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cder verwundeter ^Mannschaften statt. Auch Bautzen wurde von ihnen betroffen, ja dieses erhielt eine stehende Garnison. Am 10./20. September verfügte Johann Georg III. von Dresden aus an das Oberamt, es sollten das aus dem König reich Böhmen heranmarschierende Leibregiment zu Fuß, wie es bisher wider den Erbfeind der Christenheit, den Türken, und im Felde in acht Kompagnien bestanden, in die Sechs städte in Garnison verlegt werden. Diese Verordnung hatte der OberamtSverwalter Gottlob Ehrenreich von Gersdorff auf Kanppa nnterm 1. Oktober an die Räte der Sechsstädte über schickt und verlangt, ste sollten sofort miteinander über die Unterbringung der Offiziere und Knechte verhandeln und bei zeiten die nötigen Anstalten treffen, damit die Lazarette und Hospitäler, Siech- und andere Häuser für die Kranken gerei nigt werde» möchten. Daraufhin fanden stch die Abgeordneten Ver Sechsstädke am 12. und 13. Oktober in Löbau ein und bestimmten, daß erhalten sollte: Budissin den Stab und eine Kompagnie, Görlitz 2^/z Kompagnien, Zittau 2s/Z Kompag nien, Lauban 1 Kompagnie, Kamenz Kompagnie und Löbau s<> Kompagnie. Gegen diese Verteilung erhob Görlitz Einspruch, hatte aber keinen Erfolg, da sie durch die am 4. Oktober alten Stils?) in Dresden geschehene eigenhändige Unterschrift des Gencralkriegskommifsars Phul bestätigt und den andern Städten im Original zugeschickt worden war. Die Stände von Land und Städten baten den Kurfürsten durch ihre Abgeordneten, den Landesältestcn des Budissinisch.'n Kreises Kaspar Christoph von Nostih zu Leichnam und den Landcsältesten des Görlitzischen Kreises T8olf Abraham von Gersdorff, sowie den Bndissincr Syndikus Doktor Georg Marsmann um Erlaß oder Ermäßicmna der Einquartierung Der Kurfürst blieb bei seinem Entschlüße, doch ließ er durch einen ans dem Geheimen Natskollegium am 28. September/ 8- Oktober 1683 abgcfaßten Bescheid erklären, daß den Sol daten neben dem Obdach nur der in der kurfürstlichen gedruck ten „Ordinanz" qeordnete „Servis" gegeben werden dürfe, „in dem der ordentliche jMonatssold aus dem Kriegszahlamte ver anüqet würde, womit also die Herren Abgeordneten qchor- samst rufrieden sein müßen." In Bantzen wurden die NatS- mitglieder Schramm, Hennicke und Prinz mit der Ouartier- angeleqenheit betraut. Zur Bewillkommnung des LeibregimcntS zu Fuß und sei nes Kommandeurs Hans Rudolph von Schönseld sollten die Landcskommißare von Bischofswerder und von Ponickau. sowie aus Budissin das RatSrmtglied Christian Martini nnd aus Ver Bürgerschaft Christian Schuster nach Rumburq abgefer tigt werden. Da traf am 17. Oktober aus Zittau ein Bericht ein, es sei ein Regiment zu Roß in Zittau angekommen, und am 18. Oktober werde daselbst auch das Leibregiment zu Fuß einrücken. Es wurden deshalb rwci Budissiner Abgeordnete alsobald nach Löbau abaeordnet. Das Regiment zu Pferd — es war das des Generalfeldmarschalls Golz —, sagte die Zit tauer Meldung weiter, werde am 18. Oktober auf den Dör fern nm Zittau liegen und dann durch die Sechsstädke mar schieren. Bautzen hatte für den Fall, daß das Golzsche Regiment seine» Miarsch durch das Markgrafentum nehmen sollte, ac- wiile Kommissare verordnet, die zur Verhütung aller Mrl- Helligkeiten des Landes Wohlfahrt beobachten sollten. Diese erwarteten die Kriegövölker nicht, wie ursprünglich gevlaik war, in Rumburg oder Schluckenau, sondern gingen ihnen bis nach Gabel in Böhmen entgegen und führten das Gol- rifcbe Regiment über Zittau und seine Dörfer, Löbau, die Budissiner Stadtdörfer, meist aber über die freigekauften Dorfschaften durch die Oberlausitz. War auch Bautzen zu nächst von einem Durchmärsche befreit geblieben, so sollte es doch noch von einem solchen getroffen werden. Am Vormittage des 20. Oktobers erschien Peter Rudolf von Pentzig auf Pie- litz auf dem Rathause und meldete, daß das Regiment zu Roß am folgenden Tage hier durchmarschicren, der Stab aber einen Tag in der Stadt stille liegen bleiben werde, und am Nach mittage desselben Tages kam ein Reiter, namens Christoph Böhme, ein geborener Bautzener, auch aufs Rathaus, brachte ein von den beiden Kommissaren, Peter Rudolf von Pentzig und Kaspar Heinrich von Rodewitz, unterschriebenes Billett, daß eine Kompagnie zu Rachel und Blösa logieren und da selbst mit Futter und Mehl, auch dem nötigen Vorspann ver sehen werden solle. Am Vormittage des 21. Oktobers rückte auch wirklich gegen 10 llhr, nachdem der Regimentsquartiermeister etwa eine Stunde zuvor eingetroffen war, das Regiment zu Roß an. Es war ein schön, sehr wohl beritten Volk. Sein Führer war Oberstleutnant Franz Karl Baron von Bromme. Es hatte sechs Kompagnien, die auf dem Lande den armen Bauern ziemlichen Schaden getan hatten. Es zog durch das Reichen tor in die Stadt und verließ sie durch das Lauentor. Bis etwa zum Inneren Lauentore begleitete es sein Führer, dann kehrte dieser um und hielt solange auf dem lMarkte, bis alle Kom pagnien vorbeigezogen waren. Der Oberstwachmeistcr war Heinrich von Haugwitz. Die Rittmeister ritten mit ihren Kon, pagnien auf die Klosterdörfer, und der Stab wurde in die Vorstadt einqnartiert. Dem Oberstleutnant wurde durch die Ratsmitglieder Kreckler und Hennicke ein halber Eimer Rhein wein zum ^Willkommen verehrt. Das genügte aber dem Herrn nicht; denn es wurden in dem Gasthofe, in dem er lag, noch geqen 33 Kannen Rheinwein und 60 Flaschen lWeißbier da neben getrunken, und der Oberstwachmeister ließ, als er von der Ehrung des Oberstleutnants Kunde erhielt, ein Flaschen suder von 15 Kannen Rheinwein und vier Kannen Meißner Wein samt acht Kannen ^Weißbier aus dem Ratskeller holen. Die einquartierten Reiter benahmen sich ungebührlich, ver langten von ihren Murten lWein und Bier und stahlen Hüh ner und Gänse. Bevor die Kavallerie eingeritten war, marschierte Haupt mann Markin Lieders mit einer halben Kompagnie des Leib- regiments — die andere Hälfte war in Löbau geblieben — durch Bantzen nach Kamenz ins Ouartier. Ilm 2 llhr kam von dem Leibregiment, das unter dem Befehle des Oberstleutnants von Schönfeld stand, der Stab und eine Kompagnie unter dem Leutnant von Ponickau in Bautzen an, nahm Aufstellung auf dem Markte und empfing die Ouartierzettel in der T8age. (Fortsetzung folgt.) t) Siehe auch vorige Nummer unter dem 24. August. 2) Ralsprotokoll vom 6. September. s) Kreuzeserhöhnng, exsllnbo crocis, ist der t4. September. 4) Gallus fällt auf den 16. Oktober. 5) Andreas ist der 30. November. o) Lucia ist der 13. Dezember. 7) Rn Kurfürstentum Sachseu wurde damals noch meist nach dem alten Kalender gerechnet, während Bautzen bereits am 7/17. Januar 1584 deu ueueu gregorianische» Kalender eingeführt hatte. Ernst Koch, N.L.M. 1908. 84. Bd. E. 77, 78.