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Nachdem die Singschar zwei weitere Volksweisen zu Gehör gebracht, gab die achtjährige Schülerin der Pesta- lozzischule, Gerda Schöngale, einen Beweis seltener Vor tragskunst mit dem Gedichtsvortrag „Heimat". Der wen dische Verein „Jednota" aus Radibor unter Leitung seines Meisters Lehrer Nauke bot drei gemischte Chöre in wen dischem Text, denen die deutsche Übersetzung durch den Dirigenten vorausging.: „Schöne Lausitz", „Teufelstanz", „Guten Abend, Mütterchen". Unter Instrumentalbegleitung gingen durch den Volkstanzkreis Bautzen verschiedene neu zeitliche Jugendtanzarten vor sich und es war eine Helle Freude, die Mädels und Burschen in ihren Bewegungs tänzen zu bewundern,- es wäre nur zu wünschen, daß sich bei unserer deutschen Jugend diese Bestrebungen für die Volkstanzbewegung immer mehr durchringen möchten. Wendische Tanzpaare in ihren heimatlichen Trachten zeigten hierauf ihre Tanzarten, teils mit Gesang begleitend. Den Grundakkord des Abends, der dem Gedenken Wilhelm Friedrichs galt, gab der Schriftleiter Herbert Henkner- Vautzen in seiner Ansprache: „Was ist uns Wilhelm Friedrich?" In knapper, aber alles umfassender Form widmete Redner dem toten Munöartdichter ehrende Worte des Gedenkens, und seine von echtem Heimatsgefühl und lausitzer Volkstum getragenen Ausführungen hinterließen auf die imposante Festversammlung tiefen Eindruck und dankbar quittierte man durch reichen Beifall für das Ge hörte. Nach einer kurzen Pause brachte nunmehr die „Tha- lia"-Reichenau Wilhelm Friedrichs: „'s Gescheeche" in einem Akt zur Aufführung. Die Darsteller hatten wieder einmal einen besonders glücklichen Tag; durch die Darbietungen des Abends begeistert, setzten sie alles daran, ehrenvoll die ses kleine Werk Wilh. Friedrichs durchzuführen und es ist ihnen vollkommen gelungen. Stürmische Heiterkeitsaus brüche erdröhnten und als nach den anschließenden altlau- sitzer Tänzen sich der Vorhang schloß, rief anhaltender Bei fall die Reichenauer immer wieder Hervor. Auch Reichenau hat würdig zum Gelingen des Abends mit beigetragen! Herr Max Zeibig ging in seinem Schlußwort noch ein mal auf das Wort „Heimat" in begeisterten Worten ein; Heimat sei nicht bloß ein Wort romantischer Schwärmerei. Innig waren seine Ausführungen über Heimatliebe; mit der Bitte an Alle, jederzeit zur Verwirklichung dieses Ge dankens mit beitragen zu helfen, damit es wahr werde: „In der Heimat ist es schön" schloß der Redner. Ein Reiche nauer, Herr Kaufmann Oskar Rolle aus Löbau, der sich wiederholt erfolgreich durch mundartliche Dichtungen aus gezeichnet hat, brachte ein dichterisches Erzeugnis: „War aus ür Äbrlausitz ös, dar wörö ons schon verstiehn" ein drucksvoll zu Gehör, und als seine Tochter die Dichtung ge sanglich zum Vortrag brachte, stimmten froh gelaunt die Hunderte von Besuchern jedesmal in den Kehrreim ein. Damit hatte der Heimatabend seinen Abschluß gefunden, der trauliche Stunden einer Sammlung, erquickende Rast im Maschinenlärm unserer Tage bedeutete und Allen un vergeßlich sein wird, die ihn mit erleben durften. Der Abend war von einem hohen Ziel gekrönt: das Lebenswerk Wilhelm Friedrichs lebendig zu erhalten, um sein Schaffen für lausitzer Volkstum durch Drucklegung seiner Werke der Nachwelt zu erhalten. — Nach dem offiziellen Teil des Abends weilte die Reichenauer Heimatspielschar „Thalia" im Kreise lieber Bautzner Herrschaften noch ein Stündchen, das bei musikalischer Unterhaltung durch ihre mitgeführte Kapelle und bei Ansprachen sich überaus gesellig gestaltete, und nur allzu schnell rief die Pflicht des angebrochenen Tages zur Heimfahrt. Dverlausitzer anvsSerrte veft-Nt W «-ft vtc vi-rt-Ifüyrltkh L.L» SN«. Vom Warnsdorfer Burgsberge Ium 25jährigen Bestehen der Burgsbergwarie Sie ist zweifellos eine der schönsten und eindrucksvoll sten Bergwarten im Gebiete unseres an Berggaststätten durchaus nicht armen Grenzgebirges. Hoch erhebt sic sich über die bewaldete Klingsteinkuppe des auf der Orts- und Lanüesgrenze zwischen Warnsdorf und Seifhennersdorf ge legenen Burgsberges. In der Form eines turmgekrönten prächtigen Schloßbaues grüßt die Warte weit ins Land: ein ragendes Wahrzeichen opferwilliger und tatkräftiger Heimatliebe. Eine solchermaßen ausgezeichnete Bergeshöhe verdient es wohl, daß wir etwas näher eingehen auf Wesen und Art, auf Geschichte und Sage dieses bemerkenswerten Heimatpunktes. Wenn wir zunächst einen Blick werfen auf des Berges Stellung in der Erdgeschichte, so ist klar ersichtlich, daß sich sein Felsenkern aus einem jungvulkanischen Gestein, dem Phonolith oder Kling st ein, aufbaut. Unsere Er hebung, die eine Meereshöhe von 442,3 Meter erreicht, ge hört einem phonolithreichen Höhengebiete an, das sich an schließend an das böhmische Mittelgebirge von der Gegend um Steinschönau bis über Zittau hinaus erstreckt. Die Ab sonderung der mehr stockartigen Massen ist zumeist säulen förmig, wobei die Säulen nach oben zusammen laufen. Nadel- und Laubwald, in dem die Buche vorherrscht, um schließen seinen Gipfel von allen Seiten. Die am Süd hang des Berges wahrzunehmenden Mauern dürften aus ehemaligen Weinbau verweisen, eine an der Südostseite von der Bergspitze sich herabziehenöe Mauer aus Basaltblöcken <?) ist nach Dr. Hantschel möglicherweise vorgeschichtlichen Ursprungs; allerdings erst eine sachgemäße Untersuchung könnte hier Klarheit schaffen. Der Name oder vielmehr die Namen des Berges haben verschiedene Deutungen und Herleitungen erfahren. Neben der heute fast ausschließlich gebrauchten Bezeichnung „Burgsberg" findet sich der noch unlängst häufig gebrauchte Name „Worbsberg". Trotz aller Erklärungsversuche ist es bisher nicht einwandfrei bewiesen, welcher von den beiden Bergnamen der ursprüngliche und demnach der richtigere ist. 1716 bereits nennt ihn der gut unterrichtete Geschichts schreiber Carpzov „Burgs-Berg", 1775 heißt er auf einem Warnsdorfer Ortsplan ebenfalls „Vurgsberg", auch Obereit bezeichnet ihn 1780 auf seiner zuverlässigen Karte, die als wichtiger Vorläufer der „Sächsischen Meßtischblätter" gilt, als „Burgberg". Ob sich für den Namen „Worbsberg" noch ältere schriftliche Zeugnisse beibringen lassen, ist uns un bekannt, wir möchten es aber bezweifeln; in der Mitte des 19. Jahrhunderts war jedenfalls schon der Bergname „Burgsberg" üblich. Das Wort „Worbs" wollen die einen von „worps" - „entwurzelter Baumstamm" ableiten, wäh rend es andere in Zusammenhang mit „worb, warb" falt hochdeutsch hwarb) in der Bedeutung von „Wirbel im Wasser" oder mit dem mittellateinischen „borba - Lehm" bringen. Auch die Entstehung aus einem Familiennamen wird für möglich gehalten. Falls die Bezeichnung „Burg berg" die richtige ist, verdient auch die Ansicht eines hervor ragenden Heimatforschers (Prof. Seeliger - Zittau) Beach tung, nach welcher die Untergaue des alten „Landes Zit tau", dem unsere Gegend nachweislich einst angehörte, je einen befestigten Punkt, eine sogenannte „Burg", besaßen; für die Herrschaft „Tollenstein—Rumburg" käme in dieser Hinsicht unser „Vurgsberg" in Frage. Es haben sich zwar auf ihm bisher keine Spuren einer ehemaligen Burganlage vorgefunden, doch ist wohl auch noch nicht ernstlich danach geforscht worden. Irgendwelche geschichtliche Aufzeichnungen über den Warnsdorfer Burgsberg sind weder aus dem Mittelalter noch aus späteren Zeiten bekannt, erst gegen Mitte des