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104 Gbevlaujitzer Heimatzoitung Nr. 7 rissene Schuhe, Teile von Fahrradmänteln, Kleiderfetzen, Kartoffelsäcke, sonstige Wäschestücke, die er der Bäuerin von der Bleiche gestohlen hat, sogar Metallteile, Knöpfe, Messer und Münzen, die er zur Verschönerung seines Nestes zu sammengetragen hat. Es war nun unsere Aufgabe, auf das fertiggestellte Ge rüst eine solche „Storchenwiege" zu bauen. Neben einem riesigen Haufen von Birken- und Ktefernästcn in allen Stärken, wurden zwei Handwagen trockene Quecken und Schilfstengel sowie ungefähr 2 bis 3 Zentner Erde und Grasbatzen angefahren. Der Bau ging verhältnismäßig leichter und schneller von statten, als wir dies uns vor gestellt hatten. Die Aste wurden sorgsam miteinander ver flochten, dazwischen kamen dünnere Zweige, und in Körben wurden die benötigten Grasbatzcn, Erde, Quecken und Schilfstücke auf das Dach befördert und mit verarbeitet. Um das Nest zu vervollkommnen und eines Storchenpaares würdig zu gestalten, ließen wir noch ein Paar zerrissene Handschuhe, ein altes Taschentuch und einen alten Strumpf darin zurück. Nach einigen Stunden eifriger Arbeit hatte Commerau sein neues Storchnest! In fast drei tägiger Arbeit war es entstanden und hat einen Umfang von 4,5 bis 5 Meter und eine Höhe von 30 bis 35 Zenti meter. Um ein ideal gelegenes Storchnest ist die Oberlausitz nun zwar reicher geworden, es fehlen aber noch die Störche! Selbstverständlich sind wir uns darüber keine Minute im Zweifel, daß sehr leicht der Fall eintreten kann, daß alle Mühe und Arbeit umsonst und vergeblich gewesen ist' wenn jedoch in Zukunft weitere Neuansiedlungsversuche dieser Art in geeigneten Gebieten unserer Heimat ge macht werden, so liegt es durchaus im Bereich der Mög lichkeit, daß eins von vielen errichteten Nestern bezogen wird. Damit hätten wir schon viel gewonnen! Naturliebenden Landwirten, die in geeigneten Gebie ten wohnen, bietet sich hier eine dankbare Aufgabe; denn wir sind es unserer Heimat schuldig, alles zu tun, was in unseren Kräften steht, um ihr diese einzigartige Perle der Vogelwelt solange wie möglich zu erhalten. Wieviel würde unserem Landschaftsbilde fehlen, wenn es für alle Zeiten solchen Reizes beraubt wäre! Verarmt wäre dann unsere Heimat um ein unwiederbringliches Stück Poesie und nur wissenschaftliche Statistiken und leblose Museumsstücke könnten unseren Nachkommen von dem einstmaligen blühenden Bestände „Adebars" erzählen! 3m knospenden Wald Der Wald ist voll goldener Ostersonne. Eine wohl tuende Feiertagsruhe ist in ihm. Auf seinem falben Boden leuchten unzählige weiße Blütensterne. Anemonen, weiße Osterblumen. An Sträuchern ein Sprießen und Knospen. Die Esche hat schon ihre Blätter draußen, noch ganz frisch und kraus. Das schönste sind die blühenden Saalweiden, die mit goldigen Blüten durch den Wald schimmern, Oster- lichterbäume. Ein frühes Hummelchen summt im süßen Duft. Ein Falterpaar, braun und gelb, schwingt über den Weg, der noch voll welkem Laube liegt. Es zwitschert und singt in den Zweigen. — Am Waldsaume sitze ich nieder. Wie schön ist das Land! Die blauen Berge rahmen es ein. Grün steht die Saat. Braune Ackerbreiten, frischgepflttgt, schmucke Dörfer, die Gärten darin noch voll Schlaf und Traum, nur der Wald hat schon zarte Farbentupfen. Der Himmel ist voll Licht und Glanz. Eine Lerche jubelt über den Feldern. Wie ein stilles Ostergebet ist das alles und die Kirchtürme darin sprechen das Amen. Da muß ich die Hände falten und danken für das schöne Osterfest, und daß ich es wieder erleben darf und einen Frühling mit ihm. — Auf dem Heimweg kaufe ich von einem Kinde einen Strauß Himmelschlüssel. Ja, es ist alles erschlossen dem siegenden Osterlicht und Erde und Menschenherzen sind aufgetan für die heiligen Auferstehungswunder der Oster- gnade! Marg. Reichel-Karsten. Wuron dr ahle Hiersche-Emil markt, doß Ustern is A. Neumeister Htersche-Emiln kennt jeds an Dürfe. Ubn usfn Barge wohntr. Wie ar nv jungk wor, do postierte an Dürfe ne eene Dummheet, wu ar ne dobei wor. Jtze abr, do de Hoore schnieweiß worn, un o dos Loosen nimmie rächt giehn wullte, soß ar de meeste Zeit an Häusl, un wies abn immer schlachter wor, kom ar bahle keene Minute vu sein Fanstereckl weg. Bloß im Ustern rim wurds annersch. Senne Frv, de zwvr v huch a de sechzscher Johre gingk, hotte do grüß Reenemachn. Kee Ürtl an Häusl blieb do verschunt. A jede Ecke steebert se mitn noßen Loppen. Im de Zeit, do worsch nimmie schiene drheeme. Un Heuer worsch grodesu. Weil abr de Sunne rächt freundlch schien, do nohmch Hiersche-Emil de Kricken un wannerde vu dr Stube usfn Bodn. Ar wulltch suwiesu amol ane ahle Pfeife drüben suchen. Wie a sn mittn an schtenkrn is, olles durchanander schmeßt, do kimmtn o a schienes Hulzkastl a de Hände, un wie as uffmacht, do klimpern ane ganze Wulke Guldstickl drinnerimm. Nanu, denkt ar sich, wu kumm denn die har. Nu ar nimmt se ausn Kastl raus, schtecktse fürstchtsch a de Lösche un gieht wiedr nunner vun Bodn. Senner Ahlen drzähltr abr nischt. Ar soit ihr bloß, ar ginge amol zen Kantr. De Fro schläd de Hände übrn Kuppe zesomm un konn kee Wert! soin. A ganzes Johr ös 's nu har, doß ar ne ausn Häusl getratn war un heute uff emol. Do wor wos ne ganz richtch. Dr Kantr wunnertch o ne gorschtch übr Hiersche-Emiln sen Bsuch. Wie öarn dorno irscht de Guldschtickl zeigt und soit, wu ar se gfundn hätt, do findt ar gor keene Wurte. „Weeßte, Hiersche-Emil, doß de do a Brmögn an Hän den host? Wenn de die a de Schtodt neischoffst as Museum, do krigste abr an Botzen Scheine drfür." „Nunu, machts ock ne su org. 's wär o ganz schiene, denn de Pfenge wulln suwiesu ne reechn." „Wenn dirsch eegol is, Emil, do fohrn mer nommitsch nei. Zon Obend sein mer wiedr do." „Ich tät schun mittgiehn, mußt abr a brinkl langsam lotschn, doßch mit furtkumm." Hiersche-Emil gieht wiedr heem. Senner Fro soit ar, se sulln glei de gutn Sachn zoracht liägen, ar gieht a de Schtodt. „Wie willst« hinnte no neikumm, mit denn humpeln, du bist wühl nimmie rächt drheeme. Wenn de abr mußt, do lotsch ock zu. War giehtn nommie mit?" „Dr Kantr!" „Nu, do mißtr abr wos Wichtches fürhonn." „Hobn mer o!" „Kannst mer denn ni soin, wos dr wullt?" „A brinkl Tobak willch mr koofn. Wenn de wos zv Ustern brauchst, darfst ock soin, su imma zwanzch, dreisch Mork hoch amende überch." „Neenee, mei Ahler, an April loß mich vu dir ne schickn!" „Du wirschts schun ürlaben." Und 's wor v su, wie dr Kantr gsoit hotte. De Mu- senmsleute kooften Emiln de Guldschtickln vu hunuerd Johrn mit gschmotzten Händen ob. Senner Ahlen nahm ar o wos rächt schienes mit heem, un dar bliebn bahle de Ogendeckl stiehn, wie se olles hielte. Nuja, monchmol Hot o dos grüße Reenemachn a Ustern an praktschn Sinn.