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XVI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1898/99. 9 Mediums. Wenn im Kohlekalkgemisch die Spannung nach Erreichung der stationären Temperatur 18 bis 20 Volt beträgt, kann sie unter gleichen Um ständen in einem Gemisch von Kohle mit Manganoxyd bis auf 10 Volt herunter gehen. Im letzteren Falle ist die gebildete Aushöhlung viel umfangreicher. — n —. Elektrizität in der Landwirtschaft. Wie auf allen anderen Gebieten, nimmt auch in der Landwirtschaft die Anwendung der Elektrizität mehr und mehr zu. Im Kreise Samter hat sich nämlich eine den ganzen Kreis umfassende Genossenschaft zur Einführung des elektrischen Betriebes in der Landwirtschaft gebildet. Es wird dort durch die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft „Helios“ in Köln mit dem Aufwande von drei Millionen Mark eine landwirtschaftliche Zentrale errichtet, welche verpflichtet ist, an alle Güter und Gemeinden in einem Umkreise von etwa 20 Kilometer elektrischen Strom abzu geben. Die Kraftstation wird ungefähr in der Mitte des Kreises, nahe dem Bahnhof Polko errichtet. Die größte Entfernung ist 12 Kilometer von der Zentrale. Der Strom findet Verwendung zur Beleuchtung, sodann zum gesamten landwirtschaftlichen Betriebe, zum Pflügen, Eggen, Dreschen, Reinigen des Getreides, Futterschneiden, Branntweinbrennen, Stärkefabrikation, in der Molkerei etc. Alle Genossen haben sich zu einer Mindeststromentnahme und zur Ver dingung einer Mindestleistung im Pflügen zu verpflichten und zahlen für das Pflügen eines Morgens in Tiefkultur bis zu 35 Centimeter 4,50 Mark, für eine Pferdekraftstunde beim Dreschen, Häeksel- sehneiden etc. 15 Pfennig und für eine Lampenbrennstunde zu 16 Kerzen 2'/ 2 Pfennig, Das Pflügen würde demnach nur etwa ein Drittel des Betrages kosten, der beim Dampfpflügen aufzuwenden ist, und das Dreschen etwa zwei Drittel des Betrages, den das Dreschen mit der Dampflokomobile ausmacht. Die Elektromotoren, mit Aus nahme der Pflugmotoren, sind von den Landwirten zu beschaffen • das Leitungsnetz stellt die Gesellschaft. Den Anschluß nach Hof und Feld haben die einzelnen Besitzer selbst zu bezahlen. Anfang Mai lagen schon von 84 Gütern Beitrittserklärungen vor. Die Genossenschaft, die zunächst die Gesamtinteressen der Angesehlossenen zu vertreten hat, behält sich das Ankaufsrecht der Zentrale unter Zugrundelegung des Buchwertes nach Abzug der für jedes Jahr vorgeseheneu Abschreibungen vor. (Frkf. Ztg.) Internationale Elektrizitäts-Gesellschaft, Wien. Von den fl. 1'/, Mill. neuen Aktien, deren Ausgabe in der letzten Generalversammlung beschlossen worden ist, sind vorerst fl. 1 Mill. mit Dividendeberechtigung ab 1. Mai 1898 zur Aus gabe gelangt und nunmehr auf Antrag der Deutschen Effekten- und Wechsel- Bank auch zur Notierung an der Frankfurter Börse zugelassen worden. Die neuen Aktien sind den alten bereits eingeführfen in jeder Weise gleichberechtigt. Die Notierung versteht sich für vollgezahlte Stücke, bei der Umrechnung wird der österreichische Gulden zu 2 Mark gerechnet. Bisher betrug das Aktien kapital der Gesellschaft fl. 6 Mill., für das laufende Geschäftsjahr werden mit hin fl. 7 Mill. Aktien dividendeberechtigt sein. Die neue Kapitalsvermehrung dient einerseits zur Bückzahlung der schwebenden Schuld der Gesellschaft und andererseits zur Deckung der im laufenden Jahre erforderlichen neuen In vestitionen. Die neuen Aktien wurden an ein Bankkonsortium begeben; zu welchem Kurse läßt der Piospekt nicht erkennen. Die aus den bisherigen Kapitalserhöhungen der Gesellschaft zugeflossenen Emissionsgewinne wurden der Reserve zugewiesen, die sich auf fl. 1,249,992 beläuft. Für die beiden letzten Geschäftsjahre wurden je 8 pCt. Dividende verteilt. Die Gesellschaft betreibt bekanntlich ein großes Elektrizitätswerk in Wien, an das etwa 202,000 Lampen angeschlossen sind; außerdem gehört der Gesellschaft das Elektrizitätswerk in Bielitz-Biala und die Zentralstation in Fiume, auch ist sie an der elektrischen Bahn in Teplitz beteiligt. Brasilianische Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. Diese Gesellschaft, deren Eintragung in das Handelsregister nunmehr erfolgt ist, erstreckt ihr Geschäfts gebiet auf Brasilien und andere Staaten Süd- und Mittelamerikas. Das Grund kapital beträgt 5 Mill. M. in Aktien zu je 1000 M. Außerdem werden 1C00 Gennfischeine ausgestellt, die einen Anteil am Reingewinn gewähren. Gründer sind die Deutsche Bank, der Schlesische Bankverein, die Bergisch-Märkische Bank, die Oberrheinische Bank in Mannheim, die Mitteldeutsche Kreditbank in Frankfurt a. M., die Bankhäuser Jakob S. H. Stern in Frankfurt a. M , Robert Warschauer & Co. in Berlin und Theodor Wille in Hamburg, ferner die A.-G. Siemens & Halske und die A.-G. für elektrische Licht- und Kraftanlagen in Berlin. Den ersten Aufsichtsrat bilden die Herren Reg.-Rat a. D. G. Kemmann, Bankdirektor, Gwinner, Präsident a. D. Bödiker, Bankdirektor Mommsen in Berlin, Bankier Braunfels in Frankfurt a. M , Bankdirektor Dr. Jordan in Elber feld, Geh. Komm.-Rat Diffene in Mannheim und Kaufmann Diederichsen in Hamburg. Den Vorstand bilden die Herren Kaufmann Cuno Feldmann in Gr.- Lichterfelde und Dr. A. Endemann in Charlottenburg. Die Akkumulatoren- und Elektrizitätswerke W. A. Boese u. Co., deren Aktien am 6. d. M in Berlin und in Frankfurt a. M. und zwar in Berlin bei der Deutschen Genossenschaftsbank und dem Bankhause von Koenen u. Co. aufge legt werden, sind im Jahre 1897 begründet worden. Die Gesellschaft übernahm die Firma W. A. Boese u. Co. in Berlin mit Zweigniederlassung in Augsburg und dem Anteil der Firma an den inzwischen gänzlich erworbenen und in Liquidation getretenen Altdammer Elektrizitätswerken. Das Kaufobjekt bildeten das 2534 Quadratmeter große Grundstück in der Köpenickerstraße No. 154 und die Kraftanlage mit insgesamt 1,108,000 M. Das Aktienkapital wurde auf 3 Millionen M. festgesetzt, von denen 1,500,000 M. bei der Gründung voll ge zahlt wurden, während 1,500,000 M. erst am 1. Juli d. J. voll eingezahlt waren und daher nur zur Hälfte an dem 1898er Erträgnis partizipieren. Während das ganze Aktienkapital zu den Börsen zugelassen ist, werden zur Subskription nur 2,725,000 M. gestellt, und zwar 1,250,000 M. mit voller Dividendenberechtigung und 1,475,000 M. mit halber Dividendenberechtigung für 1898. Die Gesellschaft ist ferner mit 845,000 4'/ s proz., resp. 4/ t proz. Hypotheken belastet. Die Vor besitzer hatten 1895 einen Nettogewinn von 264,000, 1896 einen solchen von 328,946 M. erzielt, 1897 wurde auf 1.875,000 M. eingezahltes Aktienkapital ein Nettogewinn von 347,479 M. erzielt und eine Dividende von 10 pCt. verteilt. Für das laufende Jahr ist die Gesellschaft laut dem abgedruckten Prospekt wesentlich stärker beschäftigt, und erwartet die Direktion mindestens das gleiche Erträgnis wie im Vorjahre. Der Subkriptionskurs ist für die von vornherein voll gezahlten Aktien auf 168, für die erst seit dem 1. Juli vollgezahlten auf 165 pCt. festgesetzt. Dieser Kurs darf als gerecht fertigt angesehen werden, wenn erwartet werden kann, daß sich die Gesell schaft auch in Zukunft als leistungsfähig auf dem Gebiet der Elektrotechnik bewähren wird, deren Arbeitsfeld sich immer mehr erweitert, die aber auch immer neue Erfindungen und Fortschritte aufzuweisek hat. Die Technische Hochschule in Darmstadt gewährt eine vollständige wissen schaftliche und künstlerische Ausbildung für den technischen Beruf. In basonderen Abteilungen werden Architekten, Bau-Ingenieure, Kultur-Ingenieure Maschinen-Ingenieure, Elektro-Ingenieure, Chemiker, Elektro - Chemiker und Apotheker ausgebildet; desgleichen in der allgrmeinen Abteilung Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften, sowie Geometer. Auch Fabrikanten, Kunst- und Gewerbetreibenden ist die Hochschule zur Erlangung der erforder lichen Kenntnisse behilflich. Das akademische Studium an der Technischen Hochschule berechtigt zur Zulassung zur Staatsprüfung für Hochbau, Ingenieur wesen und Maschinentechnik in sämtlichen deutschen Staaten, welche solche Staatsprüfungen abhalten. Für die Reichsprüfung der Apotheker ist der Besuch der Technischen Hochschule demjenigen einer Universität gleichgestellt; auch ist der pharmaceutischen Prüfungskommission zu Darmstadt durch Bundesrats beschluß die Berechtigung zur Erteilung für das ganze Reich gütiger Approbationen gegeben worden Die Prüfung fär Nahrungsmittel-Chemiker kann jährlich zwei Mal vor einer von Großherzoglichem Ministerium des Innern für die Hochschule ernannten Prüfungs-Kommission abgelegt werden. Die Vorbe reitung zum höheren Staatdienst des Großherzogthnms Hessen im Kameral- und Forstfach kann teilweise auf der Technischen Hochschule erlangt werden; für die Vorbereitung zum Gymnasial- und Real-Lehramt, soweit dieselbe Mathematik und Naturwissenschaften betrifft, gilt die Technische Hochschule zu Darmstadt als der Univer.-ität gleichstehend. Das neue elektrotechnisch-physikalische Institut, sowie das neue Hauptgebäude sind im Jahre 1895, das neue chemische und elektrochemische Institut im Jahre 1896 eröffnet worden. Alle diese Ge bäude sind elektrisch beleuchtet durch eine eigene elektrische Zentrale der Hochschule. Besonders ist noch hervorzuheben, daß durch die eingerichteten Herbst- und Osterkurse es ermöglicht ist, im Herbst oder zu Ostern mit dem Studium zu beginnen und somit ohne Zeitversäumnis nach je vier Semestern die Vorprüfung und nach je acht Semestern die Hauptprüfung abzulegen. Technische Hoclschule, Karlsruhe. Dieinden letzten Jahren ausgeführten, zum Teil großartigen Neubauten können nunmehr als vollendet bezeichnet werden. Der sogenannte Aulahau mit der großen prachtvoll geschmückten Aula (im dekorativen Teil eine Stiftung von Freunden, Gönnern und zahlreichen ehe maligen Studierenden) nimmt im unteren Stockwerk die mathematischen und graphischen Fächer, sowie die Zoologie und Kunstgeschichte auf, während dev ganze obere Stock der Abteilung für Architektur zugewiesen ist. — In einem besonderen freistehenden Baue ist die Elektrotechnik untergebracht, die sich — : außer durch zahlreiche sonstige zweckmäßige Einrichtungen — namentlich durch ihren geräumigen Maschinensaal vorteilhaft auszeichnet. — Ein dritter frei stehender Bau ist für das Botanische Institut bestimmt, an das sich noch ein besonderer Versuchsgarten anschließt. Die Neubauten des großen chemischen Laboratoriums und der elektrischen Zentrale, mit denen in nächster Zeit begonnen wird, werden die Gesamtanlage vollenden, die in ihren vielen Haupt- und Unterabteilungen mit ihren neuzeitigen rationellen Einrichtungen den weitgehendsten Ansprüchen gerecht zu werden geeignet ist. Neue Bücher und Flugschriften. Redet, J. Ing. Distribution de l'Energie electrique par courants polypliases. Paris, Gauthier-Villars. Prix 8 Fr. Weiler, W. Prof. Wörterbuch der Elektrizität und des Magnetismus. Ein Iland- und Nachschlagebuch. Mit vielen Abbildungen. 13. und 14. Heft. Leipzig, Moritz Schäfer. Preis pro Heft 75 Pf. Swinburne, J. Science abstracts. Physics and Electrical Engineering. Vol. I. Part. 7. London, Taylor and Francis. Price 3 sh. post-free. Koller, Dr. Th. Neueste Erfindungen und Erfahrungen. XXV. Jahrgang. Heft 10, Wien, A. Hartleben. Preis pro Heft 60 Pf. Allgemeines. Alb. Magdolf, Berlin, Eburin-Werke. Gute Isolierung, namentlich bei hochgespannten Strömen, ist für die Elektrotechnik vom höchsten Wert. Daher war man seit der Erfindung des Hartgummis unablässig bestrebt, Ersatzmittel zu