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Nr. 10 Gkerlauflhsr Helmatzsttung 1 i l Bilder aus der schönen Heimat Bon R. MiiNig-Großschöna» (Fürtfeizumsi /7^ie hügelige Gegend ) zwischen Bischofs. iverda und Dresden will dem Lausitzer vom Ge birge oben nicht recht be hagen, ihm fehlt das tiefe Blau der Berge, Aber des wegen darf das Hügelland durchaus nicht als reizlos bezeichnet werden. Frei lich, wer die Gegend nur vom durchrasenden Bahn wagen aus sieht, kann noch längst nicht wirklich be urteilen. Da gehört Muße dazu, um die Landschaft richtig zu erfassen. Lege einmal dein Vorurteil ab und nimm dir die Mühe, ein solches Stück Land zu durchstreifen, du wirst er staunt sein über die Anmut und Lieblichkeit, die der Gegend bei stetem Wechsel eigen ist. Die sanft ge schwungenen Tälchen mit Ortschaften darin, dann kleine bewaldete oder auch baumlose Hügel, und von einem solchen wieder eine entzückende Fernsicht, daß du dich nicht satt sehen kannst. Die ernstenKiefcrn- wäldcr und die lachenden Fluren, im Hochsommer bicncndurchsummte, hell ¬ leuchtende Rapsfelder,dies alles, alles vermag das Auge kaum zu fassen. Wie freundlich blicken die grünumrahmten Ortschaften in die lachende Gegend. Bescheiden lehnt sich das Kirchlein, umgeben vom friedlichen Gottesacker, an einen Hügel und schaut auf die Handvoll Häuser herab. — Dieses Bild zeigt Groß-Hart hau, ei Dörfchen von rund 1400 Einwohnern. Ls ist meißnisch, obwohl politisch seit 1835 zum Bautzener Bezirke gehörend : dies macht sich auch besonders an der Bauweise der älteren Häuser bemerkbar. Auch kirchlich gehört das Dörfchen zum Erblande. An Sehens würdigkeiten bietet der Ort zweierlei: den schonen schattigen Schloßpark mit prächtigem Teich in französischer Anlage. Das Schloß selbst hat seine wesentliche Gestalt, die jedoch weniger ansprechend sein dürfte, in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts er halten. Eine schattige kurze Allee führt von ihm zur schlichten, 1794 anstelle einer älteren 1793 durch Blitzstrahl abgebrannten Dors Kirche, in deren etwas zu bescheidenem Innern am Kanzelaltar das schöne Buchsbaumdruzifix von 1760 und eine Kopie des bc kannten Bildes „lind sie folgeren ihm nach" das Interessanteste sein dürfte. Volkskundliche Plaudereien von R. Koc» or mir liegt das schmucke Löbau, iu dem ich meine Kinderjahre verlebte. Fremd bin ich dort geworden, . wo man, wie ost gesagt wird, „jede Katze kannte." Wo sind sie hin, die lieben, alten Löbauer, denen tWWEi man in seinen Erinnerungen gern ein Plätzchen bewahrt hat? Sie sind längst gestorben, und mit ihnen ist auch die alte Zeit gegangen. Die gute, alte Zeit, von der man so gern redet, und die es doch niemals gegeben. Wie spießbürgerlich muß es doch damals in Löbau zu. gegangen sein, als diese Alten noch Kinder waren, also vor mehr als hundert Jahren I Ja damals umgab noch eine hohe Mauer, die jetzt bis auf einen geringen Rest verschwunden ist, die alte Sechsstadt. Stattliche Türme und Basteien unter brachen hier und da den Mauergürtel. Ich kann mich noch gut auf die alte Grabenbastel besinnen, welche mit einem beträchtlichen Stück Stadtmauer und dem Badergassenpsört- chen dem Beschauer noch ein malerisches Bild aus dem Mittel alter zeigte. Wer zur Stadt hineinwoüte, der mußte durch eines der tret Stadttore gehen. Kam er nach Torschluß, so war ein Dreier oder ein Sechser, je nachdem wie der Torwart die Laune hatte, fällig. Spitzgiebelige Häuser mit Schindel dächern standen beiderseits der engen Gassen. Bon Straßen sprach damals noch kein Mensch innerhalb der Stadt. An den Stadttoren konnte man die blausrackigen Stadtsoldaten mit dem Zweispitz auf dem Kopse sehen, die dort ein beschau liches Dasein in stolce tur niente führten. Kleine Läden, in denen zumeist Spezereien und Kolonialwaren verkauft wur den, sah man hier und da in den meist eiustöckigen Häusern,