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denen Trümmerfelder aus. In tieferen Lagen, auf den höchsten Punkten des erwähnten Kammes nach dem Hubrig- berge, wieder anstehender Fels. Später, nahe dem Nordsuße, wieder grobsandiger Boden. Ein ähnliches Bild würde sich bei einer Durchquerung unseres Gebietes von Osten nach Westen ergeben. Es ragt also offenbar der Granit insel artig aus einer umgebenden Sandmasse auf. Bei näherer Untersuchung ergibt sich dann, daß tatsächlich die Berge des Massivs — ebenso wie die Buchberge in der Laußnitzer Heide, die Kamenzer Berge und andere — die höchsten Erhebungen des Lausitzer Granits darstellen, der in seinen tieferen Lagen von einer mächtigen Schicht Decksand und Geschiebelehm überlagert wird. Im Norden, etwa 100 bis 150 Meter jenseits der Straße Königsbrück—Koitzsch, schließt sich, ebenfalls unter dem Decksande, die Grauwacke an. Sie gipfelt im Wagenberg (261 Meter), der übrigens eine hübsche Aussicht auf den Keulenberg bietet. Wie an verschiedenen Stellen unserer Darstellung schon angedeutet, prägen sich diese Unterschiede der Boden beschaffenheit im Landschaftsbilde wie auch im Pflanzen wuchs deutlich aus. In Bezug auf ihre Geschichte aber stehen beide in einem gewissen Zusammenhang. Es zeigt sich, daß die Lausitz in ihrem Untergründe eine Granitplatte ist, welche, ähnlich wie das Erzgebirge, wenn auch nicht so stark, von Süden nach Norden geneigt ist. Aber nur für die südliche Lausitz trifft die gleiche Erscheinung zu wie für das Erzgebirge, daß nämlich dieser Platte Quellkuppen usw. von vulkanischen Gesteinen, wie Basalt, Phonolith usw. aufgesetzt sind. Die Berge der nörd lichen Lausitz hingegen, wie etwa unseren Keulenberg, stellt man sich, da die Faltungen des Granits nur unbedeutend sind und keinesfalls bergbildend wirken konnten, als Reste der durch Witterungseinflüsse und die Arbeit der Inlands gletscher erniedrigten Granitplatte vor. Das Eis, das, von Norden kommend, Mitteleuropa derartig überflutete, daß die höchsten Berge unserer Heimat nur inselgleich daraus heroorschauten, hat ja mancherlei Spuren hinterlassen. Hat es auf dem anstehenden Gestein sog. „Gletscherschliff" (z. B. am Bahnhof Demitz-Thumitz) hinterlassen, so ist es an der Gestaltung vieler Lausitzer Berge tätig gewesen, aber auch der Lehm und der Sand der nördlichen Lausitz verdanken ihm ihre Entstehung, ebenso wie die dortigen Teichgebiete und die Schuttwälle der Moränen. Während also die oberen Schichten des Eises im langsamen aber unwiderstehlichen Vorwärtsdrängen das Profil des Keulenberges formte, zerrieb seine unterste Schicht als Grundmoräne auf dem langen Wege die mitgeführten Gesteinsmassen zu grobem Sand und weiter zu Lehm, so die Decke bildend, die heute in der nördlichen Lausitz den Granit überlagert und das Keulenberg-Massiv wie andere Gipfel derartig rings umgibt, daß das oben gebrauchte Bild „inselartig" durchaus zutrifft. Wenn wir zum Schluß noch einen Blick aus die Geschichte unseres Gebietes werfen wollen, so ist die Aus beute nicht bedeutend. Die in den Dörfern am Fuße des Keulenberges Immer mehr in Vergessenheit geratende Über lieferung erzählt allerlei Unwahrscheinliches, so z. B., daß am Nord- bezw. Nordostabhange des Keulenberges zwei Klöster gestanden haben sollen, daß in früheren Zeiten die damals unbewaldeten Berge bis zum Gipfel landwirtschaft lich genutzt gewesen seien. Auch der als Sage umgehenden Meinung, daß das Dorf Gräfenhain ursprünglich in der M lde zwischen Keulen- und Vogelberg oder gar aus dem letzteren gelegen habe, widerspricht die Überlegung. Auch dadurch, daß heute noch eine Gemarkung in dieser Gegend das „Hainichen" genannt wird, wird dieses Gerücht nicht glaubhafter. Auch von angeblichen vorgeschichtlichen Gräber funden, Gefäßen, Waffen usw. in der gleichen Gegend läßt sich nichts sicheres feststellen. Das geschichtlich Verbürgte beginnt erst mit dem Jahre 1733. Es ist das Baujahr des heute in Trümmern liegenden Jagdhauses auf dem Keulenberge, das eine Gräfin von Holtzendorff auf Lichtenau errichten ließ. 1760 besetzten preußische Truppen den Gipfel gegen die bei Großnaun- darf stehenden Österreicher und brachten auch Artillerie in Stellung, ohne daß es aber hier zum Gefecht gekommen ist. 1818 fand auf dem Keulenberge anläßlich der Ein weihung eines Obelisken zum Andenken an das 50 jährige Regierungs-Jubelfest des Königs Friedrich August tdes Gerechten) eine große Feier statt. Der Versuch, von da ab „Augustusberg" für den bisherigen Namen einzubürgern, blieb erfolglos. Der alte Name erwies sich als wurzelfest. Das Holtzendorffsche Jagdhaus scheint schon bei den erwähnten Kriegsereignissen gelitten zu haben, denn die Chronik berichtet, daß 1763 unter Aufsicht des gräflichen Brühl'schen Hegers zeitweilig Wiederherstellungs-Arbeiten vorgenommen wurden. 1832 oder 33 riß ein heftiger Sturm in der Neu jahrsnacht das obere Geschoß des Häuschens ein und überlieferte es so bald dem völligen Verfall. Im Laufe der Zeit gerieten auch die bis Anfang des 19. Jahrhunderts an Mariä Heimsuchung auf dem Keulen berge abgehaltenen Volksfeste in Vergessenheit. Es ist still geworden auf dem Berge. Vereinsamt erhebt er sich über die weiten Ebenen der Nordlausitz. Und die Jahreszeiten spielen auf seinem waldigen Rücken. Geschichtliche Entwicklung der Sebnitzer Blumenindustrie vr. A. Semank aus Bautzen <Sorti-tzung> Ein Verlagssystem, wie es etwa Sombart 9) schildert, gibt es in den Anfängen der Blumenindustrie nicht. Dieses bildet sich erst seit den 1850—60 er Jahren aus den Familienbetrieben ganz allmählich heraus. Ein reines Berlagssystem, als dessen Charakteristikum Sombart nur den Verfall einer alten Produktionsordnung, des Handwerkes, ohne Ansätze zu einer Neuordnung an sieht,i«) ist in der Blumenindustrie überhaupt nicht vor handen. Noch im Jahresbericht der Handelskammer zu Dresden von 1863 heißt es auf S.83: „In seiner Woh nung beschäftigt der kleinere Fabrikant, richtiger eigent lich die Frau des Fabrikanten, eine Anzahl von Arbeite rinnen, die im Hause des Arbeitgebers bei einem geringen Lohn freie Kost, und wenn sie, was oft der Fall ist, aus dem benachbarten Böhmen gebürtig sind, vollkommen freie Station erhalten. Die Lohnsätze betragen dann wöchentlich von 10 Ngr. bis 1 Thlr." Der Übergang zum eigentlichen Fabrikbetrieb, der Teile seiner Produk tion als Heimarbeit abgibt, entwickelt sich um diese Zeit aus den leistungsfähigen Familienbetrieben, während die weniger leistungsfähigen zu Heimarbeitern werden. Noch heute ist aber der Typ des selbständigen kleinen Familien betriebes nicht vollständig verschwunden. s) Sombart, Der moderne Kapitalismus II.Bd.2.Aufl. S.7v8f ">) Sombart, Der moderne Kapitalismus ll Bd.2.Aufl.S.72S-