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Nr. 6 Gbsrlauptzer Aber erst im 18. Jahrhundert finden sich Männer, die an sehnliche Klavichorde Herstellen, wie der schon erwähnte Georg Haase um 1700, von dem sich noch eins im Heyer- Museum tjetzt bei der Universität Leipzig) befindet. Auch Haases Sohn, Johann Georg Haase, war mehr Instru mentenmacher als Orgelbauer. Bedeutendes leistete auch Johann Gottfried Augustin, der in der Zeit von 1789 und 1802 selbstgefertigte Klaviere, darunter ein Flügelsorte piano und eine Davidsharfe (aufrecht stehendes Instru ment), anpreist. In Zittau wurde 1670 ein Kielflügel für die Kirchenmusik unter Andreas Hammerschmieöt beschafft. Sonst galten als Hauptinstrumentenmacher Valentin Eng lert und Johann August Schmahl (1800). Hierauf trennten sich allmählich die Berufe, Knothe senior und junior waren ausgesprochene Klaviermacher und Flügelbauer, lieferten auch bereits nach England und Amerika, und ebenso Gra bowski. 1832, nach anderer Lesart schon 1824, ließ sich in Zittau als Flügelbauer Anton Perzina nieder. Mähre von Geburt, hatte er 1816 das Tischlerhandwerk erlernt und darauf in Wien, Bautzen, Zittau, Chemnitz und Dresden gearbeitet. Er ist 1863 in Zittau gestorben und hat viele tafelförmige Instrumente und vorzügliche Flügel in schön ster Ausstattung hinterlassen. Im Stadtmuseum zu Zittau steht ein Flügel solidester Art, der erst kürzlich noch bei einer musikalischen Vorführung benutzt werden konnte. Die Firma Perzina hat sich später in Mecklenburg-Schwe rin ansässig gemacht. Seit 1800 löste die Hammermechanik alle älteren Konstruktionen ab, erst nach Wiener und Pari ser, dann nach englischer Art. Dazu kam der Eisenrahmen und die Kreuzsaitigkeit. Die Klavierbauer der Oberlausitz machten sich die Neuerung sehr bald zunutze, Schubert in Bautzen, auch die Löbauer Hieke und Eule (1842), der Vater des Orgelbaumeisters in Bautzen. Alle aber überragte der von ihnen herangebildete Friedr. August Förster in Löbau, dem es gelang, eine ausgesprochene oberlausttzer Klavier industrie zu begründen. Eine Erfindung und Patentierung vom Jahre 1865, „der eiserne Pianorahmen nebst Verbindung mit dem Stimmstock" und andere Verbesserungen, wie nicht minder später die für besondere Zwecke geschaffene Ton erweiterung eines Flügels von 88 auf 176 Tonstufen (Vier teltonflügel), kennzeichnen den Anfang und das Ende der bisher erreichten Ziele dieser durch den Sohn Caesar und die Enkel Gerhard und Rudolf Förster nun schon in der dritten Generation blühenden Großfirma. Sie fabriziert das Haus- und Konzertinstrument nach mehreren Model len in seltener Güte und Vollkommenheit und darf sich mit den in- und ausländischen Welthäusern messen. Die Feinheiten in Mechanik, Intonation und Spielart, die' Präzision und Repetition sind auf Höchstleistung eingestellt. Ein großer Teil der Fabrikate geht ins Ausland. Zwar hat der Krieg manche Verbindungen gelöst, aber sie bahnen sich auch allmählich wieder an. Die Solidität und die Klang schönheit der individuell gearbeiteten Försterinstrumente sind unvergessen geblieben und für sie die beste Empfeh lung und Reklame. Dem Löbauer Unternehmen steht ein zweites in Georgswalde in Böhmen zur Seite, beide Fabrikanlagen sind mit neuzeitlichen Einrichtungen ver sehen und beschäftigen einen sicheren, meist ansässigen Stamm von Arbeitern und Beamten. Seit 1911 besteht in Seifhennersdorf eine Zweigfabrik der großen Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmer mann, Aktiengesellschaft. Sie befaßt sich in der Hauptsache mit der Herstellung der in der ganzen Welt bekannten Gebr. Zimmermannschen Handspielinstrumente und hat eigene Mechaniken- und Klaviaturfabriken. Die Belegschaft ist recht ansehnlich, die Fabrikanlagen sind ebenfalls ganz modern und ermöglichen rationelles Arbeiten. Nach der Ende 1926 erfolgten Vereinigung der Ludwig Hupfeld Aktiengesellschaft in Böhlitz-Ehrenberg mit den Zimmer mannschen Betrieben unter der Firma Leipziger Piano forte- und Phonolasabriken Gebr. Zimmermann, Aktien Helmatzeitung 85 gesellschaft, ist auch in der Seifhennersdorfer Fabrik die Herstellung von Einbauinstrumenten für die Hupfeld-Pho- nola-Pianos hinzugekommen. An den Haupthandelsplätzen unterhält das Gesamtunternehmen eigene Berkaufsnieder- lassungen. Auf ältere Begründungen in der Oberlausitz gehen noch die Firmen Crasselt Raehse, G. m. b. H., in Löbau und Max Donath in Zittau zurück, die namentlich solide Pianos in mittlerer Preislage anfertigen. Max Donath hat sich auch sonst als Vertreter fremder Fabrikate in letz ter Zeit sehr gerührt und in seinem Geschäftshause einen hübschen Musiksalon eingebaut. Pianos und Musikinstru mente liefern Heppel <L Theilig in Zittau in Fortsetzung des alten Hauptschen Geschäftes. Als Handelshaus großen Umfanges für Pianos, Harmoniums und Musikwerke ist endlich noch die Firma Hermann Haase in Zittau, Markt 13, zu erwähnen. Für die Herstellung »nd Reparatur von Streichinstru menten in Zittau kommen nach wie vor Bruno Callsen und O. Kerner in Betracht, für die Anfertigung von Blech blasinstrumenten ist die alte Firma Weber L Roßberg Nachf. noch immer maßgebend. Damit hätten wir die Übersicht über die Musikinstru mentenindustrie der Oberlausitz beendet. Ob ihr in der Zu kunft ein großer Aufstieg beschieden sein wird, hängt von vielen Umständen und Zufälligkeiten und von den Zeit verhältnissen ab. Gewiß gehört dazu in erster Linie eine gute Finanzgebarung in der Form des Kredits,- der Kre dit wird durch solide Geschäftsgrundsätze erworben. Unter nehmungsgeist und kaufmännische Intelligenz müssen als Fundamente die Fabrikation tragen. Über allem aber steht die Bildung und die Einsicht der jeweiligen Geschäftsleiter in die Kunst, Wissenschaft und Technik ihres Spezial gebietes. Was wäre der Jnstrumentalkünstler ohne die Möglichkeit, auf einem nach den Gesetzen der Akustik ge bauten und wohlklingenden Werkzeug spielen zu können? Der Adel des Jnstrumentaltones ist in eure Hand gegeben, ihr Erzeuger der Musikinstrumente, wahret ihn, den Zau ber seiner Seele wird der Künstler dann schon wecken. Rund um den Valtenberg Nierich - Neukirch Der Valtenberg, der gewaltige granitene Eckpfeiler unsers Lausitzer Gebirges, erfreut sich seit der neuen Be wirtschaftung eines regeren Besuches als zuvor, und der frühere Wirt der „Götzinger Höhe", Herr Wenzel, hat es verstanden, in den erneuerten Gasträumen den Aufenthalt so angenehm zu machen, daß der gute Ruf des Berges wie der neubelebt in aller Munde ist und sich sogar eine kleine Gemeinde ständiger Besucher gebildet hat. Aber etwas hat der Berg doch eingebüßt, nämlich die Romantik der trau lichen Petroleumlampe, die die Menschen der Neuzeit nicht mehr kennen, die aber unbedingt hineingehört in stille Forsthäuser, entlegene Gehöfte und windumbrauste Berg gasthäuser. Wenn kalter Herbstregen dem einsamen Wande rer ins Gesicht peitscht und der Sturm in den alten Buchen heult, dann ist es einsam auch in einem Berggasthause, und man trifft nur die oben, denen auch dann die Liebe zur Natur aufgeht, wenn die Elemente entfesselt sind. Dann ist es ein Gefühl der sicheren Geborgenheit, wenn im Kachel ofen die Scheite prasseln und die Petroleumlampe ihr mil des Licht über den Tisch ergießt. Doch für derartige Roman tik, in der einst die schönsten Sagen und gruseligsten Ge schichten erzählt wurden, hat die Neuzeit kein Empfinden mehr, sie stellt andere Anforderungen, und auch die stillen Winkel werden von dem Fortschritt erfaßt. So ist auch aus dem Valtenberge der Kachelofen von der Dampfheizung ab gelöst worden und Besuchern, deren Gleichgewicht oben etwas ins Schwanken geraten ist, wird der Heimweg durch elektrisches Licht kenntlich gemacht.