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Doch, um Blumen mir zu spenden, Habt Ihr mein wohl nicht begehrt? Abellino. Nein, Signora, spottet nicht, Wenn ein Greis in Eurer Nähe Das verlorne Paradies Seines Lebens wieder sieht! — Würde doch der stille Zauber Eurer Anmuth, Eurer Tugend, Auch im kalten Marmorsteine Flammen des Gefühls entzünden, Und blutdürst'ge Tiger binden. Aber dennoch . . . glaubt's, Signora, Glaubt, das größte Ungeheuer, Welches die Natur gebar, Folgt gehorsam dem Gebote Seiner Mutter, der Natur; Aber furchtbar ist der Bien sch, Welcher, die Natur verlachend, Nicht der Welt mehr, nicht dem Him mel, Nur sich selbst noch angehört; Welcher einsam, wie ein Satan, Losgesprochen von der Schöpfung, Auf den Trümmern alles Schönen Seiner Selbstsucht Thron erbaut. Rosamunde (verlegen). Ich versteh'Euch nicht.. . mir graut ... Abellino (leise). Graun'voll, freilich! Menschen sind es, Die Euch nach dem Leben trachten. Rosa munde (lächelnd). Mir? O scherzt nicht, würd'ger Alter! Traun, Euch treibt ein Mißverständnis; In die finstre Sorg' um mich. Ist vielleicht bei meinem Namen Ein unfreundlich Wort erklungen? Nun, Ihr wißt's, der Menschen Zungen Sind oft schlimmer, als ihr Herz. Abellino. Engel sehen unterm Himmel Ueberall nur ihres Gleichen; Ja, auch in der Hölle selbst, Weinend nur gefallnc Engel. O Signora . .. hören müßt Jhr's .. Glauben müßt Jhr's .. . Euerm Leben Wird von Mördern nachgestellt. Rosa munde (bestürzt). Herr, was wollet Ihr? Abellino. Euch warnen. Rosamunde. Und wer seid Ihr? Abellino. Euer Schutzgeist. R o s a m u n d e. Ihr nicht . . Gott wird mich bewachen! Ab ellino. Er hat mich hicher gesandt. Rosa MUNde (ängstlicher). Wer? — Ihr redet irre, Signor. Laßt mich, daß ich mich entferne. Abellino (leiser). Bleibet! Fürchtet nichts. Vertraut mir. Nur ein Schritt von dieser Stelle, Und der Tod hat euch erbeutet. Redet leise! Zittert nicht! Laßt, ich bitt', Euch nichts befremden, Was in diesem Augenblicke Gräßliches begegnen kann. Dieses nur bekennt mir noch; Dies nur, — bei dem ew'gen Rächer Aller Schuld beschwör' ich Euch! Sprecht: habt Ihr das stolze Herz Irgend eines Mann's verhöhnt? Irgendwo die düstern Gluten Einer Eifersucht empört? Sinnt umher! Nennt mir den Namen; Denn Ihr nennt den Namen dessen, Der dem Dolche Euch geweiht hat. RosaMUNde (mit Hoheit). Was Hab' ich mit Euch zu schaffen? Hebet Euch von hinnen, Alter; Ich befehle . . . Abellino. Nimmermehr! Hört mich! Fasset Zuversicht! Unsichtbar in dieser Nähe Schleicht der Tod schon, und der Mord stahl Gegen Eure Brust gerichtet. R o s a m u n d e. Flieht, wahnsinn'ger alter Mann. Nur das Mitleid hindert mich, Hilfe mir herbei zu rufen. Abellino (seiner Greisenrolle vergessend, in voller Kraft aufgerichtet). Täuscht Euch nicht, erlauchtes Fräulein!