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die Zukunft beunruhigt; und manche Jungfrau wünschte sich ihren Trauungstag ebenso festlich, feierlich und glücklich. Solch eine Hochzeit wurde auch heute gehalten. Doch während die Wagen, besetzt mit frohen Gästen, die Dorf straße hinauf dem Gotteshause zurollten, liegt der alte Kirch vater still und müde hingebettet und ringt mit dem Tode. Es ist kirchenstill im kleinen Raum, der überall die Spuren sorgfältiger Einrichtung und Sauberkeit zeigt. Zum Fenster herein flutet der goldene Frühlingssonnenschein, aber das Surren und Summen der Bienen draußen klingt wie trauernde Engelsstimmen, und ein leiser Windhauch, der durch die Zweige des alten Pflaumenbaumes im Garten streicht, läßt ungläubig dessen Blätter und Knospen schütteln, als könnte es nicht möglich sein, daß der rüstige Alte da drinnen heimgehen will zu seinem himmlischen Vater. Um den Kranken herum stehen die Angehörigen stumm und still. Eine Tochter, die ihm zur Seite sitzt, streicht zit ternd und teilnehmend ihre Hand über das schöne, silber weiße Haar des Kranken. Alle fühlen es, daß ihm trotz des Alters das Sterben schwer wird, doppelt schwer, weil er wohl zum ersten Male seiner Pflicht nicht nachkommen kann, denn dem Brautpaare, das jetzt an der Kirche angelangt sein muß, wollte er heute Führer und Geleite sein. Stumm haften seine Augen auf einem Bilde über ihm an der Wand und über sein Gesicht geht ein milder, befrie digender Zug: es ist die Auszeichnung für dreißigjährige treue Verdienste um die Kirche. Und einen Augenblick schwei fen seine Gedanken zurück auf den Tag, an dem ihm der Pfarrer des Dorfes, sein guter Freund, mit herzlichem, dank barem Handschlag diese Ehrung überreichte. Ja, er hatte der Kirche treu gedient, Wahrhaftigkeit, auch mit aller Liebe! Nichts durchbricht die Stille des Raumes, wortlos und klaglos bleibt der Kranke. Auch seine Augen fragen nicht: Wißt ihr, daß es mit mir zu Ende geht? Mit seinen Gedanken ist er wieder bei dem Brautpaare, das nun ohne ihn die Stufen zur Kirche hinaufgehen muß. Da fangen die Glocken zu läuten an, aber die mächtigen Akkorde haben heute einen zitternden, wimmernden Ton, als wenn sie sich nicht recht zum Jubeln durchzuringen ver möchten, als wenn sie auch ein herbes Leid zu Klagen hätten. Die Hand des Greises hascht stumm nach der der Tochter und hält sie fest und innig. Und ein bittender Blick gibt zu verstehen, daß er das Fünfter geöffnet haben möchte. Lautlos wird es getan. Und ein verklärtes Leuchten zieht über das Gesicht des Alten; dankbar streichelt seine Hand die in der seinen ruhenden, daß man seinen Wunsch erkannt hat. Nie mand achtet darauf, daß seine Lippen leise ein Vaterunser sprechen, alle horchen dem ernsten, schweren Klange der Glocken, der zum geöffneten Fenster hereinströmt. Fetzt muß das Brautpaar vor dem Altar stehen. — Die Glocken klingen langsam aus, und als die letzten Töne ver hallen, wendet man sich wieder dem alten Vater zu. Auf dessen Gesicht liegt ein feierlicher, herrlicher Glanz. Das silberweiße Haupt ist zurückgesunken in die Kissen und ein zufriedenes Lächeln umspielt die geschlossenen Lippen. — Still und ruhig, wie er im Leben war, ist er hinüber geschlummert beim Klange der Glocken, deren Ruf er Sonn tag für Sonntag zur Erfüllung seiner vornehmsten Pflicht gefolgt war und die er noch einmal, in seiner letzten Stunde, zu hören wünschte. Er hatte auch heute, in seiner Sterbestunde, das Braut paar hinaufgeführt zur Kirche und zum Altar — und seine Hand ruht noch immer dankbar in der der Tochter. Neu erMtenen in Buchform sind die kürzlich zum Abdruck in der „Gbsrlaufitzer Hsimatzsitung" gelangten Arbeiten Are 3 Kununaeyergeyilsen Ein lustig Spiel nach Gottfried Kellers Erzählung von Studisnrat D. Hills, Bautzen zum Preise von 8S Pfg. 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War ein keitzer l^itt, von Dreslau Ker. — Sütz wie Nutzkern, sagtest du? Dub, kannst du laufen?" „7a, Derr!" „Scknsll laufen?" „7a, Derr!" „Dann Kol den §Iuck zurück, den ick am Mark stein dieses dürren Dettlerlandes in den trocknen Sand gesckleudert! Ss will mick dünken, es kabe sick ge- loknt, daß ick mein gut Sckwert um diesen Soden rot gefärbt. Ketzerkönig Podiebrad, Dökmenwickt! Dab Dank für deinen pod, der mir dies Land gebrockt! — IZub, wo finde ick der Sckönen Sckönste? „Zwei Steinwurf weit von kier! Müßt durck's Sätz- lein der frommen IZrüder. ln der Sasse zum Scklotz stekt ein Sckkaus Kart vor dem IZurgturm. Pa kabe ick sie beten seken — im §enster eines Erkers." „Ikr pame?" „pnna DIonda." »Wisck mir den Staub vom Stiefel! I^ück mein Darett zureckt! — Oock wir wollen ob der sckönen Oirnen die Sckurken von Vätern nickt vergessen! —