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Fiirrvitzig guckt ein bemooster Stein unter einer zerzausten Fichte aus dem unberührten Schnee hervor. Willkommen, himmlische Raststatt. Die Hölzer schnalle ich ab und stelle sie als treue Wächter vor mir in den Schnee. Borsriih- linqssonne scheint wärmend in den Winterwald. Den Ruck sack unter dem Kopfe und die blaue Jacke als weiches Unterbett, lege ich mich auf den bemoosten Stein. Durch das verwitterte, wildzerzauste Geäst der alten Bergfichte träumen meine Augen hinauf in einen endlos klaren, blauen Himmel. Sie sind vom vielen Schauen ganz müd, schlummern sanft hinüber in einen festen liefen Schlaf und träumen vom Walde, vom herrlichen Iserwald — und träumen — und werden mach — und schauen wieder den herrlichen Iserwald! Von der Tracht der Wendinnen Bon Fr. Beruh. Störzner ÄNA' in besonderer Farbenreichtum kennzeichnet die Kleidung d" Wendinnen, und darum unterscheidet sie sich sehr deutlich von der der Deutschen. Will man aber jenen reizvollen Schmuck der Wendinnen und die Eigenart ihrer Tracht kennenlernen, dann muh man an einem Sonn- oder Festtage ins Wendenland gehen und die Wen- dinnen beobachten, wenn sie zur Kirche gehen oder aus dein Gotteshause kommen und wenn es möglich ist, ein Spreewald» dors aussuchen: denn hier im Spreewald hat sich wendischer Brauch und wendische Sitte noch am treusten bis heute er- halten, und hier ist cs wieder die weibliche Bevölkerung, die der altüberlieferten Sitte und Tracht am treusten geblieben ist. In der Woche macht die Arbeit aus den feuchten Wiesen und Feldern es notwendig, datz Arme und Beine frei und un- bekleidet gehalten werden, während das Mieder den Ober körper sorgfältig verhüllt. Geht z. B. die Spreewälderin zur Arbeit aus, so legt sie auch des Alltags blendend weihe Wäsche und Tücher an. Sie „leuchtet dann förmlich in ihrer Sauber keit", wodurch sie schon von fern von einer deutschen Märkerin deutlich zu unterscheiden ist, die zur Landarbeit immer ihre schlechtesten Kleider anzieht. Auf dem Kovfe trägt die Wendin des Sprecwaldes ein Tuch von schneeweißem Linnen, oft aber auch von schwarzer oder bunt dnrchwirkter Seide. Jenes Tuch ist in streng vorgeschriebene Fallen gelegt und so gebunden, dah zwei Zipfel deckend über den Rücken frei herabsallen, die beiden anderen Zipfel aber zu beiden Seiden des Kopfes steif abstehen. Dieses Kopftuch, die Lappa genannt, deckt das Haar, einen Teil der schönen Stirn und die Ohren bis auf die Ohr. läppchen. An der Art und Weise, wie diese Falten gelegt und gebunden sind, ist der Heimatsort der Trägerin zu erkennen. Das weihe Stirnluch dient besonders zum Schutze gegen die heißen Sonnenstrahlen. Der Rock der Spreewälderin ist kurz, nur bis an die Knie reichend, ist meistens von einem weithin leuchtenden Rot, gewöhnlich mit eingewebter Leinwand ge- süttert und wird von einem schwarzsamtenen Mieder mit weit ausgeschnittenen Armlöchern befestigt. Die Arme bleiben bloß und sind mit kurzen schneeweißen Ärmeln bekleidet, die zum sogenannten „Kittelchen" gehören, das ist ei« westenartiges, linnenes Kleidungsstück, das sich unter dem Mieder befindet. Das Brusttuch ist sorgfältig um den Körper gelegt. Bon einem Samtband werden die beiden anderen Zipfel am Körper fest gehalten und sind unter der Schürze geborgen. Die Schürze umgibt den Körper in der Länge des Rockes und läßt diesen nur etwa zwei Hände breit am Rücken sehen. Strümpfe trägt die Wendin gewöhnlich nur bei feierlichen Gelegenheiten und im strengsten Winter, doch das Kopftuch von Kindheit an täglich. Ist schon die Alltaqstracht ost malerisch schön, mehr noch aber die Sonn» und Festtagstracht. Den Hauptteil der Sonntagstracht bildet bei Frauen und Mädchen dir Mütze, die aus einem Pappengestell besteht, das an beiden Seiten des Kopses fast zwei Hände breit vorspringt und spitz zuläuft. An dem Pappengestell ist eine steife, in viele Falten gepreßte, breite weiße Krause befestigt, die das ganze Gesicht umrahmt. Das Pappengestell wird von einem vorschriftsmäßig gefalteten Tuch bedeckt. Dieses Tuch ist an hohen Feiertagen und an ernsten kirchlichen Festen, an welchen die Kleidung nur schwarz oder weiß sein darf, weißer Damast, an den gewöhnlichen Sonntagen aber oft ein recht kostbarer Stoff. Unter dem Kinn steckt eine Schleife, deren Farbe mit der des Kopftuches über- einstimmt. Bon dem Alltagskleid unterscheidet sich der Sonntags» rock gewöhnlich nur durch den besseren Stoff und einen breiten Leidenbesatz. Zur Festtagskleidung wird das Brusttuch ebenso umgrlegt wie in der Woche. An hohen Festtagen und bei ernsten kirchlichen Feiern ist das Brusttuch entweder von weißer oder schwarzer Farbe, an Sonntagen aber erglänzt es in den lebhaftesten Farbentönen. Die Strümpfe sind stets weiß, die Schuhe ausgeschnitten. Im Winter ergänzt sich dieser Anzug noch durch schwarze, dick gefütterte Tuchjacken. — Die Sonn- tagstrocht der Wendinnen des Spreewaldes und der Lausitz bietet ein Bild, wie es malerischer anderorts kaum wieder ge funden werden dürfte. Eigenartig und farbenfrisch! — Einfach und schmucklos ist dagegen die Tracht des männlichen Ge schlechtes und mit der der Frauen und Mädchen an Farben- schönheit gar nicht zu vergleichen. Grau und blau sind bei der männlichen Tracht die Hauptfarben. Aus den tzeimawereinen Ebersbach. Der hiesige Humboldtoereln hielt am Mittwoch, dem 2. Dezember, seinen letzten Vortragsabend für 1925 ab. Herr Lehrer Holschelder war dazu als Redner gewonnen worden. Es ist wohl nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß dieser Vortrag ein Höhepunkt war. Das Thema lautete: Schneeschuhfahrten im Bannkreise des Großglockner. In formvollendeter Sprache und an der Hand prächtiger selbstgesertigter Aufnahmen führte der Redner die zahlreiche Zuhörerschaft in das Schnee- und Eisgediet des Groß glockners. Über Schnee und Eis, unter größten Gefahren für die persönliche Sicherheit, ginas hinaus in die hochalpinc Welt. Wir lernten die Feinde kennen, die dem Wanderer drohen, wir mußten aber auch den Mut bewundern, der diese Taten vollbringen läßt. In packender Weise schilderte der Vortragende den gigantischen Kampf mit den Elementen, den er dort oben mit seinem Wander freund, einem Ebersbacher Herrn, bestehen mußte. Doch die tief in ihnen wurzelnde Liebe zur Alpenwelt, die aus jedem Satze klang, ließ die beiden kühnen Bergsteiger vor keinem Hindernisse zurück schrecken, ja selbst der Einsatz ihres eigenen Ichs aalt ihnen nicht als zu hoch. Daß selbst unter Kampf und Entbehrungen oft der Humor nicht fehlte, das flocht der Redner in feinsinniger Weise mit ein. Nichts von Überhebung und Selbstlob, pochend auf die ge leistete Ta«, war zu spüren. Beinahe rührend bescheiden trat er zurück. Uber die Bilder weiter zu sprechen, dürste sich erübrigen, wenn man sagt, daß es Glanzstllcke photographischer Kunst waren, zumal man noch in Betracht ziehen muß, wann und unter welchen großen Schwierigkeiten sie entstanden. Gern hätte man Herrn tzol- scheidcr noch weiter aus seinen Alpenwanderungen begleitet. Und als ihm nach knapp zweistündigem Vortrag reicher Beifall wurde, spendete man ihn wohl aus dem Bewußtsein heraus, daß es ein Genuß war, Herrn Holschelder aus seiner Winterfahrt begleiten zu dürfen. Hoffentlich findet er Gelegenheit, hier wieder einmal von seinen Wanderfahrten zu sprechen. Es dürste sich empfehlen, auch andere Vereine aus den Redner aufmerksam zu machen. Er wird überall reichen Beifall finden, so wie er es auch voll und ganz verdient. Ebersbach. Der Humboldtverein hielt am Sonnabend, dem 12 Dezember 1925, seine diesjährige Hauptversammlung in der Baude ab. Der Vorsitzende, Herr Kllchler, begrüßte die Erschiene nen und leitete den Abend. Zunächst gab er Mitteilung von dem bedauerlichen Unfall, der Herrn Lehrer Junge in Dresden betroffen hat und gab der Hoffnung Ausdruck, ihn recht bald wieder hier be grüßen zu können. Hieraus gaben der Vorsitzende, der Bücherei-, Bauden-, Museums- und Wandcrwart die Jahresberichte. Aus ihnen allen ist zu entnehmen, daß der Verein auch im vergangenen 64. Pereinsjahr gute Fortschritte gemacht hat. Dasselbe ergab sich aus dem Kaffenbericht, der vom Kassierer zum Vortrag gebracht wurde. Auch hier schließt der Verein nicht ungünstig ab. Hier sei