Volltext Seite (XML)
Nr. 14 Gberlaufltzer Helmatzettung Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius I7j (Fortsetzung) „Do hätt'ch oh oill dervohn", wies der Alte diesen Ver dacht zurück, „nee, gleb mer'sch ock, Du böst a forscher Karl, aber de Weiber kennst no lang nö. Na, iech will nö braschn, bie'ch doach oh ock a ahler Ionggsell. Aber woas de Ruth ös, die kenn'ch. Die koan ock enner zwing, dar er'n Stär kern zeigt. Woas die macht, mach Du oh! Do kömmst am weist» miter. Denk ock nö, doß die von Toni woas wössn will, 'n Vater macht se's zon Schur. Doas ös 's Ganze. Weil sö de Wut iber dann sein' Heiroaterei Hot, össe su iärschlch gwurn." Schnell warf Leo ein: „Dr Toni doarf sö nö Krieg»." Eduard kratzte sich in den Haaren. „Miglch ös aber ömmer no, doß sö'n nömmt, wenn dr Boater heiroatn tutt." „Dr Ahle doarf nö heiroatn." Leo war plötzlich Feuer und Flamme. Eduard beschwichtigte ihn: „Iech denk's oh nö, doß a's machn wörd. A hot'ch verschwur», wenn'n de Zickln ne mag, danno heeßt's: De Foasldn oder keen. Na, ond die hoam'mer'n of'n Hoals ghetzt. A wörd se wühl bezeitn soat hoan. Ond danno heeßt's abn: Oder keen." „Dann muß dr Heiroatsteifl ausgtriebn ward»." Eduard sah den jungen Zimmermann wieder listig aus zusammengekniffenen Augen an und meinte, ihm aber müsse er eingeimpft werden. Da kam ein freies Lachen aus Leos Kehle und er ver sicherte, daß dies nun nicht mehr nötig sei, er werde sich ohne das zu helfen wissen. Weil er dem Wohnhause den Rücken kehrte, konnte er nicht sehen, wer da plötzlich in der Tür sichtbar geworden war. Eduard aber tippte ihm auf die Schulter und sagte lächelnd: „Do versuch ock glei Dei Heil, dort kömmt se. Iech winsch Dr vill Glick." Darauf schlürfte er dem Stalle zu und freute sich, daß er einem Blinden hatte den Star stechen können. Leo aber wurde gewahr, daß sich bei ihm bereits wieder ein gelindes Herzklopfen einstellte. So einfach, wie es sich der alte Schüttelkopf dachte, war die Ge schichte denn doch nicht. Aber er nahm sich vor, nach Eduards Rezept zu handeln. Er trat Ruth einen Schritt näher, nur einen kleinen Schritt, und rief ihr mit heiterem Gesichte zu, aus dem er jede Befangenheit zu bannen wußte: „Na, gun Tagg, Rieger Ruth! Suchst wieder 'n Hund?" Und just in derselben Tonart schallte es sogleich zurück: „Diär gieht's wühl zo gutt, doß D' miter Zochtrutt von Riegergutt sabinn wöllst?" Leo musterte das Mädchen mit einem Blicke, der möglichst gleichgültig sein sollte und erwiderte so obenhin: „Nu wenn D' miech oh nö groad garn sist, gun Tag kennst zon wingstn soin." Das Mädchen schürzte die Lippen spöttisch, knickste und sagte: „Gun Tagg!" Darauf sah sie Leo heraus fordernd an und fragte ihn: „Woas'n nu?" „Doas weeß iech doach ne," erklang es ebenso spöttisch von seinem Munde. Ruth stemmte die Arme in die Seiten, das Zeichen weiblichen Kampsgelüstes, und indem sie den Zimmer- mann von oben bis unten ansah, fragte sie, ob er etwa vor lauter Forschheit den Mund nicht aufbringe, worauf Leo, um keine Entgegnung verlegen, ihr die Frage vor- legte, ob sie etwa vor lauter Resolutheit den Mund nicht zubringe. Die Beiden waren also im besten Zuge, eine inter essante Unterhaltung zuwege zu bringen. Das mochte auch Ruth denken, denn sie meinte anerkennend: „Doas woar wingstns an Antwurt." Aber bei Leo kam sie damit schlecht an. Er sagte verächtlichen Tones: „Oach su, dodrus driähst's oa. Dann Gfoalln tu'ch Dr schon lang ne. Iech wößt ne, woaröm 'ch miech mit Där römzankn sellt." Ärgerlich wandte sich das Mädchen von ihm ab, steckte das Näschen hoch in die Luft, drehte den Kopf über die linke Schulter und sagte in dieser nicht eben höflichen Stellung, mit der sie Leo ihre Mißachtung aus drücken wollte: „Doas ös an schien Eisicht, wenn enner weeß, doß a 's Maul ne ufmachn doarf, ohn doß a 'ch zankt." Trotzdem der junge Zimmermann innerlich langsam zu kochen begann, brachte er es mit aller Willens anstrengung fertig, äußerlich ruhig zu scheinen. Aber das Rezept des alten Schüttelkopf zu beherzigen, war ihm jetzt nicht mehr nur eine Sache der Klugheit, son dern wirkliches Herzensbedürfnis. Er schwieg denn auch keinen Augenblick länger, stemmte auch seinerseits die Hände mit den Rücken in die Seiten, um auf diese Weise möglichst lässig zu erscheinen und seine Gleichgültigkeit damit auszudrücken, und sprach langsam, als halte er es eigentlich kaum der Mühe wert zu reden: „Iech meent's ju egntlich a brinkl annersch. Aber woas nutzt 'n doas ville Braschn iberhaupt? Wemmer a Karl suwoas soin j tät, do nähm 'ch 'n onner 'n Oarm ond ließ 'n an Börtl- stond zoappln. Danno tiät'ch'n e d Baach troin, doaß a 'ch oabkihln kennt. Aber woas will enner denn mit su an Majdlding oagahn?" Der Riegertochter schoß bei diesen Worten das Blut in den Kopf. „Du rechst miech wuh su richtg onner Pleti ond Kreti?" schrie sie wütend. Der Groll steckte den Zimmermann an, weswegen er ohne Überlegung auch lauter als erst erwiderte: „Zo woas'n sellt'ch'n Diär an Extraworscht brotn? Denkst ern, weil's Riegergutt hinner Der flieht? Doas bölder ock ju ne ei! Amend wärscht mr ohn doas Oahängsl zahnmo lieber." Kaum daß dies heraus war, biß er sich auf die Lippen. Da hatte er doch zu viel gesagt. Und Ruth drehte sich vollends von ihm ab, aber »ur um zu verbergen, daß die Röte ihr jetzt noch verräteri scher in die Wangen gestiegen war. Sie wußte nun nicht, hatte er sich »erschnappt, oder war das nur so ohne Sinn dahergeredet. Hier galt es einzuhaken. Das tat sie denn auch sogleich. „Miech wunnert 's ock, doaß su a gruß- oartger Karl wie Du siech suweit vergößt ond iberhaupt vo Liebersein redt. Iech kennt mer ju bahl woas druf eiböln." Auch Leo wurde puterrot. Verdammt, hatte die doch gute Ohren. Und aus Ärger, sich womöglich verraten zu haben, fiel die Entgegnung umso patziger aus. „Doas loß ock lieber! O dr Eiböllg fahlts be Där suwiesu nö." „Du wörscht'ch wühl ne zo bschwern hoan," klang die scharfe Erwiderung. „Oach su, iech sott wühl oh no „dank schien" soin