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8 Gberlaufltzer Heimakzettung Nr. 1 Winterzusammenkunst der Lusatia Es entspricht einer liebgewordenen Gepflogenheit, daß die im Verbände Lusatia zusammengeschlossenen Vereine alljährlich um Hohneujahr herum zu einer gemütlichen Sippung zusammen kommen, die in erster Linie der heiteren Geselligkeit gewidmet ist, wenn es auch niemals restlos ohne einiges Geschäftliche abgeht. Es handelte sich diesmal um den 3. Januar, und das Ziel war das alte gute Eibau. Der Himmel hatte zwar nicht seine freundlichste Miene aufgesteckt, aber trotzdem war die Teilnahme sehr befriedigend, und der geräumige Saal des Gerichtskretschams war schließlich fast bis zum letzten Platz besetzt, wenn auch einige Vereine etwas „teelöffelweise" anrückten. Schlecht vertreten war die westliche Lausitz; umso erfreulicher war die Beteiligung der übrigen Vereine. Der bisher einzige preußische Berbandsverein in Reichenbach OL. hatte seinen Vorsitzenden Herrn Otto Schöne-Sohland gesandt. Als Spitze des gastgebenden Vereins begrüßte Herr Lehrer Ebert die Versammlung mit guten Neujahrswünschen und erteilte dem Verbandsvorsitzenden, Herrn Qberstudienrat Prof. Dr. Weder, das Wort, der der stattlichen Versammlung das Willkommen des Verbandes entbot. Zum zweiten Male lag Veranlassung zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft vor. Diese Auszeichnung wurde Herrn Hermann May-Hörnitz, dem langjährigen Schriftführer und verdienstvollen Förderer des Verbandsqedankens, zuteil. Eine Anzahl von Vereinen wurde anläßlich in letzter Zeit begangener oder noch bevor stehender Jubiläen mit künstlerisch ausgeführten Ehrenurkunden, die das Bild des Lusatia - Ehrenmals am Kottmar schmückt, bedacht. Hiervon wurden Hörnitz, Löbau und Obercunnersdorf betroffen. Herr May, der leider das Gehör verloren hat, dankte sichtlich ergriffen für die ihm bereitete Ehrung. Alte protokollarische Aufzeichnungen setzten ihn in die Lage, einen weit verbreiteten Irrtum über die Entstehung des Verbandes richtig zu stellen. Nach einer am 3l. Oktober 1864 im „weißen Kretscham" in Oberoderwitz abgefaßten und unterfertigten Niederschrift hat es als feststehend zu gelten, daß die Lniatia ihr Dasein der ersten Anregung der Herren Oberlehrer Poche und Orlsrichter Samuel Wenzel in Oberoderwitz verdankt. Der Vorsitzende berichtete ferner über das demnächst erst malig erscheinende Lusatia - Jahrbuch und forderte auf, die Jahresberichte der Berbandsvereine bis spätestens 10. Januar dem Verleger Herrn B. Harnisch in Zittau (Bautzenerstr. 6.1) zu übermitteln. Sodann wurden die Veranstaltungen für das neue Jahr mit dem nachdrücklichen Bemerken milgeteilt, daß schriftliche Einladungen künftig nicht mehr ergehen, sondern vielmehr die entsprechenden Bekanntmachungen ausschließlich in der „Oberlausitzer Heimatzeitung" als dem Verbandsorgan veröffentlicht werden sollen. Wie der Vorsitzende mit beson derer Freude betonte, wird Eibau als die „Pflegemutter des Verbandes" die Lusatia im neuen Jahre ziemlich oft bei sich sehen, und zwar am 6. Juni anläßlich der Wanderversammlung und am 25. August gelegentlich der sogenannten „Vortrags börse". Die Frühjahrsvertretersitzung findet am 6. März in Zittau, die Herbsttagung am 6. November in Ebersbach statt. Außerdem plant man für den ersten Sonntag im Juli ein großes Bergfest in Oybin zu Ehren der deutschböhmischen Berbandsbrüder und in dankbarer Anerkennung ihrer ost be tätigten Treue. Es wird bestehen aus einer Festvorstellung im Waldtheater, einem großen Konzert in der bestens emp fohlenen Schreinertschen Bergwirtschaft, Ruinenbeleuchtung und Mönchszug. Für die Heimfahrt ist gegen Mitternacht ein Sonderzug nach Zittau vorgesehen. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles übernahm Herr Ebert wieder die Leitung der Veranstaltung, doch kam es vor dem Eintritt in den Unterhaltungsteil noch zu einem kleinen „Rückfall" in das Geschäftliche: Herr Kaufmann Kittel-Zittau berichtete kurz über die gemeinsame Tagung der deutschböhmischen und sächsischen Gebirgsvereine, die am 7. November in Königstein (Elbe) stattgefunden hatte. In seiner Eigenschaft als Verbandsschatzmeister knüpfte er daran den zarten Wink, daß die Verbandsbeiträge pünktlich an ihn abgeführt werden möchten. Nunmehr konnte die „Gesellige" voll in ihre Rechte treten. Den vornehmen künstlerischen Rahmen lieferten wertvolle Musikvorträge, die mit rezitatori- schen Gaben wechselten. Zunächst ließ das erste Ehrenmitglied des Verbandes, Herr Werner-Oberoderwitz, persönliche Er innerungen aus früherer Zeit anklingen und führte dann aus, wie die Natur die zuverlässige Führerin zur Gottheit sei. Herr Langer-Eibau trug mit prächtigem deklamatorischen Ausdruck die Ballade „Ein deutsches Herz" von Emil Ritters haus und die sinnige Dichtung „Schlittschuhe" von Keller vor. Ein anderer Eibauer, Herr Hübner, wartete mit einer be kannten Schnurre von Wilhelm Friedrich auf. Herr Brückner-Neugersdorf hatte mit einer sehr humorvollen Be handlung der Frage über die Vorzüge der Geschlechter viel Erfolg. Sehr starken Beifall erzielte ferner Bruno Wünsche- Zittau mit seinem allerneusten Scherz von „Müllersch Gustav", der „anne Foahrt uff'm Oym" behandelt. Der Unterzeichnete steuerte zwei Zeitsatiren über Oybiner Themen bei, und Herr Linke-Oderwitz beschloß den Reigen der launigen Darbietungen. Herr Professor Dr. Weder übermittelte durch Fernsprecher eingegangene Grüße des Herrn Otto Marx-Reichenau, der leider persönlich nicht erscheinen konnte. Herr Ebert schloß die anregende Veranstaltung mit dem Ausdruck des Dankes an die Vortragenden und einem fröhlichen Ausblick auf den neuen Frühling. Bruno Reichard. Ver junge §icbte Zu §icktes Todestag: 28. Januar Von Wilkelm Müller - Güdsrsdork Geil, Gammsnau, du Lausitznsst! klein zwar, dock karg mitnicbtsn! Nus deinem Gründ wucbs wipkslkock vis kekrste aller Fickten. Und kommt mir so von ungekäkr Vein Nams in Gedanken, Sek Gottlieb Ficktes Zugsndbaum Vor meinem Glick ick wanken. — War einst der Mann des dsutscbsn Muts Und keil'gsr Geckenworts Gin Websrkind, von Not umengt, Lin Gräumsrbub im Orie. Vock wie in stiller Vatsrtreu Gr krük sckon lernte lesen, So stieg mit ikm in Lebenskök Gin geistig Wunderwesen. vreikäsekock nock, wirkte sckon Gottlieb auf keil'gen Wegen; Oss Güttleins Prediger, trug er vor ven §rük- und Nbsndsegen, Und wenn das liebe Sonngesickt Gagmüds sick versteckte, Ging er im Feldtraum ost ikm nacb, Gis Scbäkerruf ibn weckte. - - — Gin Sonntag war's, als jäk das Glück lkn nakm in sein Geleite Und ikn aus grauer Gngs Kob In seins Straklsnweite. Oer Gottesdienst klang gerade aus; Geimkekrtsn all die Frommen, NIs man den Pfad zur kircke bin Oen Gutskerrn spürte kommen. Und weil die predigt er versäumt Und dock nickt mockte misten, Giek man den kleinen Fickte ikm, vankbar und dienstbeflissen. Oer büpste Ker, und garnickt scbeu Galt er aus frommen Nöten: Oes Pfarrers Gede; sinngetreu Gab er und okn Grröten. O, welck Verwundern drob ringsum! Grwacdsene und Kinder,