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die zugeteilten Stücke sollen künftig wegfallen, Trift und Hutung solle bis an den Tiergarten erlaubt sein, doch bleibe dem Amte ein Streifen, eine Rute breit, zur Aufwerfung eines Grabens um die neue Mauer vorbehalten. lo ) Mit dem Mauerbau hatte man es sehr eilig und mauerte zumindest anfangs offenbar ziemlich liederlich darauf los. Thamm schreibt darüber: „Anno 1590 . . . worbey denkwürdig, daß, als die Maurer am Festtage Michaelis immer fort gemauert und selbigen Tag nicht gefeyert haben, derowegen ist Gottes Strafe erfolget, daß auf die folgende Nacht an einem andern Orte viel mehr neue Mauer eingefallen, als sie den Michaelistag gemachet hatten." Auch später finden wir in den erhal tenen Intradenrechnungen des Amts Colditz immer wieder Ausgaben für Ausbesserung und Steifung der Mauer. 1639 werden verbucht 20 g für „etliche Stauffen an der alten Thiergarttenmauer zu befestigen und neue Erdloden dazu zu verfertigen". 16 ) 1651 werden verausgabt 105 fl 1 g 3d „uf ein stück Mauer im alten Thiergarten" und „5g 3d eidem (nämlich dem Zimmermeister Peter Poch), das Loch in der Thiergarten mauer der Füchße wegen mit Brethern zu vormachen 23. 1. 1651". *') Am 8. Juli 1671 ergeht kurfürstlicher Befehl, im Colditzer Walde 18 „Raben eichen" und 12 Aspen zur Steifung der Mauern im alten und neuen Tiergarten zu schlagen. I8 ) 1680 werden zur Ausbesserung vom Regen ausgewaschener Mauerstücke 2 fl 14 g ausgegeben. 19 ) Der sehr solide Mauerteil am Hainberg hinauf an der Gärtnerei vorbei zeigt nicht mehr den Urzustand. Am 20. Juni 1627 wurden für „Erhöhung der alten Tier gartenmauer unten am Hainberge auf 424 Ellen" um eine Elle 142 fl 3 g 7 d Kosten veranschlagt. ’") In Verbindung mit der zweiten Erweiterung war auch das Rittergut Zschirla in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Colditzer Baurechnung von 1592 gibt für die Woche nach Judica eine Ausgabe von 54 fl 18 g an die Altmannshoffischen Erben für auf Ritter gutsboden gestochenen Rasen zu den „Heldern" (das waren die beim Lusthausteiche früher vorhandenen Fischhälter) und dafür, daß „ein neuer Weg von Colditz nach Waldheim dorüber geleget und ihnen in ihren Höltzern etzlicher Schade geschehen". Damit steht nunmehr fest, wann die Fischhälter geschaffen und der noch bestehende Weg vom Lusthausteiche durch das spätere Zschirlaer Torhaus nach Zschirla angelegt worden ist. 21 ) Dritte Erweiterung Während der Wittumsregierung der Sophia hatten die Anlieger des Tiergartens Ruhe vor Wegnahme von Grundstücken. Nach ihrem Tode (f 1622 in Dresden) übernahm ihr Sohn Johann Georg I., schon seit 1611 Kurfürst, auch das Amt Colditz. Er war ein überaus jagdfreudiger Herr. Es gibt über seine Jagdbeute ein interessantes Schußbuch für die