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hch. 9 O^etlausitzer IZeimskreitting S3Z die anstehenden goldnen Getreidefelder, die das Unwetter oft zusammcngepeitscht hat, Samtstreifen ähnelnd, in die — die (Motten gekommen find. Kindheitserinnerungen steigen in uns auf, aus jener Zeit, als unsre Drachen über den Stoppeln im blan-grancn Äther lagen und in uns Akarussehnsucht weckten. „Ach, wer das doch könnte nnr ein einziges (Mal!" — — War nähern uns mit Riesenschritten der Stadt. Mim- schütz, Malsitz, das Spreewehr an der Ühnaer Mühle sind die letzten markanten Punkte vor dem Überfliegen des Häuser meeres. Unbeschreiblich schön, einem riesigen .Modell gleich, er steht die Stadtanlage unter uns. Das eingemeiselte Spreetal zieht wie ein dunkles Band um den Hals der Altstadt, deren Türme sich herausfordernd zu uns emporstrecken. „Sieh, dort die Kronprinzsnbrücke, und dort die Bahnhofs anlage!" ruft mir mein Freund zu, und während ich die glän zende» Schienenstränge bis zum glühenden Sonncnball nach Diesten verfolge, legt sich die (Maschine in eine elegante Links kurve. Urplötzlich verschwindet die Landschaft zu meiner Rech ten, der Himmel zieht sich immer höher, erst gelb, dann blau, (Wolkenfetzen erscheinen in der oberen Ecke des Fensters. Aber nur einen (Moment, denn ebensoschnell wendet das Flugzeug nach der anderen Seite, ich sehe den Turm, das Dach, das Schiss des Pedridomcs rechts cmporschnellen, und im nächsten Augenblick schweben wir ruhig und waagerecht über dem trau lichen Nllolaifriedhof und über der ganzen Aahrmarktshcrr- lichkeit der Schießbleiche. „Jetzt hier absacken und in die Zeltbahnen des Karussells hinein!" — — Doch während mir der Gedanke noch durch den Kopf schießt, jagen wir schon dem Kornmarkt zu. Hun derte von Blicken folgen unseren Manövern hier oben. Einer unserer (Mitfliegenden reißt das Fenster herunter, ein kräftiger Zug fährt uns in die Haare, ein Blick des Mißfallens, und schon saust die Glasscheibe wieder nach oben. Das Austiz- gebäudc und die Anfanteriekaserne sind noch einmal Kabinett stückchen für unsere fast betäubten Augen. Aber nun verlieren wir langsam an Höhe. Die Parklandschaft des Exerzierplatzes rückt immer näher. Da liegt ja schon unser Schwestervogel, in dessen Mähe der Flugpolizist eilig Ordnung schafft. War schnallen instinktiv die Gürtel fest und richtig, ein kräftiger Ruck nach oben belehrt uns, daß wir wieder auf Erden wandeln. Das Gras sträubt sich gegen den Propeller wind, im nächsten Augenblick aber steht die Maschine still. Die Tür wird aufgcrissen, und auf die Frage des Fluglcitcrö: „Wae Ivars?" ertönt wie auf Kommando der vierstimmige Ruf: „Herrlich!" Wir klettern behend aus unserer Kabine. „Ilkan könnte sich das Fliegen eigentlich angewöhnen," bemerkt mein Freund so nebenbei. Er kann recht haben — — — (Von unfern Lausitzern in Zwickau) An Sömdc potzt dr Doatr 'n Secgr Dort vorne be dr Usnbank. De Kätn mußt» wiedr glänzn Unds Plätschl macht e wiever blank. Dr Perbndickl wnrd geriebn, De Spur» kriggtn neu'n Glanz, Zeletzt do sahk e noa dorcbs Dierl, Äb o noa oalle Radl ganz. Mee! Denkch a diech, du alr Seegr, Do stitt de ganze Kindheet us, Du tickst mrsch heut noa a de Ilhrn, Woas jedr Tag sör Freede schuf. Du wackst miech jedn liebn (Morgn, Ze Mittche machtst mr 'n grißtn Spoaß, Und obnds hortch dch doa goar sn garne, Wenn oalls su öm de Loampe soaß. Ze oaln host d' a Wort gesproachn, De Schleudr slug dr hie und har. Du konntst emol ne stölle haln, Dir ging de Räde wie mit Schmar. Vill konntst de freilich ne ausdrickn, Du sollst oack ömmcr Tick und Tack, Geoarbeit hoat drsch an Gehirne Doa abr tichtg mit Rickerack. Du hoattst mr moanches ze drzähln, Und iech vrstoand dr jedes (Wort, Du woarscht mr ganz as Harz gewachst!: Ich horcht of diech woll ömmerfort. Und machtst de o amol drquare Und hoattst de o an Kopp fär diech — Ach weeß, mir woarn uns gutt mir bcede, Dei Fadrharze schlug sör miech. Hoattst su a ales gutts Gesichte, Doas sahk miech goar su frendlch oa, Dröm zugch dch o moanchmol an Gewichte, Ach dochte, 's leit dr doa woas droa. Du bösl bei mier noa oageschriebn, Du weßt, woas mr an Harze leit, Dn böst mei alr Seegr bliebn — Ach denk a diech und deine Zeit. Hermann G o ch t. Von (W ernher Bahr, Dresden „Mec, su a Hulzfeier is doch zu schien. Seit de Kohlen uff- kommen sein, muß merch statt eemoal zweemoal am Tage ivoaschn", solle Koarl, woas dr Bruder menner Mutter is, un schürte mit an Krickel an Usn rim. Senn Froo, de Ger trud, woar namlch a dr Kirch un doa mußte Koarl 'n Gänse- broatn hittn. Garne woar ja senne Ahle ne surtgang, denn iähr (Moan macht alleene nischt wie lauter Dummheeten. Wie sc nu oabgelautn hoattn un de Kirchleut mit an geseg neten Oaptit heemkoamen, goabs ieberoall woas zu asten, ock be menn Unkel ne, denn dar hoatte kenn Begisten dr Goans plötzlich an tichtgn Sehnerch gekrigt un hoatte mit dr Zeit de ganze Gans nstgekust, ock no a klee Brinkl woar ieberch. Seit dar Zeit giehn immer beede, Koarl un Gertrud, a de Kirch. A armer (Moal, 's woar am Friehjoahrsbußtage, doa toatcn se mit dr grußn Glock oaschloin, weilse a dr Kirch batn toatu. Koarl, dar nffm Kampee 's Blaatl loas, stutzt, springt a de Hieh un brillt: „Mutter, Mutter, 's is Feier, se schloin oa!" un nusf a de Koammer, sei Feierwehrrickl oaziehn, 'n Helm uff un 's Beil imbindn woar ecs un surt gingS. Wie a naus woar, toatrch wunnern, doaß kee (Mensch mitroasn toat nn doaßn de Leut su närsch oaguckn toatu. Bisn Mub- bersch Arnst froin toat, ehb er ne ganz kloar wär. „Freich," mesnnte Koarl, „se schloin doch oa!" Arnst gucktn dumm oa,