Volltext Seite (XML)
74 Gberlaufltzsr Helmakzsttung Nr. 5 Das Landschaftliche seiner Kunst gliedert sich in zwei Welten: Holland und Italien. Zwei entgegengesetzte Wel ten, wenn man die landschaftlichen Formen ins Auge faßt. In den Farben zwei einander gleiche Welten. Holland wie Italien: beide haben das frische Leuchten ihrer Farben, das unserer deutschen Landschaft fehlt. Was Hentschel an Land schaften ausgestellt hat, ist, von wenigen Ausnahmen ab gesehen, die Ernte seines wiederholten Aufenthaltes im Ausland. Zwölf Jahre ist er in Holland gewesen. Es ist ihm zur zweiten Heimat geworden. Das spricht deutlich genug aus seinen holländischen Ansichten Das ist unbedingte Vertrautheit mit dem Lande, innigste Gemeinschaft mit seinen Bewohnern, deren Bräuchen, Gewohnheiten, Han tierungen und Lebensart. Was Hentschel aus Holland zeigt, sind Kreiöeblätter intimen Charakters: Kanäle und Grach ten, Häuser und Gassen in traulichen Fischerdörfern, Schif fer bei der Arbeit, Hafenansichten und Dünenbilder, Ant werpen, Kölnern, Scheveningen, das sind die Orte, die sein Stift beschrieben. Es liegt unendlich viel Stimmung darin. Die Liebe, mit der sie gezeichnet, zwingen den Beschauer unwillkürlich zu liebevollem Betrachten. Die eigentliche Domäne Hentschels aber liegt in Ita lien. Davon sprechen seine Bilder in aller Eindeutigkeit. Und in Italien wieder ist es Posttano, das malerische Städtchen am Golf von Sorrent, das seiner Sprache am ehesten Worte leiht. Positano ist viel genannt im Zu sammenhänge mit jener modernen Kunstrichtung^ die sich Kubismus nennt. Hier in Positano ist Kubismus Natur. Hentschel geht gleichwohl nicht die Wege des Kubismus, auch in Positano nicht. Er kommt vom Impressionismus her. Seine ersten Werke tragen alle Kennzeichen dieser Kunstrichtung an sich. In Bautzen zeigt er keine von ihnen. Aber doch sind eine Anzahl Bilder, die das einstige Hin neigen zum Impressionismus dokumentieren, so nament lich unter den holländischen Ansichten. Aber Hentschel hat die Rezepte des Impressionismus nicht bedingungslos übernommen. Sein Streben ging frühzeitig schon darüber hinaus auf klares Herausarbeiten der Linien und For men. Die architektonische Prägnanz fand er-in einem seiner Kunst immanenten Wesenszug, fand er in Positano im auf geschlagenen Buche der Natur vor Augen. Was Wunder, daß er sich zu diesem Orte hingezogen fühlte in seinem Schaffen! Eines seiner Bilder, das wohl mit zu den besten überhaupt zählt, trägt den Namen „Positano". Da baut sich das Städtchen steilsteigend am Felsen über dem Meere auf in scharf gegliedertem Terrassenbau. Unwillkürlich spricht es zum Beschauer, wie es immer wieder die Kubenformen der Häuser, wie es überhaupt die bestimmt geprägten For men sind, die zu bewältigen den Künstler gereizt haben. Gleich einem Leitmotiv zieht sich das durch seine Positano- Btlder. Auch in den kleinen Ölbildern, den winkligen Gas sen von Anacapri, ist es das Bestimmende. Und wo Hent schel schwellende Opuntien, blühende Agaven oder ragende Aurakarien malt, da tut er es in inniger Verbindung mit der Architektonik der Landschaft. Jene stellt er groß und schön in den Vordergrund, den Hintergrund aber, den mit schwingenden Akkord, bilden dezent die jener Gegend eige nen Formen der Häuser und Straßen. In dieser bestimm ten Auseinandersetzung mit der Form, in diesem Heraus arbeiten der Gestalt zu unbedingter Klarheit und Be stimmtheit liegt etwas ungemein Befreiendes, Erlösendes, etwas Sieghaftes. Zweifellos sind es auch hier die Farben, die Hentschel anziehen. Es ist schwer zu entscheiden, was seinen Pinsel mehr aneifert: Form oder Farbe. Es liegt eine wunder same Harmonie in dem Zusammenflietzen dieser beiden Koponenten in seinen Bildern. Genau betrachtet aber will es scheinen, als wäre doch die Form das Primäre. Es ist nicht zufällig, daß er immer und immer wieder die Opun tie darstellt: Diese Pflanze selbst ist ein architektonischer Bau, an dem der Künstler seine Lust hat. Das läßt sich verfolgen bis in seine fein kultivierten Stilleben. Auch hier die scharf umrissenen Formen der Früchte und nach klarer Architektonik hinzielende Kompositionen. „Marina von Positano" heißt eines der größten seiner Ölbilder. Es ist nicht allein die Buntheit der Kähne auf dem Strande, die ihn zum Pinsel greifen ließ, sondern wiederum die klare Gliederung der Form derselben, die ein Echo finden in dem sich hinten terrassenförmig aufbauenden Lande. Farben künstler in erster Linie ist Hentschel eigentlich nur in seinen Vlumenstücken, den Alpenveilchen, Winden, Tulpen und Bauerblumen. Hentschels künstlerisches Schaffen hat viel Hemmungen erfahren. Neun Jahre hindurch ruhte es gänzlich. Es war um die Zeit am Kriegsende. Damals kam er aus Holland, einem Lande mit geordneten und gefestigten Verhältnissen. Die Wirrnisse in Deutschland drückten ihm den Pinsel aus der Hand. Positano war das Stichwort, das ihn zum Schaf fen wieder befähigte. Und als dann später der innere Quell wieder zu versiegen drohte, floh er nach Positano. Und seitdem holt er sich immer wieder in Italien die stärksten Impulse, legt dort die Saat, die hier in der lausttzer Hei mat zu schöner Ernte reift. Es kann wohl gesagt werden, daß Hentschel unter den lausitzer Künstlern der produktiv sten und befähigtesten einer ist. L. S. RÄSsLyau Wie dereinst an Mutters Sand, ging ick deut' durcb "lraumesiand Und auf kindkeitswegen. ssllte Käufer, giebsisckisf, neigten sick, vertraut und tief Mir wie einst entgegen. ssNIes lag in Scmnensckein, alles lud zum Bleiben ein, Wie in Jugendtagen. Märzwind durcb die Gelder ging, §rükling in den Weiden King, Stimmung — nickt zu sagen! Blökend stand der Boffnungsbaum, und ein scböner Jugendtroum kam ins Berz gezogen. Leuckisnd, wie dereinst, vom Black, kekrte ungewollt zurück Liebe, längst verflogen. ^akre, kurz und still und kein, spannen sick in Liebe ein, Sind nun längst vergangen. Sakn sick niemals fragend um, mackten alle Wünscke stumm, Bleickten Saar und Wangen. Cinsam stek' ick nun und sinn', wo ick selbst geblieben bin? Wo — auf meinen Wegen? 5llts Käufer, giebelsckisk, neigen sick vertraut und tiek Mir wie einst entgegen. Nnlon 2o>. Münchner, Wacn»doks. Wölfe in der Lausitz Von E. Häbold - Bautzen Im 17. Jahrhundert wurden die Wälder von Crostau und Umgebung durch Wölfe unsicher gemacht. Zum Fang dieser Bestien dienten die sogenannten „Wolfsgruben". Solche gab es früher eine große Anzahl am Abhange der Kälbersteine. Über dieselben liegen einige handschriftliche Mitteilungen in der Chronik des Dorfes Crostau vor. Diese hat Lehrer Wendler, der von 1790 bis 1837 im hie sigen Orte tätig war, gesammelt und ausgeschrieben. Jetzt sind die Wolfsgruben alle verschüttet. Ein kreis runder Erdaufwurf am Nordabhang des „Pickaer Berges" trägt noch den Namen „Wolfsgrube". Jetzt ist dieses Loch ziemlich verschüttet. Es ist auch auf einigen Meßtisch blättern eingezeichnet. Auch ist ein bewaldeter Hügel öst lich von Niedercrostau als „Wolfsberg" bezeichnet. Der Chronist Wendler schreibt: Vormals sollen sich mehrere Gattungen von Wildbret, auch Wölfe, in den hie sigen Wäldern aufgehalten haben. Auf jeden getödteten Wolf waren sonst vier Rthaler sReichstaler) als Prämie von dem Staate ausgesetzt. In der Landraitung sLandes- rechnung) von Elisabeth Anno 1648 bis Elisabeth 1649, ge-