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Gbsrlaufltzer Hslmatzsttung Nr. 23 357 vernehmen, wie sie in der unver dorbenen Schönheit mancher Dorf bilder und der bodenständigen Bauweise unserer alten Dorfkirchen und Bauernhäuser zum Ausdruck kommt. Und wie reizvoll wirken sich die Gegensätze in ihm aus! Droben auf der Höhe die altersgraue Kirche mit ragendem Dach und Turm, gerade als wolle sie Umschau halten in ihrem stillen Reiche; neben ihr und über den Gräbern verstreut in wir kungsvollem Gegensatz zu ihr die grüne Pracht der ihr kahles Ge mäuer verhüllenden Bäume; zu ihren Füßen im figuren-und formen reichen Schmucke der Grabsteine und Denkmäler der stille Gräber hain, der den Raum zwischen ihr und der Friedhofsmauer füllt und sie gegen die Unrast des Tages verkehrs mit einem Gürtel fried licher Ruhe abschließt. 3. Blick in den Chor vor dem Umbau von 1897 Nicht minder wirkungsvoll sprechen sich auch die Gegensätze der Jahreszeiten, des Wetters und der Licht- und Schattengebung in dem friedlichen Bilde der Kirche und ihrer verträumten Umgebung aus, das in seinen reichen Mannigfaltigkeiten selbst bei regnerischem und trübem Himmel immer etwas Warmes und Anziehendes hat, das Freude macht und erhebt. Seine Schönheit spricht zu uns, wenn die Sommersonne den Friedhof in seine buntesten Farben taucht, auf den Steinen der Gräber funkelt und glüht und mit ihrem warmen Schein das graue Gemäuer der Kirche umschmeichelt, als wolle sie verborgene Farben aus ihm hervorlocken. Sie teilt sich uns aber auch mit, wenn hoher Schnee das Gräberfeld deckt und bläulich-violette Schatten über die weiße Decke gleiten, wenn der Frost in Strauch und Baum seine feinen Gewebe spinnt und leise rieselnder Schnee die Urnen und Kreuze, die Engels gestalten und Christusbilder auf den Gräbern in wunderliche Formen und Verhüllungen kleidet, wenn bläulich-weiße Schneedecken auf Dach und Turm der Kirche sich breiten, die sich wirkungsvoll von dem schweren Graublau des Winterhimmels abheben. Das hier gezeichnete Bild würde nicht vollständig sein, wenn wir nicht auch dem Friedhof einen Besuch abstatten wollten, der uns die Kirche in greifbare Nähe rückt und sie der Betrachtung von allen Seiten zugänglich macht. Wir schreiten durch das brestgewölbte, über dem Torbogen mit reichem, reliefartigem Figurenschmuck versehene, in Sandstein gearbeitete Friedhofstor und halten den Gesamt eindruck fest, der sich von der Höhe des alten Friedhofs bietet. Ein Bild seltsamer Schönheit prägt sich in ihm aus. Der stille Gottesacker mit seinem an die Ewigkeit mahnenden Frieden; die epheu- umsponnenen Grabhügel, das zierliche Figurenwerk der Gedenksteine, der schlanken Säulen und zier lichen Urnen, der kunstvollen Sarkophage und all der anderen Bildwerke mit den sinnvollen Zeichen trauernder Liebe und glaubensfroher Hoffnung; die schattigen Laubkronen der Friedhofsbäume vom zarten Grün der Birken und Trauerweiden und den satteren Farben der Linden und Trauereschen bis zu den dunkeln Pyramiden der Lebensbäume; das Blühen und Duften auf den Gräbern, der Bogelgesang in den Zweigen und zu all dem der weite, freie Blick in die Zittauer Landschaft mit 2. Arkade im Chor ihrem schönsten Schmuck, den blauen Bergen in der Ferne, — das alles gibt ein Bild von so eigen artiger Stimmung und seltsamer Gegensätzlichkeit und dem alten Gemäuer der Kirche einen Vorder- gründ und eine Umrahmung, wie sie schöner und wirkungsvoller nicht gedacht werden kann.