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reden. Ich will ihnen den Fluch des Mammons schildern. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Was meint Ihr?" Er sah sie hoffnungsfroh an und wartete auf Zustim mung. Aber sie machten verlegene Mienen. „Hm hm," brummte der Vater. „Warum nicht?" sagte die Mutter. Und mit einem vieldeutigen Achselzucken meinte der Bruder: „Kannsts ja versuchen." Der Doktor wollte sich aber nicht entmutigen lassen. Wie oft hatten die Pließöorfer ihn um Rat gefragt, wie oft hatten sie nach seinem Rat gehandelt. Sein Wort hatte ihnen immer etwas gegolten, also würden sie es auch dies mal nicht in den Wind schlagen. „Ja, das will ich," sagte er. „Ich halte es für meine Pflicht. — Kann mir Knecht oder Magd morgen früh eine Stunde zur Verfügung stehen? — Ja? Nun, so will ich Pließöorf schon zusammenkriegen! Und hoffentlich auch zur Besinnung bringen!" Er bückte sich und streichelte den Schäferhund, der sich neben seinem Stuhle niedergelassen hatte. Sofort sprang Wollax auf, legte seine weißen Vorderfttße auf des Doktors Oberschenkel und winselte vor Freude. „Dich soll ich grüßen, Wollax, von Christel und Gott fried!" Der Hund schien es zu verstehen, er nickte und schlug mit dem Schwänze. Dann ließ er sich hinab, legte sich lang, das Kinn auf den gestreckten Vorderfüßen, blinzelte und schien an die schönen Spiele und Spaziergänge mit den Kindern zu denken. Man sprach von dem und jenem. Der Doktor zeigte sich heiterer, und auch seine Mutter tat, als sei nichts zwischen ihnen gewesen. Aus Karls Gesicht aber verschwand ein ge wisser spöttischer Zug nicht, und er warf auch nur ab und zu ein belangloses Wort in die Unterhaltung. Der Alte war nachdenklich und ruhig. Wenn er redete, so klang es beinah demütig. Da sah der ältere Sohn, daß der Vater ihn verstanden hatte. Das stärkte seine Hoffnung, er werde die Gefahr noch abwenden können. Wenn es nur erst morgen wäre! (Fortsetzung folgt.) Lusatla-Vevelne! Laßt die Sdeolaufttzev Heimat-Settimg nicht nur in dem resezieret ziekulleven. f süe den Ginret -sezng * nntee den Mitgliedern VVMIV»V!!IVU!»W!V!!V Aus den Helmatverelnen vervana „Hinatia" (Vorstandssitzungen vom 10. und 24. April) In den beiden Vorstandssitzungen, die erstmalig unter Leitung des neuen Verbandsvorsitzenden Dr. Heinke statt fanden, wurde zunächst die Konstituierung des neuen Ver- bandsvorstanöes.vorgenvmmen. Zweitens wurde ein Rund schreiben an^ie Verbandsvereine festgesetzt. (Am 20. April bereits den einzelnen Vereinen zugesandt. D. B.) Schließ lich unterhielt man sich über die nächsten Verbandsauf gaben, u. a. auch über die im Spätherbst stattfindende Wanderversammlung der sächsischen und nordböhmischen Gebirgsvereine in Großschönau. Die zweite Vorstandssitzung galt vor allem dem neuen Satzungsentwurf. Zwei Vorstandsmitglieder hatten entsprechend den Vorschlägen und Wünschen der Früh jahrsvertretersitzung einen Entwurf aufgestellt, der dann in mehrstündiger Beratung mit kleinen Abänderungen Annahme fand. Der Vorsitzende übernahm die weitere Erledigung. Die Herbstvertretersttzung wird die neuen Satzungen, die hoffentlich ein wertvolles Mittel zum wei teren Ausbau der Lusatia sein werden, endgültig verab schieden. Ferner beschloß man, zur Hauptversammlung der Gesellschaft für Volksbildung die Vorstandsmitglieder Hentschel und Köhler abzuordnen. (Bericht siehe unten!) Vortragsbesprechung vom 24. April in der Eibauer Bahnhofswirtschaft. Der neue Bortragswart Hentschel leitete die Sitzung. 1. Der statistische Wart Köhler gab Bericht über die Erfahrungen des letzten Bortragswinters auf Grund der eingegangenen Rednerfragebogen. (Künftig werden die Fragebogen vom Bortragswart ausgegeben und sind auch an diesen zurückzusenden. D. B.) Eingegangen waren 85 Karten von den Vereinen Zittau, Löbau, Neusalza, Ebers bach, Neugersdorf, Eibau, Leutersdorf, Seifhennersdorf, Großschönau. D. B. äußerte hierzu den Wunsch, daß alle Vereine, die planmäßig Vortragsarbeit treiben, solche Karten ausfüllen möchten, nicht nur die größten. Ferner sei es unbedingt notwendig, daß zur Hebung des Bor- tragswesens auch noch andere Orte bez. Vereine des Ver bandsgebietes, die bis jetzt noch nicht der Lusatia ange hören, erfaßt werden möchten. Zum mindesten ist eine Ar beitsgemeinschaft anzustreben. (Bautzen, Bischofswerda, Großröhrsdorf, Pulsnitz, Volksbildungsverein Kamenz, Gewerbeverein Reichenau u. a.) Die Berichte bringen Vorträge aus allen Gebieten. Besonders stark sind natür lich Lichtbildervorträge aus der Erd- und Heimatkunde vertreten. Einen starken Anteil haben diesmal auch Kon zerte, Theater- und Kunstabende. Die Urteile über die Veranstaltungen waren diesmal schärfer gefaßt worden als im Vorjahre. Trotzdem lauten die meisten auf gut, einige sogar auf sehr gut und vorzüglich. Freilich werden immer örtliche Unterschiede in der Beurteilung bestehen bleiben. Für die einheitliche Auffassung unsrer Vereine ist es aber doch bezeichnend, daß auseinandergehende Urteile nicht vorliegen. Es haben von auswärtigen Rednern gesprochen: Dr. Grotewahl-Kiel 8 mal, Melzer-Dresden 5 mal, Fincke- Leipzig 4 mal, Thomaseth-Wien 4 mal, Kottmann-Stutt- gart 5 mal, Thienemann-Minden 3 mal, v. Buttlar 3 mal, Von den einheimischen Rednern sind Vater-Löbau und Schorisch-Zittau am meisten verpflichtet worden. Bon be kannten Forschungsreisenden sind der Amerikaforscher Baeßler, der Afrikaforscher Verger und die Jndienforsche- rinnen Lola Kreutzberg und Alice Schalek bei je einem Vereine zu Gaste gewesen. Bürgel, Hauser und Professor Thienemann sagten leider ab. Von den künstlerischen Ver anstaltungen sind u. a. vier Ausführungen des Zittauer Stadttheaters, mehrere Schubertfeiern, ein Schuchkonzert und ein heiterer Abend der Dresdner Kleinkunstbühne zu nennen. Der Besuch der Veranstaltungen war in einigen Vereinen fast immer recht befriedigend, in anderen litt er unter der strengen Kälte und wirtschaftlichen Schwierig keiten. Der Berichterstatter schloß mit dem Wunsche, daß das Vortragswesen der Lusatia sich auf den bewährten Bahnen immer höher entwickeln möge, daß jedes Jahr ein oder mehrere Redner von internationalem Ruf gewonnen und daß vor allem der künstlerischen Seite der Volksbil dung immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden möchte. 2. Bei der unverbindlichen Besprechung für den neuen Vortrags winter wurden u. a. Verhand lungen gewünscht mit Kapt. Fincke, Kottmann, Schalek, Hielscher, Kreutzberg, Prof. Thienemann, Ettlinger. — Es wurden auch genannt: Wilh. Filchner, der größte Tibet-