Volltext Seite (XML)
kundiger Führung eine Anzahl Sehenswürdigkeiten ihrer Stadt zu zeigen, die in landschaftlicher und architektonischer Hinsicht tatsächlich weit besser ist, als ihr Rus. Mit lebhaftem Interesse besichtigte man den herbstlich reizvollen Küchwaldpark, die Schlotzkirche, die Schloßteichanlagen und einen Teil der inne ren Stadt. Bon dem Riesenverkehr der Stadt konnte man trotz des Sonntags umso eher ein ausreichendes Bild gewinnen, als zufällig gleichzeitig mehrere Demonstrationsumzüge sowie Alarm des Überfallkommandos und der Feuerwehr stattfanden. Besondere Aufmerksamkeit beanspruchte und fand der groß artige „steinerne Wald", riesige, mit Kieselsäure durchsetzte vorgeschichtliche Baumstämme, die in der Umgebung der Stadt gefunden worden sind und in dem schönen Museumsgarten Aufstellung gefunden haben. Sie sind eine geologische Sehens- Würdigkeit ersten Ranges. Nachmittags fand dann die eigentliche Feier im Saale der Kaufmännischen Gesellschaft statt. Der weite Raum war bis an die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit besetzt; namentlich hatten sich auch noch sehr zahlreiche auswärtige Gäste eingefunden. Nach einem gehaltvollen Konzertteil, der in tadelloser Ausfüh rung von Mitgliedern des Beamtenorchesters und des Gesang vereins der Iüstizbeamten geboten wurde, hielt der Vorsitzende eine gehaltvolle Ansprache und begrüßte unter den zahlreichen Ehrengästen die offiziellen Vertreter der Städte Bautzen und Chemnitz, die neuernonnten Ehrenmitglieder, sowie von den Heimatschriflstellern den nachträglich erschienenen Dr. Gustav Wolf- Weisa, die mit starken Fahnenabordnungen angetretenen verschiedenen Landsmannschaften in Chemnitz und Herrn Frömter als Vorsitzenden der Oberlausitzer in Groß-Berlin. Die Rede gipfelte in einem begeistert ausgenommenen Hoch auf die Oberlausitzer Heimat. Der zweite Teil wurde mit dem Pracht- voll vorgetragenen Zaubcrflötenvorspiel und einem Festprolog des Berichterstatters eingeleitet, den Frl. Johanna Mendner (die Tochter des Ehrenmitgliedes und Bereinsgriinders M. aus Schirgiswalde) mit tiefem Empfinden sprach. Dann zogen die Damen des Vereins, von allen Banner-Abordnungen geleitet, mit der von ihnen gestifteten Fahne in den Saal. Sie ist ein Meisterstück heimatlichen Kunstgewerbes und zeigt in pracht voller Stickerei u. a. die Wappen der Lausitzer Sechsstädte. Frau Pampel (aus Ebersdorf bei Löbau) überreichte sie dem Vorsitzenden mit einem köstlichen mundartlichen Widmungs gedicht aus der Feder Rudolf Gärtners. In seiner zündenden Weiherede feierte der aus Elstra stammende Pfarrer Bewi- logua das neue Panier als Sinnbild der Treue. Alsdann erfolgte unter entsprechenden Worten die Übergabe der mannig- fachen Fahnengeschenke in Gestalt von Nägeln und Schleifen. Hierbei betätigten sich die Herren Stadträte Bachmann und Berndt im Namen der Städte Chemnitz und Bautzen, die Chemnitzer Landsmannschaften der Bayern, Vogtländer, Ober- erzgebirgler, Schlesier, Badener und Thüringer, die Groß- berliner Landsmannschaft der Obeilausitz und verschiedene Einzel- Personen. Nach Verpflichtung des Fahnenträgers gedachte Herr Franz Kühnel (aus Niedercunnersdorf) der Toten. Schließlich richtete der Vorsitzende bewegte Worte des Dankes an die Der- sammlung und verlas »och eine Anzahl briefliche bezw. tele- graphische Kundgebungen von den Stadtverwaltungen Görlitz, Zittau, Löbau, Kamenz, von den Oberlausitzer Landsmann- schäften in Dresden und Meißen, von Bihms Koarle, Rudolf Gärtner, Wilhelm Friedrich usw. Herr Gürtler aus Oderwitz beleuchtete in trefflichen Worten den Anteil, den unsere Ober lausitz zu den köstlichen geistigen und künstlerischen Schätzen des deutschen Volkstums beigesteuert hat und kam schließlich in humorvollen Ausführungen darauf zu sprechen, unter welchen Verhältnissen er aus verschiedenen Kriegsschauplätzen Söhnen unserer engeren Heimat begegnet war. Ein flotter Ball beschloß den erhebenden Abend. — Am Montag wurde noch in engerem Kreise ein wunderschön verlaufener gemeinsamer Ausflug nach Schloß Augustusburg und dem Kunnerstein unternommen. Die herrlichen Chemnitzer Festtage werden allen Beteiligten in un vergeßlicher Erinnerung bleiben. Bor allem aber darf die Gesamt ¬ heit der Lausitzertzeimatschriftsteller sicher sein, daß ihnen allen und ihrer Arbeit die außerordentlichen Ehrungen galten, deren in Chemnitz einzelne ihrer Mitglieder in so reichem Maße teil- hastig wurden. Br. Reichard. Streifzug in die Geschichte der Herrschaft Heinspach Franz Rösler ^er Name Heinspach ist in der ganzen Lausitz gar wohl bekannt. Nicht allein des Bieres wegen, das aus der Hainspacher Schloßbrauerei kommt. -( Der Marktflecken Hainspach weist so manche Natur- schönheiten auf, die der Heimatfreund immer wieder gern aufsucht. Wenn man von Sachsen aus über die Sohlander oder Wehrsdorfer Grenzberge gestiegen ist, gelangt man in einer kleinen Stunde nach tzainspach. Der Ort liegt anmutig in einem weilen Talkessel. Wäh. rend das Städtlein selbst nicht viel des Anziehenden bieten kann, erfreut den Besucher um so mehr die Gegend um das Schloß. Geheimnisvoll rauschen die uralten Linden bäume der Alleen und spiegeln sich in dem großen, schönen Herrschaftsteiche. Jahrhunderte alt sind diese Linden. Sie haben gar vieles erlebt und gesehen, was sich einst hier im Schlosse und rings herum zutrug. Es lohnt sich, einen Blick in die Vergangenheit der Herrschastsgeschichte von Heinspach zu tun. Die älteste Geschichte von der Hainspacher Herrschaft ist mit der von Schluckenau auf das engste verbunden, da Hainspach erst in, Jahre 1565 selbständig wurde, bis dahin aber einen Teil der Schluckenauer Herrschaft bildete. Der Besitzer zu jener Zeit war Georg Schleinitz. Er starb 1565 am 27. September. Er trennte das Gebiet Hainspach von der Schluckcnauer Herrschaft ab, errichtete daselbst einen Rittersitz und vermachte die neue Herrschaft feinem jüngsten Sohne Hans von Schleinitz. Zu der neugegriindeten Herrschaft gehörten außer Hainspach die Dörfer Schönau, Zeidler, Nixdorf, Willmsdorf, Ober- und Niedereinsiedel, Neudörfel, Lobendau, Hielgersdars, Röhrsdorf, Wehrsdorf und Schirgiswalde. Hans von Schleinitz verwaltete das Besitztum nicht lange, hat aber fleißig für sein Land gesorgt. Er suchte die Fischzucht zu fördern und ließ viele große Teiche bauen. Im Jahre 1569 legte er den Grund zur Errich tung der bis in unsre Zeit weithin bekannten Papier fabrik in Niedereinsiedel, ganz nahe an der sächsischen Grenze. Sie war ein hochdachiger, langgestreckter Bau, der Ende der 90 er Jahre vorigen Jahrhunderts abbrannte. An ihrer Stelle steht jetzt eine Metallwarenfabrik. Hans von Schleinitz war lutherisch gesinnt. Er berief mehrere evangelische Geistliche nach seiner Herrschaft. Von 1572— 1594 war er Landvogt der Oberlausitz. Am 1. Januar 1595 starb er in Bautzen. Bereits 1571 hatte er seinen Besitz an die Brüder Christoph, Hans Haubold und Abraham von Schleinitz verkauft. Die neuen Besitzer veräußerten gar bald die Teile Wehrsdors an Georg von Berbisdorf und Schirgiswalde an Melchior v. Luttitz. Die Herren von Schleinitz waren nämlich tief in Schulden geraten. Sie verkauften zuletzt sämtlichen Besitz. Die Herrschaft Haiuspach erstand Radislaus Kinsky v. Wchintc und Tettau. Das Schleinitzer Ländchen hörte von da an auf zu bestehen.