Volltext Seite (XML)
270 Okeslausitzei- ^eimstreitoog I^It. 11 der Drehscheibe, deren Erfindung in grauen Zeiten uns immer wieder als eine Großtat menschlichen Geistes erscheint. Jin Kinkel kämpft der Lehrling an seiner kleinen Scheibe mit seinem ersten (Werk, und am ersten Fenster sitzt das ehrwür dige Alter. Es spricht für den guten allen Handwerksgeist, wenn man hier Leute antrisst, die 20, 30, ja 40 und mehr Fahre in demselben (Betriebe arbeiten. Es ist nicht leicht ge wesen, die Leute durch die schlechten Zeilen des letzten Jahr zehnts hindurchzubringen. Nun gehts durch den Trockenraum. Hier stehen gedrehte, mit Lehm verschmiert, .so kannst Du die Nase an die Wund drücken und durch ein winziges Fensterchen in das Fegefeuer blinzeln, durch das jetzt Dein künftiger Kaffeetopf gehen muß, ehe er für die milde Flamme Deines häuslichen HervcS sich schickt. Am Fenster geht es friedlicher zu. Dort fitzen die, die der Ware mit Geschmack und Liebe (meist sind es junge (Näs chen!) „den Glanz und den Schimmer" verleihen. Auf klei nen Drehscheiben, ganz ähnlich denen der Dreher, werden jetzt Topf, (Base, Teller und Krug an der Spitze des Pinsels vor getunkte, zum Glasieren überzogene Gefäße zum Trocknen auf allen Gestellen nnd warten auf den (Brand. Daneben sieht man die Kapseln aus Ehamotte, in denen die empfindlichere übergeführt: schon ist der Streifen an Fuß oder Rand fertig. Dann kommt das (Betupfen mit dem in Farbe getaucheu, als Ring, Kreuzchen, (Blättchen zugeschnittenen Schwämm und feinere (Ware vor der unmittelbaren (Berührung mit der Flamme und Glut geschützt werden soll. Es ist eine stille Ge sellschaft weißer Gestalten. Sie kommen mir immer vor wie die stummen Puppen, in denen die bunten Schmetterlinge ibrem glänzenden Dasein entgegenschlummern. Denn unter der chen. (Blind und stumpf sind noch die Farben, nnd jetzt werden sie in die Glasur getaucht, und aus ists mit der Herrlichkeit. Erst der (Brand, der die Glasur durchsichtig und die Farben tief und leuchtend macht, vollendet das Werk. (W enn der (Brand gelingt. Denn was da im zugesetzten Ofen alles au Im nächsten Raum gehts lebhaft zu. An den Fensteen stehen Tische für die (Naler und (Nalerinnen, an der gegen überliegenden (Wand, aus der Tiefe emporwachsend nnd oben ins Dunkle tauchend, die großen (Brennöfen, in den Ecken die Fässer für (Leguß und Tunken und die Farbtrommel, durch Rinuen mit den mechanischen Drehscheiben im oberen Geschoß terbunden. Unten im Ofen kannst Du, wenn gerade beschickt wird, die halbnackten Einleger sehen, wie ste die Gefäße und Kapseln nebeneinander auftürmen. Die verschlackten Wänve, bart und glänzend wie Siegellack, zeugen von den Glutin der durchschlagenden Flammen (t200—1370 Grad), und unter dem (Boden beginnt das Netz der Abzugskanäle, die m die Esse münden. (Wer einmal nachts die rote Glut über der Töpferei stehen sah, wird das gespenstische (Bild nicht wieder vergessen. Ist der Ofen beschickt, ist die Türe zugesetzt und oft genug zu seinem Schaden. Darum steht er mit gemischten Gefühlen vor seinen vollen Ofen und schickt manches Stoß gebet zum Himmel. (Wir steigen einstweilen die Treppe hinan und kommen in den Bereich des Mechanischen. (Nit der (Ware, die in Handarbeit hergestellt wird, könnte sich die Töpferei Heine nicht mehr halten. Der kluge Geschäftsmann muß, auch wenn ihm das Handwerk noch so sehr ans Herz gewachsen ist, sehen, daß er (Mastenware erzeugt. Er verlegt steh also um das mechanische Formen und auf den Guß. Die lebendigen Füße des Drehers werden durch den Motor ersetzt, seine s.ün- fnhligen Finger durch einen eisernen, plumpen Zapfen. Es ist ein Jammer! Aber schließlich ermöglicht der (Notor, daß auf ler anderen Seite auch die Füße in (Bewegung bleiben unv cer Zapfen, daß die Finger nicht ganz feiern müssen. So