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Vom Zittauer Stadtmuseum Arbeiten und Neuerwerbungen Bon Dir. I. Sack, Großschönau Das Zittauer Stadt-Museum, von dessen neuer Aufgabe in einer der letzten Nummern geplaudert wurde, wächst sich unter der fachmännischen Leitung seines Direktors Dr. R. Müller, immer mehr zu dem geschichtlichen Heimatmuseum der Südlausitz aus. Wenn es auch zur Zeit wegen der Raumnot sich noch nicht mit dem Bautzener Museum messen kann, so zeigt es doch so starke Fortschritte, daß es angezeigt erscheint, eine größere Öffentlichkeit dafür zu interessieren. Ein mal ist dies deshalb nötig, um Freunden geschichtlicher Alter tümer zu zeigen, welchen Reichtum und welche Schönheiten er hier betrachten kann, und ferner dürfte es erwünscht sein, immer erneut darauf aufmerksam zu machen, wo alte Sachen abgegeben werden können, damit sie sachgemäß bewahrt werden. Bekanntlich ist das Museum in Räumen untergebracht, die früher zur Klosterkirche gehörten. Um nun für Neuaufstellungcn Platz zu gewinnen, hat man die beiden gewölbten Kapitel räume des ehemaligen Franziskanerklosters samt den dazu gehörigen Kreuzgang wieder hergestellt. Der Kreuzgang war wegen später eingesetzter Wände und Verschlüge kaum noch als solcher zu erkennen. Nach Ergänzung der alten Rippen und Konsolen an den Kreuzgewölben wurden in den Füllmauern der äußeren Arkaden verschiedene Sandsteinwerkstücke gefunden, die von einem oder mehreren Maßwerkfenstern zu stammen scheinen. Beim weiteren Abbrechen dieser später eingesetzten Mauern fanden sich sogar Gewände und Sohlbänke noch in alter Lage, sodaß die Arkaden früher mit Maßwerk ausge stattet gewesen sein müssen. Gleichzeitig wurden im letzten Joch des Kreuzhanges an zwei Wänden spätgotische Malereien entdeckt, die durch Abheben der späteren Tünche in mühsamer Arbeit freigelegt wurden. Sie stellen Szenen aus der Fran ziskuslegende und die Kreuzigung Christi dar und scheinen trotz tiefgehender Beschädigung der weiteren Erhaltung an dieser Stelle wert. Gleichzeitig wurden die beiden vorderen Kapitelräume an Wänden und Gewölben gründlich ausge bessert, wobei ältere Nischen, Türen und Fenster aufgedeckt und erhalten werden konnten. Nach Ausschachtung von rund 30 Fuhren später eingebrachten Schuttes wurde in 1,40 m Tiefe der Fußboden aus der Klosterzeit freigelegt, dessen Ziegel platten regelmäßige Abnutzungsspuren zeigen. Leider kann er nicht an Ort und Stelle belassen werden, da er für die künftige Benutzung des Raumes als Waffenkammer zu schad haft ist. Er soll demnächst durch rote Terrakottaplatten in alter Form und Anordnung ersetzt werden. Leider konnten für alle diese Arbeiten erforderliche Mittel noch nicht in genügendem Maße zur Verfügung gestellt werden, sodaß die ganze Anlage sich noch in halbfertigem Zustande befindet. Es wird an dem Opfersinn der maßgebenden Stellen liegen, diese wertvollen Sehenswürdigkeiten vollständig aus zubauen und dalnit dem Museum die so dringend gebrauchten Schauräume zu schaffen. Zu diesen Arbeiten im Innern der Räume kam im ver gangenen Fahre die weitere Instandsetzung des alten Klosterfriedhofes. Nachdem bereits in den Vorjahren der äußere Aufbau sämtlicher GruftkPiellen ausgebessert worden war, wurden diese nun im Innern vorgerichtet. Es geschah durch Ausbesserung schadhafter Mauerteils und Verputzen aller Wände durch Stuckaturarbeiten an einigen Gewölben und Befestigung der eingesunkenen Fußböden. Dabei wurde die Mehrzahl der unteren Gruftgewölbe mit Bauschutt ausgefüllt, um erneutes Einstürzen zu verhindern. Die alten Einsteig öffnungen wurden durch Falltüren mit schmiedeeisernen Be schlägen überdeckt. Schließlich wurden die meist noch an Ort und Stelle befindlichen Grabdenkmäler aus Sandstein und Alabaster durch einen Bildhauer gereinigt und ausgebessert. Die auf dem Friedhöfe verstreut umherliegenden Grabsteine wurden wieder aufgerichtet und zusammengesetzt, z. T. auch mit höheren Sockeln versehen, sodaß sie nicht mehr von Gras oder Unkraut überwuchert werde» können. Allerdings ist damit die geplante Wiederherstellung des Friedhofes nicht völlig beendet. Fast die Hälfte der alten Grufthäuschen hat seit Jahrzehnten kein Dach mehr, sodaß die in ihnen befindlichen Wandgrabmäler allen Unbilden der Witterung preisgegeben sind. Die wertvollsten von ihnen sollten sobald als möglich durch neue Dächer mit alten Ziegeln geschützt werden, wodurch auch der Eindruck verschiedener Bauten gemildert wird. Ferner ist noch die Anlegung einiger neuer Wege nötig, um den Be sucher dieses einzigartigen Freilichtmuseums in bequemer Weise an die Kunstwerke zu leiten. Welche Bedeutung der Inhalt des Museums für Volks kunde und Volkskunst hat, geht auch aus den Neuer werbungen des vergangenen Jahres hervor. Nicht weniger als 182 Nummern wurden dem Museum neu einverleibt. Biele Stücke wurden geschenkt, auch aus der Umgegend von Zittau wurden solche übermittelt. Einige von ihnen seien hervorgehoben. Nr. 4. Ein Holzkasten mit bunter Bauernmalerei. „ 7 u. 8. Zwei Holzspindeln, zum Teil vergoldet und bemalt. „ 14. Stallaterne mit bemaltem Holzgestell. „ 20. Eiserne Zimmermannsaxt (gefunden bei der Johannis quelle). „ 30. Alllausitzer Steinzeugkrug mit Stempelverzierung. „ 38. Andenkenglas „Lausche" mit weißrotem Uberfang. „ 39. Altlausitzcr Einsteckkamm aus Holz mit buntem Blech beschlag. (Geschenk der Frau E. Iuugmichel-Bertsdorf.) „ 82 u. 83. Zwei Ohrringe und eine Brosche aus geflochtenem Haar. „ 90. Ein urgeschichtliches Lappenbeil aus Bronze (gefunden am Buchbcrge). „ 91 u. 92. Zwei Eisensporne. Gefunden im Bergwald bei Jonsdorf. „ 110. Bleierne Denkmünze: Glockenweihe zu Türchau. „ 124. Gouache-Bild: Herrnhut mit Hutberg um 1825. „ 155—157. Photographien vom Blumberger Steg. „ 163. Schmiedeeiserner Türklopfer aus Niederoderwitz. „ 177. Haarkrüuzchen unter Glas und Rahmen. „ 182. Heilstein zum Vertreiben des dicken Halses. Ein Museum, das so reiche Schätze z. T. in vorzüglicher Aufstellung darbietet, ist es wert, fleißig besucht zu werden. Und erfreulicherweise war der Besuch auch im vergangenen Jahre sehr gut. Vom April 1925 bis mit März d. I. gingen rund 1190 Einzelbesucher ein und aus. Dazu kamen noch 50 Vereine und Schulklassen in geschlossenen Führungen mit rund 1030 Personen, sodaß eine Gesamtzahl von 2220 Be suchern zu verzeichnen ist. Immer mehr lernen auch Heimat freunde aus der Südlausitz den Wert des Zittauer Museums schätzen. Möge dies auch im kommenden Jahre sich durch vermehrten Besuch und neue Zuwendungen zeigen! Im Mai M. Bröckelt „Im Mai — da wolln wir alle lustig sein. Die Sorgen, die kenn' wir alle wohl." Diese Worte des alten Reigenliedes kamen mir in den Sinn, als ich in den Papieren des Eibauer Humboldtmuseums nachstehenden Originalbrie) von etwa 1569 fand: Die Einladung der Büchsenschützen einer deutschböh mischen Stadt an ihre lieben Nachbarn, am 1. Mai zu ihnen zu einem Gesellenschieben zu kommen. Schlaqgenwald, süd lich von Karlsbad gelegen, ladet ein. Es war um jene Zeit dieser Ort bedeutend durch seinen Zinnbergbau, die allgemeine Lage damals unter Kaiser Max II. eine günstige. Da naht der duftige Mai mit allen seinen Reizen. Man versteht, wenn diese Erzgräber, Metallgießer, und wer sie sonst waren, nach sauren Arbeitswochen ein frohes Fest zu begehen wünschen.