Volltext Seite (XML)
wurde am lebenden Objekt demonstriert. Dr. Römmert bot eine Auswahl, wie sie reichhaltiger nicht erhofft werden durste. Seine Ausführungen zu allen Demonstrationen gaben Zeugnis von den reichen biologischen Erfahrungen dieses Forschers, der in seinem Laboratorium stets Kulturen der gezeigten Kleinlebewesen bereittM. Im letzten Teile gab der Vortragende Einblicke in die wundervollen Schönheitsformen aus der anorganischen Natur, die auch erst durch das Mikro dem Menschenauge erschlossen wurde. Sehr instruktiv wirkten die Vorführungen des Wachstumsvorganges bei Kristallen. Da wuchsen herrliche Silber-, Blei- und Salmialbäumchcn, die in polarisiertem Lichte in tausend Farben ousleuchteten wie ungezählte Edelsteine zu wahren Farben und Gestaltungssinsonien. Dr. Röm mert bot tiefe Wissenschaft in allgemeinverständlicher, psychologischer fein ausgewählter Form. Deshalb wurde sie den Besuchern zu wirklichem Erlebnis. Es wurde am Schluffe der Darbietungen lange und herzlich gedankt. — Am Donnerstag vormittag bot Dr. Römmert seine Mikroprojektionen vor den Kindern der Obcrklassen unserer Volksschule in pädagogisch geschickter Form, so daß die Vorführungen eine wertvolle Ergänzung des naturgeschichtlichen Unterrichts waren. Der Vortrag kann allen Humboldt, bez. natur wissenschaftlichen Vereinen desgl Schulen bestens empfohlen werden. Um Kosten zu sparen, empfiehlt sich Zusammenstellung einer Reih«. Ebersbach. Stiftungsfest des Humboldtoereins. Würdig seiner verdienstvollen Tradition beging der Verein am 3l. Oktober im Kreischamsaale den 65. Geburtstag. Die Be- grüßungsworle an die vielen Gäste sprach der Vorsitzende, Lehrer Küchler. Der Massenbesuch sei ein Zeichen dafür, daß der Verein es verstanden habe, sich Achtung und Ansehen in Ebersbach nicht nur zu erwerben, sondern auch zu erhallen und weiter auszubauen. Der Redner führte weiter aus: 65 Jahre, reichlich zwei Menschen alter, liegen heute seit der Gründung des Vereins zurück. Im September 186l beschlossen die beiden Herren Karl Gabriel Müller, der ehemalige Gemeindeoorstand, und sein Freund Karl August Weise, den zwanglosen Vereinigungen zur Pflege der Wissenschaft verschiedenster Gebiete, die schon seit Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts bestanden, ein festeres Gesüge zu geben. Am 28. Oktober trafen sich außer diesen beiden Herren in der Wohnung des Herrn Müller noch 9 Personen. Diese II Herren schlossen sich zusammen zu einem Verein mit festen Satzungen. Er wurde auf den Namen des bekannten Wissenschaftlers getauft. Außer den gleichen Zielen zustrebendcn Vereinen Isis in Bautzen und Saxonia in Großschönau ist unser Verein der älteste dieser Art in der Lausitz. Im November 1861 folgte Oberoderwitz. Klein und bescheiden waren die Anfänge, schwer das Ringen, aber beharrlich und mutig vorausschauend das Auswärtsstetgen. Die Kriegsjahre 1866, 1870—71 versetzten dem jungen Unternehmen einen harten Schlag. Dem festen Vertrauen und unbeugsamen Willen der beiden Gründer gelang es, die Klippen der Vernichtung zu umfahren. Und nun ging es mutig vorwärts, von Erfolgen reich gekrönt. Der Ebersbacher Verein galt als einer der besten und fortgeschrittensten in unserer weiteren Heimat. Seine Stimme galt viel im Verbände „Lusatia". Es ist ja auch kein Wunder. Standen doch an seiner Spike Männer von zielbewußter Energie, durchglüht von unendlicher Liebe zu Heimat und Natur, begeistert für alles Edle, Schöne und Gute. Bis 1898, also volle 37 Jahre, stand Gabriel Müller an der Spitze des Vereins. Von ihm übernahm 1898 Herr August Weise die Führung, die er bis 1904 behielt. Was dieser Name für den Verein bedeutet, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Treffen wir doch noch auf Schritt und Tritt auf sein segensreiches Wirken. Ich erinnere nur an das Museum in der Hurnboldtbaude. Von 1904—22 stand Herr Hermann Ändert an der Spitze. Was er für uns in schwerer und schwerster Zeit, ich denke an die Jahre 1914—1918, für uns getan, ist wohl zu groß, um es in wenige Worte fassen zu können. Seine Verdienste wurden durch die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden wenigstens zu einem kleinen Teile belohnt. Gestützt und geführt von diesen drei Herren konnte und mußte sich der Verein zu dem entwickeln, was er heute ist. Dieser drei Herren heute mit größter Dankbarkeit zu gedenken, halte ich für die Pflicht des heutigen Abends. Und nun liegt es an uns. die wir das Erbe übernommen, weiter zu bauen und weiter zu schreiten aus dem Wege, der uns durch das hohe Vermächtnis der drei Herren oorgczcichnet ist. Es bereitet dem Verein heute eine ganz besondere Freude, sechs alte Veteranen unseres Vereines heute zu ehren. Haben wir doch noch Herren unter uns, die dem Verein Uber 50 und fünf, die ihm über 40 Jahre angehören, und zwar die Herren Rodert Bitterlich, bereits Ehrenmitglied unseres Vereins, Oskar Röthig und Gustav Wünsche Uber 50 Jahre, August Dreßler, ebenfalls schön Ehrenmitglied, Her- mann Dreßler, Ernst Fabian, Bruno Freude und August Grosche über 40 Jahre. Der Verein gibt sich die Ehre, alle Herren zum heutigen Tage mit Ausnahme der Herren Bitterlich und August Dreßler, die es ja schon sind, zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Möchten sie noch recht lange in altbewährter Treue unter uns weilen. Eine äußere Ehrung dieser H°rren behält sich der Verein vor. Herrn Gustav Wünsche und seiner Gattin auch zugleich von hier aus noch unsere herzlichsten WUnsche zum goldenen Ehejubiläum am heutigen Tage. — 65 Jahre, eine lange Zeit liegt hinter uns. Aber auch eine Zeit, auf die mit Stolz zurückzubficken, wir alle Ursache haben. Geben wir uns heute zum 65. Geburtstage unseres Vereins das feste Versprechen, treu weiter zu ihm zu halten, weiter mit ihm zu schreiten und an der Vervollkommnung seines hohen und edlen Zieles zu arbeiten: Liebe zur Natur und Liebe zur Heimat. Und in diesem Sinne unserm heutigen Iubelvereine ein herzliches Glück aus! — In liebenswUrdig-verblndlichrr, naiv-schüchterner Art stellte sich Herr Günther Sanderson den Ebersbachern vor und erklärte, daß seine Sehnsucht jetzt gestillt und sein Lebenswunsch, Ebersbach kennen zu lernen, endlich Erfüllung gefunden habe. Jede Geste, jede Miene verrät den Conferencier von reinstem Wasser. Anqekündigt war die Veranstaltung als Unterhaltunqsabend im vornehmsten Kaba- rettstil. Dieser Superlativ hatte die Erwartungen recht hoch gespannt Trotzdem überraschten die Dresdner Künstler durch die Güte ihres reisen Könnens. Günther wurde der Liebling des Abends, gehätschelt wie ein junges Mädchen, eben, er wurde, was er ist — der Con ferencier. Aber nicht nur das: Als glänzender Rezitator, als Bor- traqskünstler steht er hoch über dem Durchschnitt. Biel zu früh ver ließ uns das Duo Polwin.Otter, Gelgen- und Klaviervirtuosen. Und dann — last not least — Betty, die Göttin des Tanzes von der Dresdner Staatsoper. Also: Kabarett: „Greift nur hinein ins volle Menschenleben. Wer vieles bringt . Sandcr- son leitet ein mit Th Vischers „Humor". Das Duo intoniert aus „Thais" von Mazinet. — Glutvoll - frohlockend, elegisch — die ganze Skala menschlicher Empfindungen - Beethovens Menuett folgt. Wie verschwenderisch der Meister diesen Rhythmus, diesen graziösesten Tanz des 18. Jahrhunderts auszustatten wußte; man fühlte es deutlich, da uns ihn die Dresdner so nahe brachten. Olttr begleitete sicher und zurückhaltend, manchmal fast zu diskret. Schubert'sche Melodien zogen durch den Raum: „Du bist die Ruh', Prochlliedcr sür die Geige eines Virtuosen vom Ausmaße Polwins — rassig diese weltbekannte und beste aller Serenaden von Ambro- sius. Kreysler wird mit der „Caprice vienovi" zum Leben erweckt. Otter spielt zwei Soli auf dem Flügel von prächtiger Klangfülle. Mit Schumanns „Träumerei", der virtuosesten Leistung in Moll, waren die musikalischen Darbietungen zu Ende. — Betty Fleischer durfte auf alle Schikanen moderner Bühnentechnik verzichten. Voll endet ihre Ausdruckskunst in Tanz, ihre Anmut von bezaubernder Natürlichkeit. Urgewaltige Leidenschaft, gebändigt in vteltausend- jähriger, alter religiöser Kultur, das ist die Orientalin im Tanz, das stellt Betly Fleischer im orientalischen Tanz dar. Die Slavin ist natürlichstes Weib — fessellos ihre Bewegungen, ausjauchzend im Gefühl der Jugend, der Kraft, begehrende Leidenschaft - sieges bewußt. Eine unnachahmliche graziöse Verkörperung erfuhr ein Walzer von Brahms. Unter brausendem Applaus beschloß die Künstlerin ihr Gastspiel mit der „Humoreske" im Picrrot-Kostüm. - Günther Sanderson unterhielt den gefüllten Kretschamsaal noch lange und angeregt aus ernstem und heiterem Repertoir. Die Zucht hausballade, effektvoll in der steten dramatischen Steigerung, be gleitet von einer kongenialen sinfonischen Komposition aus dem musikfreudigen Bochum, war der Höhepunkt Sanderson'scher Kunst. Der goldene Humor aus 800 Jahren deutscher Dichtung kam in den besten Stichproben zur Sprache und des gesunden Lachens war kein Ende. Das Fazit: Ein Fortschritt auf dem Gebiete gesell schaftlicher Kultur in Ebersbach, den der Vorstand des Humboldt- veretns als sein Verdienst buchen kann. Demitz-Thumitz. Der Familicnabend des Gebirgsvereins in der Bahnrestauration erfreute sich eines außerordentlich guten Be suches. Zahlreiche Vortragsangebote waren eingegangen. Allein „am guten Alten laßt uns halten", war die Meinung des Gesamt vorstandes und er hatte deshalb die hier bekannte, hochgeschätzte Bortragskünstlerin Fräulein 3 iliessen aus Bautzen in diesem Jahre wieder zu einem Vorträge gewonnen. Der stellv. Vorsitzende, Herr Architekt Roßbach, entbot ihr, wie allen werten Besuchern, ein herzliches Willkommen. „Ruhr- und Rhcinaebiet", lautete das Thema. Das Gebiet ist das Heimatland der Vortragenden, was sie geschaut, erlauscht, gefühlt, zog in künstlerisch-prächtigen Bildern von der industriereiche'n, landschaftlich herrlichen Gegend, erläutert mit schwungvollen, erwärmenden Worten, am Auge vorüber, wofür Frl. Zillessen wie immer, reichen Dank erntete, welchen der stellv. Vorsitzende mit treffendem Worte zum Ausdruck mit einem „Aus Wiedersehen" brachte.