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IV jedochjZehr zufrieden, nicht schlechter gewesen zu sein. Nur eine „Unter lassungssünde" gesteh' ich noch ein: ich habe auf Erden des Guten zu wenig gethan." Zschokke's dramatische Werke heißen: Graf Monaldeschi (1790), Abellino der große Bandit (1793), Julius von Sassen (1796), die Zauberin Sidonia (1798), das Mißverständniß (1798), der Mar schall von Sachsen (1804), die eiserne Larve (1804), Tartüsfe in Deutsch land (1805), Hippolyt und Roswitha (1805). In jenen geharnischten Zeiten, da die Ritter- und Räuberdramen florirten, da der Heldenspieler fußdonuernd die Bretter zerstampfte, die die Welt bedeuten, da sich Bie derkeit durch Gebrüll, Zorn durch Schäumen, Wuth durch Selbstzerflei- schung künstlerisch offenbarten, damals — doch lassen wir den Verfasser des Abellino selbst berichten: Vorrede des Verfassers. In einem Kreise junger Freunde, die sich auf der ehmaligen Hoch schule zu Frankfurt an der Oder den Wissenschaften widmeten, ge hörte zu den geselligen Ergötzlichkeiten, daß jeder aus dem Stegreif eine Geschichte erzählen mußte, deren Ende und Ausgang keiner von den Zu hörern errathen ckonnte. Einem dieser Erzähler, als ihn die Reihe traf, kam zufällig eine Anekdote zu Hilfe, die er in einem alten deutschen Büchlein, schon im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts gedruckt, ge lesen hatte, und zwar von einem klugen venedischen Edelmann, der, um eine Verschwörung gegen den Staat zu entdecken, sich mit großer Kunst verstellt, unter die Banditen begeben und mit ihnen gemeine Sache ge macht habe. Der junge Erzähler benutzte diesen Stoff so gut, daß die übrigen Nebenbuhler reichlichen Beifall zollten, ihn mahnten, das Ge- schichtchen schriftlich auszusetzcn, und, als dies geschehen war, sogar ein Theaterstück daraus zu versuchen. So entstand das Schauspiel Abellino, dessen Verfasser sich da mals schwerlich träumen ließ, daß das flüchtige Werk eines geselligen Muthwillens bald auf allen deutschen Bühnen lärmen, und sogar zu Engländern, Franzosen und Spaniern übergehen würde. Er selbst sah