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Um die Meister der Bauten festzustellen, hat man wohl auch die Steimetzzeichen, mit denen die ausübenden Künstler ihre Werke versahen, herangezogen und hat bei Roskopf wohl an die Zeichen an der goldenen Krone zu Breslau und am Ka- pttelhause ebendort, dann auf dem Gröditzberge und in Görlitz an Brüdergasse No. 11 (unleserlich und verschmiert) gedacht. Ader sicher ließ sich bis jetzt kein Steinmetzzeichen auf Roskops zurückführen. Jetzt ist ein neuer wichtiger Fund in der Sache gemacht. Bor ein paar Monaten entdeckte ich zufällig im Görlitzer Rathaus« und zwar in der wagrechten Oberfläche der linken Brüstung, wenn man die äußere Freitreppe herausschreitet und dann im Innern der Treppe weitersteigt, ein Steinmetzzeichen mit Jahreszahl und Buchstaben. Die Jahreszahl ergibt A. 1538 Das Jahr paßt schön zu der Zahl 1537 an der Kanzel neben dem äußeren Treppenausgange. Man hat diese zuerst und das folgende Jahr die Treppe im Innern gebaut. Biel wichiger aber ist das daneben stehende Steinmetzzeichen. Es ist einfach genug: ein etwas nach links (vom Beschauer) geneigter senk rechter Strich, oben mit einem nach links ausladenden Querstriche, unter dem sich weiter zwei durchgehende Querstriche zeigen. Ganz und gar aber bedeutungsvoll ist es, daß das Werkzeichen unten nach links in ein W und nach rechts in ein R ausläuft. Wir haben also ganz sicher das Steinmetzzeichen des Görlitzer Meisters Wendel Roskopf vor uns. Und der Meister der Rathaustreppe ist Wendel Roskopf, der bis jetzt weder urkundlich noch durch die Bestimmung eines Steinmetzzeichens als Ber- fertiger der Treppe nachgewiesen werden konnte. Leider ist das Steinmaterial sehr spröde, sodaß der angesetztc Meißel öfter Bruchstellen, die das Bild unklar machen, hervocbrachte. Berichte der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen Neue kfgelmlrre Oer Lauritrer -Niertumrfosschung (Bautzen, Lamina, Doberschau, Krinitz, Lomske, Luga, Oehna, Rodewitz, Tautewalde) Die rege Teilnahme der Lausitzer Bevölkerung an der Erforschung der heimischen Altertümer ist am besten im An schwellen der Fundmeldungen und Hinweise zu bemerken, die allwöchentlich in immer stärkerem Umfange bei der Geschäfts stelle der Gesellschaft für Vorgeschichte eingehen, so daß wöchent liche Berichte notwendig sind, um die Öffentlichkeit über den Gang der Untersuchungen auf dem Laufenden zu erhalten. Uber die Grabungen auf dem bronzezeitlichen Hügelgräber felde des Seitschener Hai) wird ständig gesondert berichtet werden, da sie von besonders hoher Bedeutung für unsere Borgeschichts kenntnis sind. Ein neues Gräberfeld derselben Zeit (1500 bis 1000 v. Ehr.) wurde uns durch Herrn Ritter auf der Ortsflur Krinitz bei Uebigau nachgewiesen. Schon vor längerer Zeit sind hier Gefäße gefunden worden, die uns nunmehr aus Privatbesitz freundlichst zugänglich gemacht wurden. Eine zweite Fundstelle, wahrscheinlich derselben Zeit, die wir bisher ebenfalls noch nicht kannten, entdeckte der Lehrling Kieschnick auf der Ortsflur Oehna. Beide Plätze sollen in nächster Zeit genauer untersucht werden. Eine überaus wichtige Entdeckung hat Herr Gutsbesitzer Handrick auf seinem Acker bei Lamina bei Radiborgemacht. Beim Ackern kam er mehrfach auf schwarze Stellen und riß schon zu wiederholten Malen zentnerschwere Klumpen Eisen- schlacke durch die Pflugschar an die Oberfläche. Bei einer Ortsbesichtigung am 10. Mai war Herr Gießereibesitzer Jahn so freundlich, uns mit seinem fachmännischen Urteil zu unter stützen. Ein weit über zentnerschwerer Block von Eisenschlacke in den verschiedensten Graden der Erzgewinnung wurde von ihm in das Bautzener Museum überführt. Der pilzförmig gestaltete Block ist vermutlich die erstarrte Schmelze eines früh- oder vorgeschichtlichen Schmelzofens. Aus der Form und dem Läuterungsgrade lassen sich schon fesselnde Einzelheiten über die Technik der Borzeit ableiten, doch soll erst näher über diesen Gegenstand berichtet werden, wenn das Urteil der Berg akademie Freiberg eingegangen sein wird. Für die Erkenntnis der Zeitstellung dieses frühen technischen Unternehmens sind von besonderem Wert die von Herrn Handrick früher auf dem Acker bemerkten Tonscherben. Eine Untersuchung wird nach der Kartoffelernte möglich sein. Zugleich soll ein in der Nähe liegendes Feld, auf dem man früher Urnen entdeckt haben will, dann auch erforscht werden. In einer Oberlausitzer Privatsammlung konnte Herr Oberlehrer Frenzel neben zahlreichen vorchristlichen Altertümern von bisher unbekannten Fundstellen auch solche aus den ersten Jahrhunderten nach Lhr. nachweisen. Germanische Lanzenspitzen, Messer, Äxte und Scherben, sowie Schmuckgegenstände sind ehedem bei Lomske — Luppa und bei Neida (Kr. Hoyers werda) entdeckt worden. Sie sind uns ebenso wertvolle Zeugen für die Anwesenheit der Burgunden in unserer Heimat, wie das bisher verschollene germanische Gräberfeld von Jauernick bei Görlitz, das am 25. April wieder aufgefunden wurde. Aus der auf die Germanenzeit folgenden Periode slavischer Besiedelungen ragen zahlreiche Burgwälle als Ruinen vor geschichtlicher Holz-Erde-Burgen in unsere Gegenwart herein. Leider ist ihre Erhaltung in vielen Fällen überaus gefährdet. So mußte am 10. Mai festgestellt werden, daß der schöne Burgwall im Dorfe Luga zu dreioiertel bereits eingeebnet und durch neuerliche Erdbewegungsarbeiten noch immer be- droht ist. Dasselbe gilt in noch höherem Maße von dem zweiten Burgwall auf der Ortsflur Doberschau, der nach alten Berichten vorhanden war, jetzt aber wohl gänzlich ver nichtet ist. Nach den Hinweisen von vor 100 Jahren muß er in unmittelbarer Nähe der Papierfabrik Doberschau ge legen haben. Die noch näher bezeichnete Stelle aber ist im vorige» Jahrhundert durch einen Steinbruch eingenommen worden, auf besten Grunde dann die kleine Gasfabrik im Spreetal oberhalb Grubschütz errichtet wurde. Aber nicht nur diese alten Wehranlagen sind bedroht bezw. bereits vergangen, sondern auch noch viele andere haben verheerende Umgestaltung erfahren. Ich verweise dabei nur auf die Burgwälle des Proitschenberges, von Kleinsaubernitz, von Lauske, Zschorna, Niedergurig und Brohna. Ein weiteres Altertum, der Teufelsstem von Rodewitz, ist ebenfalls verschwunden und vermutlich gesprengt morden, wie eine Besichtigung am 12. Mai ergab. Erfreulicher als diese Feststellungen sind die Ergebnisse auf dem Gebiete der Oberlausitzer Münzforschung. So wurde uns aus Bautzen dieser Tage eine Hohlmünze (Bracteat) zur Verfügung gestellt und Herr Lukas übergab uns drei weitere Bracteaten von dem großen Münzfund in Tautewalde. Als Augenzeuge der Auffindung konnte er uns die besonders wichtige Mitteilung machen, daß in dem Münzgefäß auch Reste von Webware lagen, vermutlich die eines Beutels. Solche Münzbcutcl sind im 10. und 11. Jahrhundert üblich gewesen und wurden mehrfach nachgewiesen, wie z. B. bei dem arabischen Hacksilberfund von Meschwitz. Hierbei sei bemerkt, daß der semitische Ausdruck „kis" für diese Geldbeutel in unsere deutsche Sprache eingedrungen ist: Scherzhaft sprechen wir noch heute vom Gelbe als Kies. Uber diese Funde wird noch näher berichtet werden, wie auch die Auffindung einer Silbermünze als Bauopfer in einem Hause von Irgersdorf noch eingehende Darstellung finden wird. Wer aber an den Ferientagen einen Ausflug nach den Görlitzer Bergen unternehmen will, der besuche die Dorfkirche zu Gersdorf, an deren Südseite ein zugemauertes, uraltes Portal zahlreiche Rillen und Näpfchen aufweist. Reste eines uns bisher unbekannten Teiles Oberlausitzer Volksglaubens. Dr. Frenzel. Heimat, wunderbares Wort, das Her; nur kann dich deuten. In ihm hallst du beim Abschied fort wie KirchsnglockenlSuten. Alb. Träger.