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Zehntansendcn auf Briese und Karten^ Dornröschen läßt es sich etwas kosten, nm nicht nur einem, sondern immer Mehr und mehr Prinzen zu gefallen! Aber Schdrz beiseite! Waltersdorf ist im Begriff, sich eine neue Existenz zn gründen. Eine Existenz, die sich grün det ans dem Kapital der unvergänglichen Schönheiten der Lansche nnd des Waltersdorfer Tales, eine Existenz, die geschaffen nnd erhalten werden soll durch den Willen der Bewohner zur Arbeit und znm Erfolg! Mögen die Sterne, die so klar über Waltersdorf er strahlen, dem Orte günstig stehen! L. Sie Wünge des Fremdenverkehrs in Waltersdorf Unser liebes, so herrlich von waldigen Bergeit um rahmtes Waltersdorf, besonders Nenwaltersöörf, nach meiner Ansicht der schönste Ort der Zittauer Berge, mit feiner Fernsicht, günstigen Höhenlage und reinen Wald luft, ist eigentümlicherweise lange Zeit wenig beachtet ge blieben. Zwar sind — und zwar im Niederdvrfe auf der „Sorge" und in einzelnen wenigen Privathäusern des Ortes — alljährlich, schon oor 50 Jahren, einzelne wenige Personen zu kürzerer oder längerer Rast im Sommer ein gekehrt,' auch das von mir fast 40 Jahre bewohnte obere Schnlhans war jährlich gern gesuchte Herberge lieber Gäste, Meist Verwandte. Doch zogen mangels günstiger Zufahrts- Möglichkeiten nach Waltersdorf, da die bei meinem Amts antritt hier bereits abgesteckte Kleinbahn — bis heute noch nicht fertig ist!, Sommergäste früher nur nach den bekannteren Orten Oybin-Jonsdorf. Unserem Orte und seinen Bewohnern, vorwiegend in Neuivaltersdorf und Ortsteil „Ncnsvrge", zn dienen, war lange schon mein Be streben. Da brachte endlich die am 3. Mai 1005 in der Haupt versammlung des Gebirgsvereins gegebene Äußerung Herrn Alfred Jnngmichels, „Waltersdorf, besonders das „Neu dorf", allmählich zu einer Sommerfrische zu gestalten", den Stein ins Rollen. Eine sofort noch ernannte Kommission, bestehend ans den Herren Gustav SchiffNer, Bäcker Wilhelm Bitterlich — für Bnnsachen - nnd meiner Wenigkeit, lei tete verarbeitende Erkundigungen ein über die Fragen: Wo finden etwaige Sommerfrischler Wohnung nnd bezw. Ver pflegung? Nachdem ich hiernach bald die Bewohner, die für Aufnahme non Sommergästen in Frage kamen, durch Befragen von Haus zn Hans besucht hatte, fand am 22. Mai 1905 eine erste Versammlnng mit der Mehrzahl der Befragten im damaligen Obcrkrctscham, „Gasthaus zur „Lausche" — heut „Svnnebergbande" — statt, in welcher der Wvchenpreis.von 4 Mark für ein Bett je Person, die Verpfleguttgsmöglichkeit bei Alwin Wcickcrt jr. als Päch ter des väterlichen Grundstückes Oberkretscham, sowie son stige die Angelegenheit berührende Fragen gemeinsam und übereinstimmend geregelt wurden. Trotz guten Willens waren im Anfang natürlich nicht gleich alle etwaigen Woh- nnngsvermieter zu erfassen. Waren doch damals noch eine größere Zahl Häuser nicht hartbcdacht und nicht allzuviel Wohnungen auch den Ansprüchen, selbst bescheidenen, an gepaßt. Bald aber war das Notwendigste beschafft. Leider waren zunächst noch einzelne dem Schaffen einer Sommer frische sonst geneigte Bewohner Nenwaltcrsdvrss beeinflußt vom Arbeitgeber, der — ursprünglich hartnäckiger Gegner des Unternehmens — den Verlust von Arbeitern, Höherschnellnng der Preise für Lebensmittel und ähnliches befürchtete, sich später aber bekehrte, als seine Befürchtungen teils znuickte wurden, teils aber auch ans anderen Gründen wahr wurden In jener Zeit habe ich selbst mit dem betr. Herrn mehrere lange, erregte Unterredungen gehabt, an deren Schluß ich erklärte: „Und die Sommerfrische kommt doch!" Und sie kam — und sie hat sich in ihrem ersten Vierteljahrhundert bewährt. Den Vorarbeiten folgte ein erster kräftiger Vorstoß in die Öffentlichkeit. Bereitwillig gewährte der Gebirgsverein am 7. Juni 1905 „vorläufig 50 Mark" für die nötige Werbung in Zeitungen usw. Die Werbungen in „Lehrer-, Dresdner-, Görlitzer- und Ober lausitzer Dorfzeitung" worin u. a. auch auf die 1904 fertig gestellte Ortswasserleitung, den kurz vorher freilich noch bescheiden angelegten Badeteich, auf die vielen Ausflüge ins Gebirge und das nachbarliche Böhmen, kurz: auf die Vorzüge unseres lieben Waltersdorf hingewiesen wurde, brachten nicht nur reichliche Anfragen, deren Beantwortung viel Arbeit bot, sondern auch Anmeldungen und danach, vor allem für die Ferien, die ersten Sommerfrischler! Das von zwei Pferden gezogene Webersche Po st-„Auto" brachte sie zunächst bis zn mir, da ich die neuerrichtete „Ver mittlungsstelle" übernahm und bis zu meiner schweren Er- krankung 1908 fand später wieder mit-) verwaltete. Nach erhaltener Auskunft wurden die Wohnungen in Besitz ge nommen. Da unsere Sommergäste meist dem Mittelstände angehörten, kamen einzelne auch zu Fuß von Großschönau, ihr Gepäck durch den „Svmmerwirt" aus dessen Handwagen befördern lassend. Gar oft war mein Schulhaus mit Garten Treffpunkt und Sammelplatz von Sommerfrischlern zu zwanglosem Beisammensein oder auch zum Antritt gemein- .samer Wanderungen. Ebenso galt die vor reichlich 50 Jahren erbaute Gastwirtschaft „Zur Wache", wie das aus primi tivem Anfang erstandene, von Reck zuerst, jetzt von Herrn Posselt bewirtschaftete Gasthaus „Rübezahl" vorwiegend als Vereinignngspunkte der Sommergäste. Aller Anfang ist klein, ließ aber für die Zukunft nach den allseits befriedi gend gegebenen Äußerungen der wieder Abgereisten aus Kräftigung hoffen. Von den erstmalig Dagewesenen, selbst bis aus Leipzig, kamen mehrere die nächsten Jahre gern wieder, niemand ging von hier fort ohne Dank und Lob, daß sie hier sein konnten. Mangels Unterlagen kann ich den Erfolg des ersten Jahres-gern auf über 50 Personen schätzen. Dem Entgegenkommen des verstorbenen Rats, Oberförsters Schwerdtner, verdankt der Ort die Möglich keit der Anlage bezw. des Ausbaues des SteinbrnchswegcS nach der „Wache", sowie der Stufenanlage durch „Otts Loch", die Aufstellung einzelner Natnrbünke, Wegweiser usw. Die Ausführung solcher Arbeiten übernahm zuerst Bäcker Bitterlich gegen geringes Entgelt, nach ihm Gustav Gulich fder „Russe") in opferbereiter Weise ohne Entschädi gung. Diesen drei verstorbenen Mithelfern sei heut noch gedankt! — Rührig war der Gebirgsveretn bestrebt, so lange er es möglich machen konnte, der jungen Svmmer- stische in jeder Weise beizustehen. Außer den von mir teil weise getragenen Kosten für Werbungen in Zeitungen tFachpresse) nnd etwaigen Postgebühren gab der Verein auch jährliche Beihilfen. Aber — so wenig glaubhaft es klingen mag — der Gebirgsverein hier, am Fuß der Lausche, als der Königin unserer Berge, krankte und siechte dahin, bis er seine Auflösung bezw. Auferstehung im leben digen Brudervercine fand. Dank rührigen Werbens wuchs bis Kriegsbeginn die Zahl der Sommergäste jährlich mehr, bis auf einige Hundert, selbst im Kriege waren vereinzelte hier. Lange Jahre hat der getreue Hüter des verewigten Gebirgsvereins, Herr Gustav Schiffuer, mit mir, dann mit seinem Heimgegangenen Vater, der Sommerfrische gedient, bis die Verwaltung der Gemeinde — wohl von 1921 an — durch Erhebung einer geringen Gebühr von jeden: Sommergäste auch die Sommerfrischensachc weiterstthrte. Trotz des Krieges und seiner Folgen nahm die Zahl der nun fast während des ganzen Jahres Waltersdorf besuchen den Fremden immer wieder zn und erreichte, wenn ich recht berichtet bin, wohl 80G—900 Personen, dank der Rührigkeit und Opferwilligkeit des Verkehrsvereins, dessen Wirken Ihnen bekannter sein wird als mir. Es ist für mich ohne Zweifel, daß unsere Sommerfrische weit höhere Zah len erreicht Hütte, wenn der Krieg nicht so schwere Not