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6 Gberlausitzer Heimatzeitung Nr. 1 Die Entstehungsgeschichte der Lausche (vr. Heinke, Zittau) M^HA^tolz überragt die Lausche mit 793,1 m ihresgleichen. Beson- ders vom Norden her macht sie einen majestätischen Eindruck. Tan nenberg (779), Kleis (755) und Hochwald (749) sind ihre nur wenig kleineren Brüder. Freilich steht ihr die Finken koppe (791,1 m — 2,5km westl. der Lausche) und der breitrückige Kalkberg (789m) im Osten nur wenig nach. *) Aber keiner dieser Gipfel hat eine solch kennzeich nende Form. Der besonders auffällige Knick im Profil der Lausche trennt den Sockel von Granit und Sandstein von der vulkanischen Kuppe. So verrät schon die Umrißgestalt die Entstehung. Wohl sind die Berge der mittleren Lausitz älter als die Lausche, aber sie hat eine bewegtere Vergangenheit hinter sich. Aus den einzelnen Schichten erkennen wir ihre Geschichte. Es ist ein gut Teil der geologischen Entwicklung unserer Südlausitz selbst: Schiefer und Grau wacke, die sich in einem Urmeer gebildet hatten, wurden zu einem mächtigen Ge- Lauschesebiet im Sommer birge aufgefaltet, das in unserer Heimat aus der Erzgebirgs richtung in die der Sudeten um bog. In die Wölbungen drangen glutige Massen nach, die dann zu Granit erhärteten. Vielfach rissen im Granit Spalten auf. Diese wurden durch dunkle Ganggesteine ausgesüllt, die man früher meist als Diabase bezeichnete. Im Waltersdorfer Granit gibt es mindestens ein halbes Dutzend solcher Gänge. Für den Bergmann sind sie oft wichtig, denn in ihnen hat sich oft Erz ausgeschieden. Freilich ist nicht alles Gold, was glänzt. Schon Anfang des 16. Jahrhunderts suchten Rutengänger nach edlen Erzen. Vier Stollen trieb man in den Fels: Schwarzfärberstollen am Ktrschberge, Waltsgott, Gesellschaft am Spitzberge, Bei Gott dem Vater. Es ist sehr zweifelhaft,»ob'überhaupt etwas gefunden worden ist. Aber erst als der Schiefer- und Grau wackenmantel verwittert und abgetragen war, trat der Granit kern zutage, der selbst nun wieder den zerstörenden Kräften ausgesetzt wurde. Ein Meer, das von Süden und Norden heranwogte und die granitene Küste benagte, vollendete das Werk derZerstörung,zumal das einst gehobene Gebirge sich lang sam senkte. Das Zerstörungsproöukt, das sich in der Hauptsache bildete, der Sand, schlug sich schichtenweise im Meere nieder und härtete hier durch kalkige, tonige und kieselige Binde mittel zu Sandstein. Noch heute sind die Urkunden aus jener Zeit der Meeresttberflutung erhalten. Klopf nur an den Fels! Zu Stein gewordene Schnecken und Muscheln springen heraus. Die berühmtesten sind die Jnoceramen. Drüben in den Sieinbrüchen des Sonnenberges liegen gar welche, die in der geologischen Wissenschaft eine Rolle spielen und die Meister Ändert in Ebersbach aus der Menge heraus gehoben hat: Jnoceramus Lusatiae (nach unserer Lausitz benanni) und Jnoceramus Waltersdorfensis. Doch auch einen Seeigel und einen See stern bar man als untrügliches Zei chen der Meeresbedeckung gefunden — beide liegen jetzt im Zittauer Hei matmuseum für Geologie (im Jo- hanneum!). Diese Sandsteinmasse tauchte aus dem Meeresgründe auf, trocknete aus, und zerbrach in viele Stücke oder Schollen. Druckklüfte und Eintrocknungsrisse gliedern die ein förmige Sandstcintafel. Eine tiefe Furche aber spaltet sie ganz ausein ander: Die Lausitzer Hauptver werfung, die reichlich 1 km nördl. von der Lausche in west-östlicher Rich tung vorüberzieht. Diese Zertrümme rung der Erdkruste ließ die unter ihr mächtig gespannten Glutmassen leben dig werden. Wohl kämpften anfangs noch Feuer u. Wasser miteinander, Lauschegebiet im Winter *) Ziegenrücken (w. v. Waltersdorf) 712m: die danebenstehende Ziffer 792 ist die Nummer des Grenzsteins.