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Dörfer, Kirchen — wahrlich, deine Äugen leiden keinen Mangel. Wanderst Du dann noch den Dohraer Berg hinauf durch herbstlichen Wald, atmest den herben, würzigen Duft, freust dich am Glühen und Leuchten braunroter, goldener Blätter, an dem frischen Korallenrot der reifen Hagebutten, den zierlichen roten Früchten des Pfaffen hutes, betrachtest sinnend die anmutsvolle Schönheit der weihstämmigen Birken, geniehest Sonnenschein und den freien Ausblick auf der Derghöhe, dann weiht du es wieder mal so ganz, wie schön die Erde und das Leben ist, trotz allem und allem. — Im alten schlichten Niedaer Kirchlein ein paar Andachtsminuten. Auf dem Fried hof ein stilles Derweilen. Ein wehmütiges Erinnern am ausdrucksvollen Ehrendenkmal für die gefallenen Heldem — Rotglühende Sonne versinkt. Aus um buschten Derstecken blinkt die Wittig herauf. Rosige Abendwölkchen verglühen. Abendliches Dunkel lugt schon aus den Mulden. Kühl ist die Luft. Aber den weiten Wiejenplan kommen die Nebelfrauen. In den Docfhäusern brennt Licht. Feierabendfrieden überall. Letzte Sonntagsheiligung weiht den schönen, zur Rüste gehenden Tag. Eine kurze Rast noch. — Sternenüber säter Himmel steht hoch und fern über dunklen Wegen. Die Eisenbahn rattert durch nächtliches Gelände. — Daheim dann, still, allein für dich, steht vor dir die ganze Schönheit, der volle Reichtum eines schön verlebten Sonntags. Marg. Asichsl-Karstsn. Im Wandern lerne die Heimat kennen! Walther Bogel, Reichenbach O/L. n der Heimat wurzelt unsere zukünftige Kraft und diese Kraft ist auch ein Lichtbringer der deutschen Zukunft. Wir müssen wieder ein erdoerwachsenes Volk werden, das Heimat hat, Heimat lebt und Heimat denkt! Meine Sonntagsreise lenkte sich diesmal nach Bautzen, der Perle der sächsischen Oberlausitz, nach jener Stadt, die reichen Industriellen und gewerblichen Fleiß paart mit altertümlicher Bauweise und zahlreichen interessanten anheimelnden und fesseln > den Winkeln im weiten Gefüge uralten Städtebaues. Man hat Bautzen die Perle der Nordlausitz genannt. Mit Recht, denn es gibt kaum eine der größeren Städte unserer engeren Heimat, die sich so die Ursprünglichkeit ihres Ansehens und das traulich anheimelnde ihres ganzen Charakters bewahrt hat, wie gerade Bautzen. Gerade jetzt zur Herbstzeit, wo das Laub sich langsam gold. gelb zu färben beginnt und die ganze Natur in der schönsten Farbenpracht herbstlicher Schönheit sich entfaltet, ist eine Wande rung nach der uralten Stadt mit ihren zahlreichen Resten mittel alterlicher Baukunst doppelt reizvoll. Wer einmal in Rothen- bürg o. d. Tauber gewesen ist, wer einmal durch die Straßen von Nürnberg gewandelt und wer vielleicht zur Herbstzeit von der Lutherstadt Eisenach nach der Wartburg hinauf gestiegen ist, der wird ähnlich schöne, unvergeßliche Bilder auch bei seinem Besuch in Bautzen antreffen und gerne bereit sein, diese Stadt in die Reihe der schönsten Städte Deutschlands, die ihren Cha rakter am meisten bewahrt und hinübergerettet haben in unsere schnellebige, mit dem Sinn aufs Praktische gerichtete Gegen wart, zu zählen. Auf einer steilen Anhöhe hoch über der Spree wächst die Stadt mitten aus grüner Naturschönheit und schmucken Sied- lungsbauten vor ihren Toren empor. Die ganze Stadt, ihr prachtvolles Panorama, das sich schon von ferne dem Blick des Wanderers bietet, wird überragt von dem wuchtigen Schloß Ortenburg, jenem uralten Gebäude, das 958 erbaut, später niedergebrannt, aber wieder errichtet wurde und in den späteren Jahren oftmals die gern gewählte Residenz böhmischer Könige war und heute — wohl den verschiedensten Behörden zum Domizil dient. Ein Gebäude, das durch seine altertümliche Bauart immer zu erneutem Verweilen und stummer Bewunde rung einlädt. Bautzen, die heutige Hauptstadt der gleichnamigen Kreishauptmannschaft, trägt noch heute auf Schritt und Tritt den Stempel einer alten weltlichen und geistlichen Residenz. Ihre Ktrchenbauten sind mit Recht weit in den Landen bekannt und geben der Stadt ihr besonderes Gepräge. Da ist vor allem St. Petri am Fleischmarkt, ein Dom, der es an Schönheit der Baukunst und Eindruck der Wirkung mit den bedeutendsten Kirchenbauten in Deutschland aufnehmen kann. Ein selten statt licher Kirchenbau — dieser Dom, mit seinem 94 m hohen Turm und seiner plötzlich einsetzenden schlank sich gegen den Himmel erhebenden Spitze. Bereits im Jahre 1497 erbaut, häuft dieses Gotteshaus, das heute paritätisch dem Gottesdienst beider Kon sessionen dient, in seinem Innern eine gewaltige Fülle kost- barsten und sehenswertesten Kirchengerätes und edelsten Gutes. Fünf Glocken birgt der Glockenstuhl zum Geläut für die Gläu bigen der Stadt. Andere gleichfalls schöne und sehenswerte Kirchen find die alte und neue zu St. Maria und Martha, die Dreifaltigkeits- oder Taucherkirche, die St. Michaeliskirche und die zu „Unseren lieben Frauen". Perlen im reichen Kranz der Sehenswürdigkeiten sind vor allem die Ruinen der Nikolai- und insbesondere der Mönchskirche, die überdies den großen Vorteil haben, daß beide im Mittelpunkt der Stadt liegen und leicht erreichbar sind. Manche schöne gärtnerische Anlage unterbricht angenehm und dem Auge wohltuend die Straßen. Überall drängt naturfrisches Grün hervor und gibt dem Ganzen den Charakter einer schönen Gartenstadt, wie sie ja auch besonders gerühmt wird. Da ist als Reizpunkt besonderer Klasse in erster Linie die herrliche Partie an der Kronprinzenbrücke, tief unten die Spree, hoch gespannt die Bogen der Brücke und verträumt im Hinter gründe die Dächer des HSusermeers der Altstadt. Ein Ausflug ins Seifersdorfer Tal ^S»4^Hvnter Führung von Frau Gräfin Brühl-Renard hatte Ausschuß für Gartenkunst des Landesvereins II) Sächsischer Heimatschutz kürzlich eine Begehung des Seifersdorfer Tales, um dessen Naturschönheilen, aber auch die darin zahlreich verstreuten Denkmäler in Augenschein zu nehmen. An der Besichtigung nahmen teil Obergartendirektor Hofrat Bouchö, Geheimer Hofrat Ilgen, Baurat Dr. Koch- Nerchau und Geheimer Hofrat Wrba. Der Ausschuß fand die Denkmäler in bester Pflege, gab nur hier und da einige Anregungen, Zutaten wie Ölfarbe zu ent fernen und manches Erinnerungsmal wieder stil- und material- gerechter zu gestalten. Geheimrat Dr. Wrba erbot sich, die nötigen Arbeiten, die mit wenigen Kosten ausgcführt werden können, in die Wege zu leiten, um das Seifersdorfer Tal als eine be sondere Sehenswürdigkeit und einen beliebten Ausflugsort der Dresdner Bevölkerung auch hinsichtlich dieser Denkmäler zu bereichern. Das Tal mit seinem herrlichen Laubwald und seinen vielen Naturdenkmälern machte einen prächtigen, wohlgepflegten Eindruck und man kann der gräflichen Familie Brühl-Renard nur dankbar sein, daß sie mit jo viel Liebe diese Erholungsstätte weitester Kreise der Bevölkerung so treulich pflegt und hütet. Erinnerung an Zittau Wieder bin ich durch die Stadt geschritten, drin vor Seiten meins Wiege stand; und der ssl'gen Kindheit Sauber hat mich plötzlich übermannt, daß ich schritt wie durch ein Märchenland. And ich sah dis alten Mauern wieder, wo ich spielt in sroher Kinder Schar - ich vernahm dis alten Lieder und nun klingt es immerdar: — „L> wie liegt so weit, war mein erst warl- P«ul W«ij«,