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1S4 Gberlausitzer Heimatzeitung Nr. N ein Netz von wagerechten und senkrechten Lagen. Meist waren es mikroskopisch kleine Risse; seltener größere, welche dann durch heiße Wässer (mit Lösungen von Metallen, den heutigen Quarz- und Erzadern) ausgefüllt wurden. Zwei ganz oder fast senk- Gipfelklippen auf dem Hochstein. 2. Kaubisch-Ba»-«». rechte Kluftsysteme, die etwa im rechten Winkel aufeinanderstoßen, teilten die Lagen in einzelne Bänke. Solche Bänke können wir heute in den großen Steinbrüchen bei Demitz, Schirgiswalde, Kunitz usw. beobachten. Und die Steinbrecher benützen jene feinen Klüfte, um ihre Sprengkeile einzusetzen. Zwar sind diese er wähnten Kluftriffe im frischen Granit ganz winzig, trotzdem bildeten sie für das Eindringen des Wassers kein Hindernis. Es laugte all mählich aus dem Stein die löslichen Teile heraus und lockerte so seinen Zusammenhalt. Man nennt das Verwitterung. Dabei wird der Stein durch das Eisen des Glimmers braun gefärbt und zerfällt nach und nach ganz zu „Grus". Dort aber, wo Wasser und Eis wirken können, wie etwa in unseren Spreetälern und auf den Höhen der Berge, geschehen noch heute viel augenfälligere Veränderungen. Da sich das Wässer beim Gefrieren bekanntlich um einen ziemlichen Teil (lt Prozent) ausdehnt, so sprengt es im Winter in den Tälern die senk rechten Klüfte, sodaß oft ganze Kluftwände ins Tal stürzen (Weite Bleiche) oder lockert das ur sprünglich feste Gestein auch in seinen wage rechten Bankriffen zu sogen. Schollen oder Matratzen (Abgott bei Oehna), sodaß diese „Iugendformen" des Granits ganz wunder volle Täler bilden. Ganz ähnlich geschieht dies auch auf den Bergen. Nur daß dort die abge sprengten Matratzenstücken nicht in ein Tal fallen, sondern beim Abbröckeln seitwärts den Hang hinabfallen und dort entweder durch völliges Zerfallen den fruchtbaren Gehängelehm oder malerische „Block halden" bilden (Zubiläumsweg am Lzorneboh, Hochstein, Balten berg u. a.). Die übrig gebliebenen Reste harren aber auf den schönen „Kämmen" dieser bekannten, langgestreckten Rücken unserer Berge noch auf ein ähnliches Schicksal. Einstweilen aber bilden sic die wundervollen Gipfelklippen (Hochstein, Czorneboh, Hromadnik, Teufelskauzel a. d. Soraer Berge, Sornßiger Berge usw.), die ost herrliche Blicke in Nähe und Ferne zeigen, aber auch früh schon die Phantasie regten und tiefe Wurzeln in das ganze religiöse Leben der Bewohner schlugen. Denn das Grausige und Zerklüftete dieser Formen trieb die naiven Sorben dazu, hier ihrem bösen Gotte versöhnende Opfer zu bringen, in finsteren Nächten oder an Hellen Mondscheinabenden auf ihre Orakel zu lauschen; und die ganze Reihe der Bergklippen vom Hochstein an bis zum Soraer Berge mag manches Sühnefeuer gesehen haben, manches blutige Opfer und manch heidnisches Gebet verschweigen. Deshalb war auch erstes und ernstestes Bestreben der nachfolgen den deutschen Priester, jene altehrwürdigen Kultusstätten des alten Wendentunis zu bannen und mit dem Namen des Teufels zu belegen (Teufelskanzel, Teufelsbecken, Teufelsfenster, Teufels altar usw.). Heute sind jene Orte verwaist und einsam. Ganz anderes Leben mag aber früher aus ihnen geherrscht haben und auf den Wegen, welche die Sorben in scheuer Ehrfurcht hinauf pilgerten, hin unter rauschendem Urwald, aus Höhen, die sie sonst angsterfüllt mieden; denn hier wohnte die mächtige Gottheit, von welcher sie sich oft in eigenartigen Orakeln ihren Willen auf drängen ließen. (Frageloch am Czorneboh.) Und so bildeten sich wohl mit der Zeit jene Höhenwege, die man heute noch ziemlich gut nachgehen kann. (Demitz—Kleebusch—Picho—Irgersdorf, Sora—Teufelskanzel—Rodewitz, Drohmberg—Schmoritz, Ku nitz—Czorneboh—Hochstein, Wuischke—Sornßiger Berge— Fauernik, Kälbersteine—Bieleboh, Rehberg—Battenberg—Weifa u.a.) Die Lausitzer Gebirgsvereine haben es sich zur Ehrenpflicht gemacht, alle diese Wege gut und sicher zu bezeichnen und mit Gaststätten zu versehen, deren Wirtsleute das Lob der heimat lichen und herzlichen Gastfreundlichkeit verbreiten helfen. Aus allen diesen Kammwegen, welche z.B. dem vielbesungenen Rennstieg und den Erzgebirgskammwegen nicht das Geringste nachgeben, hat man wunderbare Blicke auf die heutige Granit landschaft mit ihren sanften, hügeligen Formen, mit ihren lang gedehnten Mulden und Rücken. Und darauf eine wundervolle Pflanzenwelt. Denn der Berwitterungsboden des Granits ist ungemein fruchtbar. Und so dehnen sich die gutbebauten Felder oft bis an die Sattelhöhe der Berge (Bieleboh). Dort aber, wo die Forstwirtschaft mit der einseitigen Bevorzugung der Fichten- Weisa. Web rhaus.