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stratzen steht bas Finanzministerium auf dem Stand punkt, daß sie im Zweifel zu unterbleiben haben. Bei der Bewirtschaftung der Staatsforsten ist schon seither weitgehende Rücksicht aus die Erhaltung land schaftlicher Schönheit und auf den Ausslugsverkehr ge nommen worden. Größere Gebiete in den besuchtesten Teilen der Sächsischen Schweiz sind von der sonst üblichen und finanziell vorteilhafteren Kahlschlagwirtschaft aus genommen und werden mehr praktisch im sogen. Plenter betrieb bewirtschaftet, so der Wehlener und Uttewalder Grund, die Gebiete um die Bastei, den Brand, den gro ßen Winterberg, den Papststein u. a. m. Durch Anbau von Laubhölzern und Begründung von Mischbeständen wird versucht, das Landschaftsbild zu heben. Das Finanzministerium hat zugesagt, die Landes- forstdirektion anzuhalten, auch künftig bei Ausarbeitung der Wirtschaftspläne für die Reviere der Sächsischen Schweiz und bei allen Hiebs- und Kulturmatznahmen in gleich rücksichtsvoller Weise zu verfahren. Das Wirtschaftsministerium hat die Handelskammer, die Gewerbekammer und den Sächsischen Berkehrsver- band gehört, die sich auf den gleichen Standpunkt ge stellt haben, wie die vom Ministerium des Innern be fragten Stellen. Bei dieser Sachlage kann von einer ausdrücklichen Erklärung der Sächsischen Schweiz als Naturschutzgebiet unbedenklich abgesehen werden. Eine solche Maßnahme ist nur da am Platze, wo es sich um Gebiete handelt, die gefährdete Naturseltenheiten aufweisen und von Be schädigungen durch das Publikum geschützt werden müssen. Ministerium des Innern. (gez.) Dr, Apelt. Damit dürsten die dankenswerten Bemühungen des Heimatschutzes zur Erhaltung eines der schönsten Gebiete unseres Heimatlandes einen erfolgreichen Abschluß ge funden haben. Ostern in Wittichenau Von P. Weise Eine Kirche — steil aufgetürmt und massig empor wachsend, am Turmdach kreisende Falken. — Ein freier Platz zwischen kleinen, engen Gassen, zwischen niedrigen, winkligen Häusern mit grünen Fensterläden und einge lassenen Heiligenbildern und Kruzifixen, vor denen ewige Lämpchen glühn. Ans der Kirche klingt Orgelspiel und frommer Chor gesang. — Ostertag! — Nun gellt das Ministrantenglöcklein und die Orgel braust, Posaunen und Kesselpauken schmettern einen Sieges marsch: Der Herr ist erstanden — Halleluja! Vor der Kirche sammeln sich Menschen: Kinder mit runden Gesichtern und roten Backen, ehrwürdige Alte im weißen Haar und Samtkappen, Greisinnen, mit verhärm ten Zügen und Falten und Runzeln, junge Burschen im Sonntagsstaat und wendische Mädel in ihrer bunten, bän derreichen Tracht und mit Kränzen im Haar. Nun öffnen sich die Kirchentüren und die gläubige Menge dringt aus dem ehrwürdigen Dämmer der Kirche heraus in den lachenden Frühlingstag, wo der Himmel blaut und die Finken schlagen. Auf dem Turme beginnen alle Glocken zu läuten. Und nun klingt es vom Markte her: Erstanden ist Herr Jesus — Christ — Halleluja! Der aller Welt Erlöser ist — Halleluja! Die Männer nehmen ihre Kappen und Hüte vom Kopf, alle stehen sie ehrfürchtig mit bloßem Kopf: das Kreuz des Heilands schwebt über der Menge. Und nun kommen sie: die Osterreiter! Auf geschmückten Pferden sitzen sie, halbwüchsige Burschen und Alte in weißem Haar, aber alle mit dem gleichen andächtigen Gesicht, das aufgeschla gene Gesangbuch in der Hand, in der anderen die Zügel. So ziehen sie um die Kirche. Ich trete in das Innere, das noch erfüllt ist von schwü ler Weihrauchluft. Hohe Säulen, die sich zu einem schlanken Gewölbe verschlingen. Vom Altar leuchtet der rote Schein des ewigen Lämpchens. Wie eine Zauberlaterne flimmert es in dem großen, dämmrigen Raum. An den Pfeilern lehnen kleine Altäre, von frommen Menschen gestiftet. Da ist einer, der mich beim ersten Blick schon bis tief ins Innerste gefaßt hatte, eine holzgeschnittene Darstellung der heiligen drei Könige. Ich habe schon größere, prächtigere Kirchen und Dome gesehen, in Nürnberg und Passau, in Prag und in Regensburg und anderen Städten, — aber nirgends habe ich ein Kunstwerk gefunden, das mich so ge fesselt hielt, wie dieser schlichte Holzaltar eines unbekann ten Meisters. Es muß ein sehr frommer Mann gewesen sein, dieser Bildschnitzer, daß er solche Macht über die See len hat, daß er es fertig brachte, mich für die Zeit, die ich vor seinem Werke stand, wieder zu einem frommen gläu bigen Kinde zu machen. — Als ich die Kirche verlasse, da klingt das Lied der Oster reiter schon ganz aus der Ferne, von den Feldern her, und vom Blau des Frühlingshimmels heben sich ein paar flatternde rote Kirchenfahnen ab ... . Seid fröhlich, ihr Menschen, Der Len; kommt herbei, Wir wollen ihn grüßen Mit Frsudsngsjchrei. Dem Tods entronnen Nus eiskalter Gruft Sind alle dis Blümlein, Dis Frühlingsklang ruft. Es trillern die Lerchen Ihr uraltes Lied, Weil sonniges Leben Nun wieder einzieht. Ls läuten dis Glocken Das Osterfest ein, Ein Wiederausstehsn Soll Hoffnung uns sein. Die silbernen Bäche Wild rauschen durch'» Tal, Ein munteres Wandern Beginnt überall. Öfter-Botschaft Wilhelm Fllch-r, Siltau Dorfkultur Von Max Zeibig, Bautzen Kultur führt mit der Wurzel ihres Sinnes zum Acker. Sie begann immer dort, wo der Boden bebaut wurde. Kultur verlangt Arbeit und sinngemäße Anwendung aller Kräfte. Denn nicht darauf, daß etwas wächst, kommt es an, sondern darauf, daß das Wachsende gepflegt und betreut wird. Neuzeitliche Bodenkultur wird sich darum auch dort beweisen, ivo man sich alle Errungenschaften der Wissen schaft, Wirtschaft und Technik zunutze macht, ohne etwa die Bodenkraft zu überanstrengen. Ein Kulturbild der neuen Zeit stellt die Landwirtschaft dar, die von der Saat bis zur Ernte mit Maschinen ar beitet und Tier- und Menschenkraft entlastet. Ähnliche Ver hältnisse bestehen in der Garten- und Forstwirtschaft. Bei allen aber gilt das Gesetz der Arbeit im Sinn eines höhe ren Zieles,' denn Arbeit an sich bedeutet auch noch keine Kultur. Erst wenn der Mensch eine Arbeit mit Herz und