Volltext Seite (XML)
VON DER ÄLTESTEN BESIEDLUNG DES COLDITZER LANDES im Rahmen der Ur- und Frühgeschichte der Grimmaer Pflege Hans Kaufmann, Harald Quietzsch Anläßlich der 700. Wiederkehr der Erwähnung von Colditz als Stadt soll im Rahmen dieser Festschrift auch über diejenige Zeit berichtet werden, die nur spärlich oder überhaupt noch nicht durch schriftliche Über lieferung erhellt wird. Es sind dies die Perioden der Früh- bzw. Vor geschichte, aus denen lediglich die noch im Boden erhaltenen Überreste der materiellen Kultur der damaligen Menschen und die von ihnen im Gelände hinterlassenen Denkmäler als einzige Zeugen ihrer Anwesen heit sowie ihres Wirkens vorliegen. Immerhin erlaubt die möglichst vollständige Erfassung und Auswertung dieser Bodenaltertümer, ein Bild von der ältesten Besiedlung unserer Heimat in großen Zügen zu entwerfen und dabei auch gewisse Aussagen über die gesellschaftlichen Zustände jener Zeiten zu treffen. In diesem Zusammenhang gilt es zu bedenken, daß die „schriftlosen" Phasen der Menschheitsentwicklung einen ungleich größeren Zeitraum einnehmen als die verhältnismäßig kurze, durch historische Daten belegte Spanne. Aus Colditzer Flur selbst liegt bisher erst ein nach Umfang und Eigenart beschränkter Bestand an Bodenfunden vor. Deshalb werden zugleich die Altsachen aus dem gesamten Raum beiderseits vom Unterlauf der Zwickauer Mulde — dabei auf den nördlichen Kreis Rochlitz über greifend — als dem übergeordneten Landschaftsrahmen mit dar geboten. ') Außerdem wird von diesem Teilgebiet der Blick auf Einzel heiten des Kulturablaufes gelenkt, wie er sich muldeabwärts innerhalb der Grenzen des Kreises Grimma abzeichnet, um damit den Anschluß an größere, übergeordnete Zusammenhänge herzustellen. Auf diese Weise lassen sich zugleich eine Reihe von neueren Ergebnissen boden denkmalpflegerischer Tätigkeit mit heranziehen, welche die auf bewähr ten Traditionen fußende Vorgeschichtsforschung der Grimmaer Pflege in jüngster Zeit beträchtlich gefördert und befruchtet haben. Die vorgeschichtliche Erschließung unserer Heimat geht vor allem zurück auf den 1938 in Rochlitz verstorbenen Obergeneralarzt Dr. Georg Wilke. 2 ) Während seiner Grimmaer Tätigkeit in den Jahren 1898 bis 1908 hat er als erster Licht in das Dunkel der Besiedlungsgeschichte seines damaligen Wirkungskreises gebracht. Nur an geringe Vorlei stungen konnte er anknüpfen. Mit dem Sammeln des gegenständlichen Quellenmaterials ergab sich die Frage nach Verwahrung und Nutzung der mancherlei Funde für die Öffentlichkeit. So trieb Wilke mit beson derer Tatkraft die Gründung eines Ortsmuseums in Grimma voran, das dann auch als Einrichtung des eben gegründeten Geschichts- und