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Rufst auch keinen Heil'gen an! Sieh, der zorn'ge Himmel kann dich In die Hand der Sbirren liefern, Auf die Folter spannen lassen. . . Und du könntest uns vcrrathcn, ... Hei! da war' uns schlecht gedient. Abellino. Puh! es hat mir nicht geträumt, Daß man mit des Himmels Hilfe Auch dem Teufel opfern könne. Mattco. Lästermaul, wie lästerst du? Wir sind nur des Schicksals Werkzeug, Sind die Ruthen seines Grimmes; Sind nicht besser, sind nicht schlimmer, Als, in seiner Hand, der Krieg, Oder Pest und HungerSnoth. Aber fehlt Religion: Sind wir selbst strafwürd'ge Sünder! Abellino. Nun denn, bei St. Paul und Peter, Ich will heute mich bekehren, Leichte sagen, Messe hören, Wenn du mir zu schaffen giebst. Matteo. Gut, du kannst, da dich's gelüstet, Bald ein Probestückchen machen; Arbeit giebt's bei uns vollauf. Geht, ihr Andern, macht euch lustig, Zieht auf frische Kundschaft aus. Struzza, reiche du zuvor Aus dem Mauerschrank im Winkel Unser Arsenal hervor. (Die Banditen entfernen sich.) Abellino. Hei, was Arsenal? sieh hier, Alles trag' ich schon bei mir. (Er entblößt «inen Dolch.) Schau, die Scheere keiner Parze Schneidet dir, so glatt und sicher, Jeden Lebensfadcn ab, Wär' er auch von Stahl gesponnen... Mattco. Nichts da! hast ja nur bisher Eitel Pfuscherei getrieben. Heut erst sollst du, in Venedig, Beim Gewerbe zünftig werden. Sieh, man hält hier stark auf Ordnung. Du bist Fremdling; fremde Pfuscher Duldet meine Innung nicht. Mancher hat er zwar versucht, Unsre Kunst für eigne Rechnung Und auf eigne Faust zu treiben; Aber ungesegnet kam er, Hui und Pfui! zur Welt hinaus. (Struzza bringt ein Kästchen, setzt es auf den Tisch und entfernt sich.) Abellino. Also, Handwerksneid auch hier! Sticht der zünft'ge Dolch denn besser, Als des Pfuschers gutes Messer? Matteo (indem er das Kästchen öffnet und einige Stilete hervorzieht). Bursche, wie du albern fragst! Fleisch ist Fleisch und Stahl ist Stahl. Aber wer der Kunst sich weiht, Soll sie kunstgerecht behandeln. Junge, tritt heran und schau: Dieser Dolch, — die schöne Klinge — Strich um Strich muß dir daran, Wer Bestellung giebt, bezahlen. Gilt es eines Zolles Tiefe,. . . Nicht zum Tode, nur zum Schrecken, Forderst keck du zehn Zechineu. Zwei Zoll, in des Menschen Leib, Kosten zwanzig; drei Zoll dreißig. Geht'S auf's Leben, dann begehre Was dn willst, nach Stand und Würden. Abellino, Mäß'ge Apothckcrtaxe. Matteo. Hier ein Dolch, schau an, von Glas! Gut, in'S dicke Fleisch zu stoßen; Brichst du in der Wund ihn ab, Bleibt er sicher drin verschlossen Bis zum Auferstehungstag. — Sieh, zum Beispiel, mancher möchte Gern vom reichen Vetter erben, Aber will nicht jähen Tod, Sondern, vor des Vetters Sterben, Dies und das noch mit ihm handeln; Oder, nur aus Frömmigkeit, Ihn nicht in die Ewigkeit, Ohne letzte Oclung senden. Dazu dient dies edle GlaS! Abellino. Nun, das heiß' ich znnftgerecht; Zunftgerecht, nicht kunstgerecht! — Kunstgerecht geht, die Natur,