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vom Herrn Amtsverwalter Sison, 15 „ngr." von der „Ge- sammtinnung". Im dortigen Erb- und Lehngericht war immer Leben, denn hier war der Sammelplatz der Führer. Hier erfreuten ja auch böhmische Harfenmädchen durch ihre Kunst und Schönheit die Gaste. Müller war Oberschweiz führer gewesen! Das hob ihn von den anderen heraus. Da mals, man bedenke die Zeit 1840—50, gab es 37 konzessio nierte Schweizführer, 27 Saumtier- und Gondelführer, da von allein 17 in Lohmen! Auch zur Bastei wanderte jetzt der neue Stiftsbote, und hier notiert er: „10 ngr. vom Hrn. Gastgeber Kaiser auf der Bastei". Zuvor aber ist Mül ler in Leipzig tätig, die ihm 32 Reichstlr., darunter auch 1 Reichstlr. von Hrn. F. A. Brockhaus, einbringt. Wir sehen, überall gab es Freunde und Gönner des Kamenzer Stiftes, und der Erlös der Stiftsbücher und Bilder half immerhin die Einnahme aus den Jahresbeiträgen erhöhen. Nun bringt der Jahresbericht ein Verzeichnis der 1848 in der Anstalt Gestorbenen. Der Tod hielt oft Einzug in der Stätte des Elends und der Geplagten. 10 Insassen sind in dem Jahre heimgegangen, darunter ein 15 jähriger aus Biehla, ein 19 jähriger schlesischer Tischlergeselle und eine 20 jährige Dienstmagd. Anschließend folgt diesen Mittei lungen ein Auszug der Kranken nach den Krankheitsfor men. Über 80 verschiedene Krankheitsformen zählt Dr. Röderer bis ins einzelne auf. Wieviele Leiden, wieviele Schmerzen hat es da in den Krankenzimmern gegeben! 221 wurden überhaupt verpflegt, davon sind geheilt oder ge bessert 177 entlassen worden oder abgegangen, 10 gestorben, 6 ungeheilt entlassen worden oder abgegangen und 28 noch in Behandlung geblieben. 51 werden an Krätzansschlag lei dend angegeben. Von den 221 „verpflegt wordenen Indi viduen", wie cs im Bericht heißt, befanden sich 1848 189 Per sonen zum 1. Male, 23 zum 2. Male, 7 zum 3. und 2 zum 4. Male in der Anstalt. 177 waren Männer, 44 Frauen, aus dem Königreich Sachsen 171 Personen, die anderen aus dem Ausland! Das mutet merkwürdig an, doch hier versteht man unter Ausland: Preußen, „Baiern", „Württemberg", Böhmen, Hannover, Hessen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hes sen sGroßherzgt.), Sachsen-Weimar, Altenburg, Holstein, Hamburg. Aus den sächsischen Landen stellt der Landkreis der Oberlausitz die meisten, nämlich 71 Kranke, also Insassen, 32 die Heimatstadt Kamenz und Dorfschaften, ebensoviel der Meißner Kreis, 18 der Erzgebirge!, 11 der Leipziger und 7 der „Vogtlänöische" Kreis. 1 Hamburger ist mosaischer Religion, 1 Hesse „Reformierter", 23 sind Katholiken und die anderen 196 evangelischen Glaubens. Vom Stande sind von den 221 146 Gelehrte, Künstler und Handwerker, und ! nur 75 sind Dienstboten, Tagelöhner und Landleute! Aus deu damals ärmeren Volksschichten finden wir demnach nur nahezu ein Drittel in Verpflegung im Barmherzigkeits stift. Daß auch außerhalb der Anstalt Kranke aus Stadt und Umgegend, soivie erkrankte Durchreisende, mehrere Personen zu wiederholten Malen, „unentgeltlich" behandelt und mit „Medicin" versehen worden sind, wird am Schlüsse dieser Übersicht noch vermerkt. Mit derselben Gründlichkeit, wie sie alle Tabellen auf weisen, ist am Ende des Jahresberichts noch eine Ein nahme- und Ausgabespalte eingetragen. Trotz der ungün stigen Zeit 1847-48 verbleibt ein Kassenbestand von 131 Reichstaler 28 Ngr. 6 Pfg.I Unter den Ausgaben finden wir besonders angegeben 17 Taler 5 Ngr. 3 Pfg. für Bar bierlohn! Man staunt, wenn man Zahlen bis 7000 Taler liest. 11600 Taler Vermögen bedeuten das Gartengrund stück smit 2000 Taler), das Stiftsgebüude smit 8000 Taler) und das Jnventarium (mit 1600 Taler). Genug der Zahlen, genug des Blätterns im Röderer- schen Heftchen! Es hat uns viel erzählt und besonders das gesagt: Die Geschichte des „Lessing-Denkmales" der Sechs stadt Kamenz ist ein treuer Zeitspiegel vergangener Nöte ! und Aufopferung. Arthur Grünewald. ! Männer der Heimat III. Karl Gustav Nicht Trotz aller Bescheidenheit ist Karl Gustav Nicht iu Reichenbach O.-L. eine stadtbekannte Persönlichkeit. Das macht sein reiches Wissen in heimatkundlichen und geschicht lichen Dingen, und das macht auch seine rührende Liebe zu „seinem" städtischen Museum, das eigentlich durch ihn so reichhaltig, wie cs heute dasteht und manche Sammlung größerer Orte zu beschämen vermag, zu Stande kam. Jahr zehntelang zog Karl Nicht über Land rundum und sam melte, bewahrte so manch Stück alter Vauernkunst oder ge schichtlichen Wertes vor dem Untergange, oder sorgte dafür, daß, wo es anging, es an Ort und Stelle erhalten blieb und gewürdigt wurde. Karl Nicht ist auch ein guter Ken ner der alten Flurnamen, so daß mancher historische Pfad der Gegenwart erhalten blieb. Auch schriftstellerisch be tätigte er sich ab und zu, so z. B. im Heimatkalender für Reichenbach O.-L. 1925: „Kleine Bausteine zur Geschichte von Reichenbach O.-L.", und von der Eifrigkeit seines „Studiums" liefert auch seine ganz hübsche „Privatbiblio thek" einen Beweis. Jndeß ist der Lebensgang dieses einfachen Mannes bald dargestellt: Am 6. Oktober 1868 in Reichenbach O.-L. am Alten Ringe geboren, gehörte er einer alten Schuhmacher familie an und lernte nach seiner Konfirmation selbst dieses Handwerk, das er noch heute, nebst dem Berufe der Land wirtschaft, betreibt. Mit 32 Jahren hat er erst geheiratet und ohne Nachkommen konnte er umso besser seinem schon zu seiner Kinderzeit sich bemerkbar machenden, wohl von seinem Urgroßvater, dem Ortsrichter Joh. Gottfried Mül ler, geerbten Geschichtssinne nachgehen, wie sich auch so dem öffentlichen Leben widmen, das ihm seit schon 20 Jahren das Amt eines Stadtverordneten und seit 3 Jahren das eines Kreistagsmitgliedes zukommen ließ. Möge er noch lauge diesem verschiedenseitigen Allgemeinwohle dienen können. Mättig. De ahle Eebe (Am Fuße des Hochwaldes, in Krombach i. B., steht eine angeblich 2000 jährige Eibe.) Goar motcherlee kimmt ee'm asu ei'n Kupp wull rei, Gicht ees bei sicht an'n Boome nie ock fix verbei, Nee, bleibt ma stiehn un guckt un denkt'ch asu Goar villerlee ei senn Berstiehstemtech derzu. Woas de a Menschenskind wull eegentlich ock ies, Doas wurd ee'm bei sicht Alderdum gewieß: A Brinkel ock, a Bissel, suste nischte mieh, Doas stallst de vier uhf inser Arde ock doohier! Doo gieht d'ersch uhf, wie gruhß de Walt maag sein, De ganze Walt soamst Snnn'- un Sterndelschein! Un denkt'ch ock oa, woas hoat jerr Boom nie oalls Gekriggt ei'm ganzen Laben uff a Hoals? Woas ar öerlabt hoat, uee, ma sellt's nie gloo'm, Asu a baal zwee Dausend Joahre ahler Boom! Stich stille, haal an'n Schlang, un goaff'n oa, Oa sichten Boome hängt goar ville droa: Ar gibbt a Zeechen aus verwichen Joahrn, Ar hoat vill Schlaichts un oo wull Guhds derfoahrn, Ar wellte riäden, un mir seilten lauschen, Woas ar asu tutt mit senn Wippel rauschen — . Berstieht er'n, hä? Ar svit, mit inser Walt Wärsch goar noo nie su siähre schlaicht bestallt, Tiäten'ch de Leute oalle ock raicht gntt verstiehn Un nie ees „Hütte" uu ees eegoal „schwoide" zieh«! Asu spricht zu'n'a Menschen, se hoat raicht, wie'ch gleebe, Ei Krumb'ch ei'm Biehmschen de mahlte Eebe. E. Wks., Görlitz.