieder an Bedeu tung und Ansehen nach ihrem Niedergang in der Zeit der faschistischen Diktatur. Mit der Einführung der Chemotherapie auch in der Psychiatrie änderte sich der Charakter der Stationen grundlegend. War die bisherige Heil and Pflegeanstait in erster Linie eine Verwahreinrichtung gewesen, so entwickelte sich jetzt die Abteilung zu einer aktiven Behandlungsstätte, zu einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie. Allgemeingefährliche und tobende Patienten, die bisher zum Alltag einer psychiatrischen Station gehörten, verschwanden aus deren Erschei nungsbild. Es wurde möglich, durch Anschaffung von Möbeln, Bildern, Blumen usw. eine angenehme Atmosphäre auf Station zu schaffen. Sehr bald stellte es sich heraus, daß auf einer ganzen Reihe von Stationen auf die vorhandene, übliche Vergitterung der Fenster ver zichtet werden konnte. Durch umfangreiche Bauvorhaben, die unsere Regierung durch Bereit stellung von Mitteln sehr unterstützte, gelang es allmählich, die Sta tionen den Erfordernissen einer modernen Psychiatrie anzupassen. Heute umfaßt die psychiatrische Abteilung (Zschadraß und Colditz) insgesamt 523 Betten. Ein großer Teil der Stationen ist bereits umge staltet. Die neben der medikamentösen Behandlung genauso wichtige Arbeitstherapie hat sich weiter ausgebreitet. Sie umfaßt neben allen möglichen handwerklichen Arbeiten die Bearbeitung von Erzeugnissen aus der industriellen Fertigung. Auf den klinischen Abteilungen stehen in der Beschäftigungstherapie kunstgewerbliche Tätigkeiten im Vorder grund. Dabei ist keineswegs der erzielte materielle Gewinn ausschlag gebend, sondern die sinnvolle Beschäftigung, die Freude am Geleisteten und die Hebung des Selbstwertgefühls unserer Patienten steht im Mittelpunkt. Durch die intensive Arbeit des ärztlichen und des Pflegepersonals gelang es, die Behandlungszeiten bei den Patienten erheblich abzu kürzen und eine ansehnliche Zahl von Patienten wieder dem Arbeits prozeß zuzuführen. Durch die Einrichtung psychiatrischer Beratungsstellen in Colditz und den umliegenden Kreisen konnten einerseits entlassene Patienten nach ihrer Entlassung fürsorglich betreut werden, zahlreichen Patienten konnte durch eine rechtzeitig fachgemäße Behandlung ein stationärer Aufenthalt erspart werden.