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Gberlausitzsr Helmatzeitung -Nr. 7 Müller, Müller, Mahler, Hat den Sack voll Taler, Hat den Sack voll Hühnerdreck, Hat'm Müller gut geschmeckt. (Großpostwitz b. Bautzen.) Hat nich feste zugeflickt, Sin se alle rausgehüppt. Müller, Müller, Mahler, Buben kosten en Taler, Mädel kosten en Taubendreck, Die schippt man mit der Schippe weg. (Sachs. Schweiz.) Müller, Müller, Mahler, Die Mädchen kriegen en Taler, Die Jungen kriegen e Reiterpferd, Das is tausend Taler wert. (Groitzsch.) Müller, Müller, Mahler, Der Scheffel kost en Taler, Müllers, Müllers Neiterpferd, Das ist 1000 Taler wert. (Löbau.) Für die alten Mühlen hatte der Mühlesel die größte Bedeutung, der die Korn- und Mahlsäcke zu- und wegtrug. An ihn erinnert noch das alte Kinderliedchen, das als Aus zählreim verwendet wird: Ich und Du, Müllersch Kuh, Müllersch Esel, das bist du. Z. 2. Auch wohl: Bäckers Esel Mit zwei anderen für diebisch geltenden Handwerkern wird der Müller in Zusammenhang in dem lustigen Reim genannt: Der Müller mit der Kratz, der Bäcker mit der Kratz, Der Schneider mit der Schnepselschar, Wu sein d'n die drei Spitzbubn har? (Schlegel-Burkersdorf.) Der Dorfmüller mag wohl in vielen Fällen zugleich der erste Dorfbäcker mitgewesen sein, obgleich bis ins 19. Jahr hundert hinein in vielen Bauernhöfen der Backofen noch im Hofe selbst vorhanden war und regelmäßig zum Brot backen, vor allem aber zum Kuchenbacken, zu Festzeiten verwendet wurde. Das Bäckergewerbe hat sich ebenso wie das des Fleischers erst in der Stadt so recht ausgebildet. Daß in den alten Dörfern und Städten meist mehrere Mühlen vorhanden waren, erkennt man noch an dem häu figen Vorkommen des Familiennamens Müller und dessen verschiedenen Formen: Nieder-, Mittel-, Ober-, Busch-, Au- müller usw. Daß der Müller und die Müllersknechte früher eine typische Erscheinung in der Dorfbevölkerung gewesen sind, beweist eine alte Redensart der Löbauer Gegend, die auf schlechte Zeiten hindeutete: Die Müller tragen jetzt ooch ihre Bütte vere hütt't (d. h. verkehrt, weil sie der schlech ten Ernte wegen nichts drin hatten). Die alten Mühlen, Wasser- und Windmühlen, viel um rankt von uralter Volkspoesie und Romantik, sind heute auch im Aussterben, der Großbetrieb, die Dampfmühle, verdrängt sie immer mehr, und die angeführten Volks dichtungen bleiben allein als Überbleibsel aus alter Zeit und Erinnerung an alte Zustände. Das Zittauer Heimat-Museum für Geologie und Vorgeschichte (im dortigen Johannen m) Ein Museum sott nicht bloß eine Ausstellung sein, die, einmal aufgebaut, fertig dasteht und dem Verstauben preis gegeben ist: es soll auch kein Speicher sein, in dem die Schätze ins Uferlose aufgehäuft werden. Natürlich wird die Zahl der Objekte immer zunehmen. Vor allem aber müssen weniger gute Stücke durch bessere ersetzt werden. So wirb das Museum in ständigem Aufbau und Umbau begriffen sein. Nur dann wird es seine Anziehungskraft auch dem Laien gegenüber bewahren. Diesem Ziel ist das Heimatmuseum im Johanneum auch im vergangenen Jahre mit Erfolg nachgegangen. Wie der wurde es um einige wertvolle Objekte bereichert. Von Wanderungen (der Volkshochschule, gemeinsam mit der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft) brachte man eine Menge ausgewählter Stücke mit: so von Königshain Ganzgranite, Kontaktmineralien, besonders Molybdän glanz: vom Orgelstein bei Bühmisch-Zwickau Sandsteinsäu len und vom Steinberg bei Ostritz Tuff und in Basalt eingeschlossene verkieselte Stämme. In sieben Ausflügen wurde gerade dieses letzte Gebiet eingehend behandelt (Ver messungen, Profile, Photographien). Mineralien der Um gebung von Naspenau, Malachit und Bleiglanz von alten Halden bei Frauenberg sammelte Herr O. Mießler. Herr E. Zöllner stiftete beim Straßenbau in Olbersdorf gefun denen Schwefelkies und Knochen vom Rhinozeros, Herr Kantor Bauer-Jonsdorf Beckenknochen vom Wildpferö (ebenfalls beim Ausschachten der neuen Autostraße am Ol bersdorfer Steinbruch gefunden), Herr Ingenieur Ernst Schenkelknochen vom Wisent aus der Pethauer Lehmgrube. Ferner wurden geschenkt: Graptolithen aus der Nordlausitz (von H. Ulbricht-Bautzen): Säulen von Sandstein und Ba salt, versteinerte Hölzer (Herr Fabrikbesitzer Dr. H. Schu bert): Versteinerungen vom Trögelsberg (Herr Studien direktor Dr. Suhlender): ein Gneiseinschluß im Basalt (Herr Kaiser, Bahnhofstraße): Porzellanjaspis von der Frauentorstraße—Park (Herr Dittrich): 60 Würfel von Granit der Lausitz (Amtshauptmannschaft). Das Wasserbau amt überwies acht Bohrproben in Standzylindern von Oybin: das Tiefbauamt Profile und einen Zehenknochen vom Wildpferd (von Kleinschönau): eine Reihe kleiner und großer Photographien (Herr Lehrer Gäbler-Kleinschönau und Herr Kaiser): 120 Photographien und Postkarten (Herr Buchhändler Klotz): Holz (Herr Stadtrat Korschelt): Glas (das städtische Bauamt): eine Arbeit über das Braunkoh lenwerk Hirschfelde mit großen Zeichnungen und Profilen (Herr Zeichenlehrer Weber): Abhandlungen der Natur forschenden Gesellschaft Görlitz (Frau Veterinärrat Eich horn): die Veröffentlichungen der Gesellschaft für Zittauer Geschichte (Herr Oberschulrat Seeliger): eine Karte des Flußgebietes der Südlausitz (Herr Richter): SO Mark in bar stiftete der Verkehrsverein. Außerdem schenkten Herr Fabrikbesitzer Dr. Schubert eine große Schmetterlings sammlung, Frau Direktor Roth ein Anzahl Glasschränke. Sie sind erst zum Teil dem Heimatmuseum einverleibt worden. Ausführliches sagt darüber der Jahresbericht des Realgymnasiums. Schließlich sei noch erwähnt, daß wiederum mehrere hundert Stunden Arbeit in uneigennütziger Weise geleistet wurden von Herrn O. Mießler, den Herren Kaiser sen. und jun. und Schülern des Realgymnasiums, beson ders von der Obertertia. Mit dem herzlichen Dank an alle Mithelfer und Geber — ebenso an die hier nicht namentlich Genannten — verbindet sich die Bitte, auch im neuen Jahre Freund und Förderer unseres Heimat museums für Geologie und Vorgeschichte zu bleiben. Aller Voraussicht nach wird bas Museum nur noch einige Sonntage nach Ostern geöffnet sein, sonst erst nach vorheriger Anmeldung beim Hausmeister des Johanneums. D r. Heinke. Das Dezugsgeld für die „Heimatzeitung" ist stets im Voraus oder zu Beginn eines jeden Viertel jahres zu entrichten. Die Einzahlungen Können an die Geschäftsstelle oder auf Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 275.34 erfolgen,