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Weg. Die Erde erstarrte und gliche einer toten traurigen Einöde. — Uns leuchtet Tag um Tag der Helle Strahl, freuen wir uns dessen und begrüßen wir jeden Morgen mit Dank sein Kommen. Möge Frau Sonne noch lange die allgütige Herrin der Natur bleiben, denn nur solange sie ihres Amtes waltet, gibt es Leben, Licht, Freude, Wohlergehen in dieser Welt, die wir die Erde heißen. E. G. Lade, Oberfricdersdorf. In der blühenden Heide bei Nacht Stimmungsbild aus der Oberlausiß den großen Ferien 1914 herrschte herrliches Wetter. Schon der erste freie Tag führte mich mit dem Zuge WMD nach Baruth, von wo aus ich »ach einem zweistündigen Fußmärsche in das mitten im Walde gelegene Dörfchen Danban gelangte. Dort fand ich bei Verwandten eine liebevolle und herzliche Aufnahme. — Zu dieser Zeit hatten Wald und Heide ihren schönsten Schmuck angelegt: das Heide kraut blühte über und über, und ans den großen Teichen trug das Schilf prächtige, schwarze Rohrkolben. Langsam senkte sich die Nacht hernieder, eine warme, angenehme Sommernacht. Der schwere, betäubende Duft all der Blumen um mich her Und des rotglühenden Heidekrauts wirkte fast verwirrend auf die Sinne. Die alten Kiefern begannen lange Schatten zu werfen, der Himmel zeigte die letzten Reste des so prächtigen Abendrots, und ganz all mählich schob sich die goldgelbe Scheibe des lächelnden Voll mondes über den tiefblauen und ins Schwärzliche übergehenden Himmelsdom. Die Finken, die eben noch lustig von Baum zu Baum geflattert waren und fröhlich geschlagen hatten, verstummten, und an ihre Stelle trat der Ruf des Nachtvogels, des Uhus, mit seinen unheimlichen, schillernden Augen. Sterne erglühten und mischten ihr Licht mit dem freundlichen des Mondes. Tiefe Stille herrschte um mich her, und sinnend betrachtete ich das Weltall über mir mit seinen abertausenden von blitzenden Lichtchen. Plötzlich dröhnte und rasselte es neben mir in den grünen Haselstauden. Mit flüchtigen Sätzen brach ein Reh hervor und eilte über den Weg in das Dickicht der andern Seite, und kurz darauf folgten ihm seine beiden Zungen. Letzt näherte ich mich langsam den Teichen. Glucksend und zugleich lockend klangen die Rufe der Wildente, und schwer auf das Wasser klatschend ließ sich ein Vogel auf sein Nest nieder. Ein andrer Bogel, wahrscheinlich eine Nachtschwalbe, flog an mir vorbei, um im Fluge seine Nah rung zu erhaschen, und einige dunkelfarbige Nachtschmetterlinge gaukelten auf den süßen Heideblüten. Ich blieb stehen und sog mit Behagen die würzige, reine und frische Nachtluft ein. Wie schön war es doch hier! Bald gelangte ich auf einen kleinen, freien Platz. Drei riesige Kiefern streckten ihre Äste in die blauen Lüfte und beschützten zugleich das strohgedeckte Hüttchen des Waldhüters. Ohne mich lange aufzu halten, betrat ich den letzten, aber auch schlimmsten, schmalen Fußsteig. Die Luft hatte sich merklich abgekühlt, cs war ungefähr Mitternacht. Dornen und Äste bedeckten de» Weg, der dermaßen eng und so mit Steinen besät war, daß ich kaum hindurchgehen konnte. Überall standen kleine, mit Binsen und mancherlei Wasserkräutern bewachsene winzige Tümpel, und das schlammige, gewärmte Wasser spritzte mir ins Gesicht. Nun hörte ich plötzlich von Ferne ein eigentüm liches Rauschen, das stärker und immer stärker ward, bis ich plötzlich an einem kleinen, von der nahen Dubra kommendenWasser- falle stand, der eine Mühle trieb, deren schwarze Umrisse ich un deutlich vor mir erblicken konnte. Lange weilte ich an dieser reiz vollen Stelle, setzte mich zu Füßen einer alten Kiefer und be trachtete sinnend den vom Monde beschienenen Bach. Mächtige, mit Moos bewachsene Steine sperrten und hemmten seinen Lauf, weißer Gischt spritzte weit umher, und schäumend rauschte der merkwürdige Heidebach an mir vorüber, bis ich nur noch ein ein töniges Gemurmel vernahm. Noch eine lange Zeit folgte ich des Bächleins Laus, bis ich im nächsten Dorfe, an dessen Eingang ich endlich stand, die erste Stunde vom Turme schlagen hörte. Wolfgang Mittel. Im Lande Sehnsuchisblau lUIUUUIUIIUUUUMUUUIlUIIIUIIIUUIIIIIIUIUlUIUUUUUIIUUIUUIIUUUUUIIUIIUIIUIUIUUIUI Fernab im Lands Gshnfuchtsblau Ein Dlumengärilein blüht. Drauf Sonnenglaft und Morgentau Sein bestes Gut versprüht. Ein Fesnhändchcn weis) und zart, Das hütet Dost um Beet, And ein Gesell von rauher Art Dabei als Wächter steht. Der sorgt, das) jedes Fremden Fust, Der ohne zarten Schritt, Nm Tors draustsn halten must, Eh er das Land betritt. And össnek ihm dis Feenhand — Der Fremde trunken schaut: Süst düstet an des Zaunes Aand Vergessenheit, das Kraut. In blauer Wundorlisblichkoit Lacht Männertreu ihn an, Ein ganzes Beet, dis ohne Zeit, Herbstblumen folgen dann. Herr Mttersporn in seiner Pracht Steht Posten unentwegt, Marisnfaden leis und sacht Ein Netz darüber schlägt. Dungkäfsrlein um Aglei wirbt, Die allzeit spröde war; Im Fuchsisnhonigtropsen stirbt Ein Eintagsflisgsnpaar. Im süstsn Frieden ruht der Tag Sich aus von allen Mühn; Kein Hauch von brausten stören mag Den Traum von Dust und Dlühn. Ein Wölkchen uur zieht langsam nah, Ballt sich zur dunklen Wand, Sorgt, das) dies Märchenland smpfah Den Trank aus Gottsshand. Helene Helbig-Tränöner. Eine Sonntagskantate /^^in blühender, blauer Sommertag, einer aus des Herrgotts SH* Schmuckkästlein! — Ich sitze am Waldsaum auf einer Steinbank, unter einer alten Linde. Die Linde blüht und düstet, über mir breitet sich ihre königliche Krone. In An dacht schaue ich zu ihr auf. „Alter, lieber, deutscher Baum! — Alte, liebe, deutsche Linde!" Eine heilige Poesie umweht dich. Redet die alte Eiche von unserer Vorfahren Kraft und Heldentum, du alte, deutsche Linde redest von ihrer Fröhlichkeit und ihrem Herzen. — Alte, liebe, deutsche Linde! Ich schaue ins Land. Das liegt ganz in Sonne. Ein grünes Tal. Vor mir breiten sich goldene Erntefelder — schon stehen Garben. Unten, am Flüßchen, dehnt sich das Dorf. Seine Häus chen liegen in Grün gebettet und klettern, wie frohe Wanderer, bergab, bergauf. Die Dorsknrche steht, eine milde, ernste Gebieterin, mitten unter ihnen. Sie liegt auf einer Anhöhe und schaut gütig und voll Würde auf ihr Dörfftin. — Bor Stunden war ich in diesem Kirchlein zum Gottesdienst. Hell und freundlich ist es und birgt es auch in seinem Innern keine besonderen Kunstschätze und Altertumswerte, so hat es doch seine Weihe — es ist Gottes Haus. Zu den hohen Fenstern blickt die schöne Landschaft herein, die das Kirchlein umgibt — das sind köstliche Fenstsrbilder. Dem Gottes dienst wohnten nur wenige Menschen bei, die Landwirte sind jetzt zumeist mit Erntearbeiten beschäftigt, da fehlt die Zeit zum Gottes dienst. Das nimmt ihnen auch unser Herrgott nicht übel, denn