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4 Gberlausitzer Heimatzeitung -Nr.1 unseren: Vvlke gebracht hätte. Ich habe das Gefühl, daß, wenn der Krieg und seine vor allem das private Bauen unterdrückenden Folgen nicht waren, unsere Sommer frische Waltersdorf wohl längst mit passenden kleineren villenartigen Häusern verschönt, die Unterkunftsmöglichkeit noch wesentlich vermehrt, ja — vielleicht ein Plan des Gast wirts Reck, ein Sanatorium auf Ser Paßhöhe zu erbauen, hätte wahr werden können! Durch den flotten Postautoverkehr ist ja die Zufahrt nach hier in früher ungeahnter Weise jetzt erleichert und ermöglicht. Die Idee des früheren Amtshauptmanns von Beschwitz, daß eine Drahtseilbahn nach der Paß- und Lausche höhe die Anstrengungen beim Ersteigen der Höhen illuso risch machen würde, mag vorläufig Idee bleiben. Durch ihre Ausführung würde aber wohl der Zweck der Sommer frische, auch dem Orte und seinen Bewohnern Nutzen zu brinaen, vereitelt werden, da die Mehrzahl der Besucher nicht im, sondern über dem Orte bleiben würde. Auch der nm die Jahrhundertwende auf Scherz-Postkarten bildlich dargcstellte Flugverkehr nach der Lausche mit Landeplatz und dergl. bleibe lieber ein Scherz! Vom mlilklMen md kmjtlrriskkkn Wallersdors Bon Richard Mättig Wenn in dem reichhaltigen Bilderbnche: „Die sächsische Oberlausitz, oou Freiherr von Lüdinghausen 1922", als dritte Abbildung das Waltersdorfer Nendorf mit der Lausche gewählt wurde, zeugt dies von feinem Empfinden und gibt sogleich auch ein wenig den Grad der Schönheit dieses Landschaftsbildes kund. Und ist es nicht auch ein prächtiges Naturgemülde! Man muß nur einmal etwas mehr genießerisch und gemächlich die Windgassc heraufgestiegen kommen,' am Morgen, etwa im Juni, wenn die noch sri scher: Sonnenstrahlen das wnüdersam liebliche Buchcnkleid der stolzen Lausche aufleuchten lassen, oder zur Winters zeit, just gerade, ivenns mal windstill ist, daß der Rauch kerzengerade den paar Essen entweicht, und wo jeder Fuß tritt, den wir tun, so hübsch guietscht, wenn da der Schnee und „Anreim" rundum in: Frühscheine rot glühen und tausendfach glitzern. Der ganze Angstkorb, wie diese Ecke so hausbacken heißt, bietet mit seinen wenigen zumeist noch unverdorbenen Häusern inmitten der Berge aller paar Schritte andere, immer vortreffliche Bilder. Isis daher ein Wunder, daß gerade dieser Winkel immer und immer wie der nnd auf mancherlei Art konterfeit wird, und daß sich auch die Stimmen mehren diese feierliche Schönheit möchte mehr als bisher durch das heiniatschntzliche Ortsgcsetz vor Verunstaltung bewahrt werden! Waltersdorf bietet aber noch mehr Schönheiten! Zu nächst ist es da der Bannkreis der Lansche. Ob :oir nun um die „Kretschamecke" kommen und den Berg jäh vor uns haben, oder, an: Friedrich-Schneider-Denkmale stehend, den Blick auf die kühne Lanschewarte richten, oder vom Hauser berge übers Mitteldorf Ausschau nach ihr halten, oder auch den romantischten Lausche-Anfstieg durch Ottens Loch, das künftig leider öuxch bauliche Veränderungen gründlich ver dorben werden soll, benützen, nie wird man sich des maje stätischen Eindruckes, den die höchste Erhebung der säch sischen Lausitz macht, entziehen können. Aber noch mehr gibt es zu genießen: Der stille waldumrahmte Sorgeteich zu Füßen des unüberwindbar erscheinenden Hcllebcrges, der imposante Helleberg-Anfstieg selbst, die jetzt verlassenen mächtigen Wündesteinbrüche, ein weitschweifiger Lausche- Anfstieg über die Eisgassc nnd den Heidestvß, ein Aufstieg über Nengers Gruben, das Geräumigte, durch die „Hohle" an Jakobs Loch vorbei in Otts Loch, die schönen Partien an: Vntterberge, ans den: Sonneberge und der besonders schöne einsame Unglücksstein, oder die Süngerhühe. Von diesem Felsen gibts einen hübschen Blick in die Hölle und dann vor allem die Aussicht aufs ganze Dorf. Mühelos wandert das Ange von: bcgucmen Niederdorf über das traulich am Butterberge- geborgene Mittelövrf bis zum beschwerliche:: Neudorf, zur „Wache" hinauf. Wer geschichtlich sieht, erkennt anch etwas die Entwickelung dieses deutschen Kolvnisten- Dorses; gleichmäßig zu beiden Seiten der Kirche Alt- Waltersdorf, daran südlich hängend Nen-Waltersdvrf, ab seits draußen die beiden Dörfel Herrenwalde und Saaten dorf nnd am Rande des Gebirges die einschichtige Nene Sorge. Die schöne Lage des Dorfes wird nun aber auch uvch durch eine ebenso prächtige Anlage desselben glücklich er gänzt'. Da der bankünstlerische Tiefstand seit etwa 1845 im Verhältnis wenig unschöne Denkmale hinterlassen hat, bie ten sich daher noch eine große Anzahl reizvoller Dvrfbilder. Wem Hütte da nicht schon einmal das schöne Motiv mit der Kirche, von der Gründer Straße her gesehen, erfreut: die romantischen Partien an: Hauser- und Vntterberge, die nur leider durch oft unnötiges Versperren der Gäßlein nnd W«gel den: Heimatfreunde vorenthaltcn werden! Wie hübsch die Häusergrnppe um den ehemaligen Meierhof oder am Svnneberge, wie schade nur, daß der uralte Lichtewalder Kirchweg init seinen reizvollen Dorfblicken der Öffentlich keit entzogen wurde. Auch das Niederdorf hat anziehende Häusergruppen. Zum Dritten darf sich Waltersdorf auch baukünstlerisch sehen lassen! Sind auch keine Prachtstücke, vor denen in: Vaedecker zwei „Sternel" stünden, vorhanden, so verraten sie doch großes kunsthandwerkliches Können nnd imponieren vor allen: dnrch ihre zu Herzen sprechende Urwüchsigkeit und durch die naturverbundene Verwendung des Materials. Da steht am Taleingange die stattliche Kirche, herb und