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22. Januar (Härtung) 1928 9. Jahrgang Nr. 2 Wilhelm Friedrich r Städten, letzthin auch bei einem Heimatschutzabend in Dresden, sowie bei Schriftstellertagungen wurde man der Muse Friedrichs gerecht. Desgleichen feierte man ihn im Heimatorte, u. a. bei seinem 60jährigen Geburtstage und im Vorjahre beim 20jährigen Stiftungsfeste der „Thalia". An der Wiege war es ihm nicht gesungen worden, daß sein Name dereinst einen so geachteten Klang haben würde. Am 3. April 1863 wurde er in Reichenau als Sohn des Fabrikanten Carl Gottlieb Friedrich geboren. Es war wohl zu verstehen, daß er sich nach Beendigung seiner Schulzeit der Textilindustrie zuwandte und daß er als Oberfärber seinen Lebensunterhalt fand. Im reiferen Alter erst entdeckte er seine Befähigung, sich schriftstellerisch zu betätigen und zwar auf einem Gebiet, das vor ihm Wilhelm von Polenz als erfolg reichster mundartlicher Schriftsteller gepflegt hatte; dieser als Erzähler, Wilhelm Friedrich als Dramatiker. Was ihn dazu bewegt hat, auch an seinem Teile der heimat lichen Mundart ihre Berechtigung neben der Schrift sprache zu erkämpfen, das geht u. a. aus einem Briefe hervor, den er seinerzeit an einen seiner Anhänger richtete: „. . . Veranlassung, in unserer heimischen Mundart zu schreiben, gaben mir die Echlierseer mit ihrem Ober bayrischen Bauerntheater. Ich sagte mir, was die können, können unsere Lausitzer auch, unsere heimische Mundart ist nicht weniger grob, denn die bayrische." Viel von dem, was er in seinen Bolksstücken und Heimatspielen zum Aufbau der Handlung verwertete, stammt aus Schilderungen und Erzählungen älterer Leute, Dnucff u.Verlag.Alwin Marx (Inh. Otto Sädloufther Nachrichten, Reichenaus Sa. Schristleitung und Geschäftsstelle irt Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. ris Reichenau, 10. Januar 1928. Eine Trauernachricht durcheilte am gestrigen Montag früh unfern Ort, eine Nachricht, die wie selten eine die Gemüter bewegte! Wilhelm Friedrich, unser Heimatdichter, der Dramatiker Oberlausitzer Volkstums, ist nicht mehr. Ein Schlaganfall machte am Sonntag abend dem Leben des noch in vollster Rüstigkeit Stehenden ein schnelles Ende. Ein arbeitsreiches Schaffen fand damit einen Abschluß. Biel zu früh endete es für alle die vielen Verehrer der Friedrichschen Muse, die ganz in den Dienst der Volks- und Heimatkunde gestellt war. Der Tod ereilte ihn fern von seinem Heimatorte. In Neugersdorf, wo der Gesangverein „Erholung^-Hetz walde in Rößlers Saal Friedrichs Bolksschauspiel „Im Strohkranz" aufführte, verlebte er mit seiner ihn be gleitenden Gattin einige fröhliche Stunden. Infolge der ihm dargebrachten Ehrungen — wer ahnte wohl, daß es die letzten sein sollten, die ihm bei Lebzeiten zuteil wurden — entschloß er sich noch zu einer längeren Ansprache, um den Neugersdorfer Freunden für diese Ovationen zu danken. Doch aus Freud sollte bald Leid werden. Der für 11 Uhr abends bestellte Chauffeur, der Friedrich und seiue Gattin zum Bahnhof bringen sollte, war nicht zur Stelle. Man entschloß sich daher, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Bald nach dem Betreten des Bahnwagens befiel ihm eine Schwäche und ein Herzschlag machte dem Leben unseres Heimatdichters ein schnelles Ende. Ehrungen, wie die oben angedeutete, sind dem Dichter vielfach zuteil geworden. Bei Heimatfesten in.Lausitzer G»escmcr)ie Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte derGbsrlaufitz-Dautzen, der Mittelste»« für Hsimatsorfchung im Mark graftum Gberlausitz (Bautzen, Stisbsrstrasts 3ö), der Gesellschaft für Heimatkunde, Hoyerswerda sowie des Derbandss „Lufatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gsbirgsveesins der Gberlausitz. Hauptjchriftlsitung Gtto Marx, Deichen«», Sa., unter Mitwirkung bewährter Hsimatfchriststeller. Manuskripten ist Dückporto beizusügen, da sonst ein Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzer Heimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Deichsnau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gswerbsbank und Girokasfe Asichsnau Nr. IS. Gberlausitzer Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Aittau. Bloßen frw -Aelmaikunöe