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Lenore hatte ihr Lachen beendigt. Ihre Augen blitzten vor Genugtuung. Da sagte sie leise zu Tonl: „Nu poaß uf, mei Suhnl!" Dann zog sie die Ruth zu sich heran und sagle: „De Foasldn ös fort. Oas Heiroatn wörd wuh dr Voater nemie denkn." „Woas soll 'n do iech nu?" fragte Ruth verwundert und mißtrauisch. Die Ruhe war wieder hergestellt, sodaß Lenorens Stimme jedermann verständlich war, als sie jetzt zu Tonl gewandt erklang: „Do gih doach ond gibber an tichtgn Schmoatz! Doas ös su vill, oas wenn D' a grußes Gprasch machn tast." Da fing wiederum einer an zu lachen und sand kein Ende. „Woas fällt ock nu dar ei?" schrie Rieger. Und Ruth rief ebenfalls unter Lachen: „Do warder wühl de Rechnung ohn mär gmocht hoan." Ehe Lenore, die erschrocken zusammengefahren war, erwidern konnte, erschallte die laute Stimme Leos: „So, miter Gusch koan ees oa die ne roa. Aber su woarsch 's Eefachste." Sein Gesicht war noch gerötet von der Anstrengung, denn ohne weiteres hatte sich die Fasoldn natürlich nicht in ihr Geschick ergeben. Da rasselte auch schon der Kühjunge mit einem Leiter wägelchen aus dem Hofe. Verwundert wollte Rieger fragen, was Fritz beginnen wollte. Aber Leo meinte lachend, er habe gleich ganze Arbeit gemacht und den Jungen zum Kofferfortfahren bestellt. Tonl hatte dem Zureden seiner Mutter endlich Folge geleistet und war näher an Ruth getreten. Er stieß sie an, lachte verlegen und wußte nicht, was er sagen sollte. Aber was mußte er da sehen? „Na, ond weil'ch groad su schien en Zug bien" schrie Leo. Da hatte er plötzlich Ruth gepackt, preß'e sie an sich und küßte sie ab nach Herzenslust. Und sonderbar, das Mädchen wehrte sich nicht, son dern erwiderte Leos Küsse sogar, riß sich aber dann los und rief mit verlegenem Lächeln: „Su lang Hots gdauert, eb D' de Kurasch drzu kriggt host?" Da lachte auch Leo und rief: „Ja, e dann Ding sein mär Moansoelker doach moanchmo raichte Hoasnfiß." Noch mehr geriet er in das Lachen, als Tonl ihn auf die Schulter tippte und dummpfiffig sagte: „Du, doas sollt iech doach egntlich machn." Nur eine lachte nicht mit, Lenore. Wütend zappelte sie hin und her und stotterte verdutzt: „Woas, woas hecht'n doas?" „Os doas su schwer zo rotn?" spottete Ruth. „Doas hecht groad doas, wie's aussitt," meinte Leo. Der Riegerbauer hatte ruhig dagestanden und kein Wort dazu gesagt. Da wandte sich Ruth an ihn: „Nu, Voater, poaßtersch oder poaßtersch ne?" Der Vater zog ein grimmiges Gesicht, um sich nicht zu verraten und knurrte etwas von Haderlumpen, die der Teufel holen solle, worauf Ruth schon beginnen wollte, in den Kampf mit ihm zu treten; doch Leo beruhigte sie: „A verstellt 'ch doach ock. A weeß ju schon»." Doch da stieg in dem Mädchen noch einmal die Wild heit auf. Ihre Augen blitzten den Geliebten feindselig an und drohend rief sie: „Woas? Hinner'n Voater host'ch gstackt? Su a Woaschloappn böst? Do such Dr ock an Frau, wu D' wöllst, aber loß miech ongschurn!" Sie schlug die Hände vor das Gesicht und rannte dem Hause zu. „Holla, wu wöllst'n hie?" schrie Leo. Eins, zwei, drei, hatte er sie erwischt, nahm sie auf die Arme wie vorhin die Fasoldn und brachte sie zurück. Uber das ganze Ge sicht lachte er, als er rief: „Du denkst wu, iech koan de Leut ock fortschoaffn? Nee nee, iech koan se oh har- breng." Und wieder küßte er sie, daß ihr weiter nichts übrig blieb, als ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Lenore aber rannte aus dem Hofe ohne jedes Wort. Sogar um ihren Sohn kümmerte sie sich nicht. Tonl meinte phlegmatisch, so sei cs schließlich am besten, wie es gekommen sei. Er werde schon noch eine Frau finden, sei er doch des Krautbauers Einziger. Da erschien Fritz, der Kühjunge, wieder, stieß einen gellenden Juchzer aus und erklärte, die Fasoldn sei mucks- mäuslstill und trabe nach dem Bahnhofe, sie habe ihn nur noch einmal zurückgeschickt, weil noch in einem Pa- piere oben in der Stube ihr falscher Zopf liege. Er strahlte über das ganze Gesicht, schwenkte das Tuch in der Hand, das er erst um den Kopf geschlungen hatte und schrie: „Hurra, de Foasldn ös fort. Mein Zoahn- angst ös weg." Abschied von der Heimat Non G. Walker Asinhold-Awickau Noch einmal, eh' ich dich verlasse Llnd einsam in die Fremde gehe, Slick ich bewegt von dieier Höhe Hinab ins Tal zur kleinen Gasse, Wo ich die Kindheit froh verbrachte Im Deigenspiel und Iubslbraus, Seim Elternhaus, Wo Mütterchen am Fenster lachte. In mir erglüht ties eingeschrieben Das Glück der tollen Jugendstunden, Das ich jo reich daheim gesunden. Was ist mir von dem Glück geblieben ? Lin Traum! Ein sehnsuchtsvolles Dingen, Das mich so sehr zur Heimat zieht, Im Heimatlisd, Nus lieblich ssrn vertrautem Klingen! Jetzt soll dis Heimat ich verlassen And einsam in die Fremde gehn, Tu Menschen, dis mich nie verstehn — Ich weine still, ich kanns nicht fassen, Mein Heimatglück mutz ich verlassen! Meder einmal Wieder einmal geht ein Herbst durch die Nhornallee. In den Wipfeln harft er sein Sturmlied. Nimm deinen Mantel fester um dich! Denn es wird kalt, And deine Seele friert in der Einsamkeit. Gpstav Wols-W-isa. Durch Küche u.Keller weit und breit bekannt vnftee Saal -eeSvevlaufiy. Hotel Goldener Stern W ALLE Käme«) l« Sachsen " Besitzer E. Mierisch