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einst unzweifelhaft vorhanden gewesenen Kritzspuren rest los beseitigt. Ebenso ist die einstige Glätte dieser Schliff- flächen verschwunden, beides ein Zeichen dafür, daß nur das konservierende Deckdtluvium gefehlt hat. Dagegen werden die in unserer Gegend vorhandenen, unter dem Deckdiluvium steckenden Rundhöcker noch viel fach Gletscherspuren in Form von Schrammen und Kritzern bewahren. Ihre Entdeckung wird aber nur dem Zufall und vor allem dem fortschreitenden Steinbruchsbetrieb Vorbehalten bleiben. Sorgen wir dann aber unbedingt dafür, daß solche Vorkommnisse irgendwie erhalten bleiben, wie dies hier bet den Pließkowitzer Schliffen geschehen ist. Bon den Gletscherschliffen ist nämlich jetzt nichts mehr zu sehen. Schon im Frühjahr des folgenden Jahres waren ein paar Platten mit Schrammen von unbekannter Hand losgebrochen und weggebracht worden. Da die Gletscherschliffe ohnehin dem fortschreitenden Steinbruchs betrieb bald zum Opfer gefallen wären, hat ein rühriges Bautzner Isismitglied dankenswerterweise im Mai 1924 ein Stück von der östlichen Seite der Fclssläche los gebrochen und dieses am 10. Mai 1924 in der Sammlung der Bautzner „Isis" ausgestellt. So sind wenigstens die Schrammen teilweise für Wissenschaft und Nachwelt ge rettet, ein Verfahren, das übrigens schon vor langer Zeit einmal Altmeister Credner verwandte, um die 1878 von Penck entdeckten Gletscherschliffe auf dem Dewitzer Berge bei Taucha (Amtshauptmannschaft Leipzig) vor der Vernichtung zu retten. Wenn dieses Schutzoerfahren auch nur ein Notbehelf ist, so hat cs doch den Vorteil, daß die Schrammen nicht verwittern können, wie das bei den anderen geschützten Vorkommnissen, z. B. bei Demitz und Großschweidnitz, bereits geschehen ist. Literatur: 1. Stübler, tz., Eiszeitliche Gletscherschrammen beim Teuselsstein (PW ßkowitz—Oberlausitz) Mitt. Sachs. Heimatschuß, Bü. 12 Dresden 1923 S. 23/—240. 2. Sekt. Kamenz der Geol. Spez. Karte von Sachsen io. E. Weber) Leipzig 1891. Erläut. S. 33. Das Keulenberg-Massiv Fr. Weiht» Dresden r^N^ie Bahnstrecke Dresden—Bautzen—Löbau folgt dem Zuge einer uralten Straße, die als Fortsetzung eines Weges jenseits der Elbe längs dem Thüringer Walde und dem Erzgebirge sich auch hier am Fuße des Gebirges hinzieht und am Nordhange des Isergebirges vorüber nach Schlesien hinein führt. Dieser Verkehrsweg muß also die Grenze zwischen den Lausitzer Bergen und dem Flachlands bilden. Und in der Tat finden sich nördlich dieser Linie nur wenige Erhebungen von geringer Höhe, die letzten Ausläufer des Lausitzer Granits bezw. der über gelagerten, aber älteren Grauwacke (sie ist die Decke, unter der der Granit aufstieg) nach Nordwesten. Es ist in der Hauptsache das Berggebiet zwischen Bischofswerda- Elstra—Kamenz—Pulsnitz, im wesentlichen aus zwei deut lich ausgeprägten Parallelzügen bestehend, und das selb ständige Keulenberg» Massiv. Dieses stellt sich, von der Ferne gesehen, von allen Seiten als eine mäßige Erhebung mit nur sanft geneigten Abhängen dar. Ihre weiche Umrißlinie paßt sich der Stim mung der leicht gewellten Ebene ringsum, dem sanften Graublau der umgebenden Kiefernwälder durchaus an, ein harmonisches Bild bietend, das besonders non Südwesten, etwa von Langebrück an der Bahnstrecke Dresden— Bisckofswerda, von eigenartigem Reiz ist. Stets aber wird der Eindruck erweckt, als sei das Massiv, in Wirklichkeit eine Gruppe von Gipfeln verschiedener Höhe, ein einziger Berg. Trotz guter Verbindung infolge seiner Lage zwischen den Bahnlinien Dresden—Königsbrück—Schwepnitz und Arnsdorf—Pulsnitz—Kamenz und durch gute Straßen für den Radfahrer ist das kleine Keulenberg-Gebirge vom Touristenverkehr fast gänzlich unbeachtet. Es mag schon sein, daß andere, lohnender erscheinende Berggebiete mehr Anziehungskraft haben — keinesfalls braucht sich unser Gebiet vor den anderen zu verstecken. Wenn es natürlich auch nicht berühmte Naturschönheiten wie die Sächsische Schweiz oder das Zittauer Gebirge aufzuweisen hat, so wird der Freund stiller Waldbilder, idyllischer Ein samkeit, hier voll auf seine Kosten kommen. Der Wechsel dcr Landschaftsbilder, bedingt durch die verschiedenartige geologische Bodenbeschaffenheit, bringt eine Fülle reizvoller Bilder hervor. Außerdem läßt die Lage des Keulenberg massivs inmitten der Ebene beim Durchwandern die Höhen unterschiede bedeutender erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Aus dem gleichen Grunde bieten sich dauernd nach allen Seiten hin weite Blicke ins Land hinaus, begrenzt von den formenschönen Linien der Lausitzer Berge oder nordwärts, nach dem niederdeutschen Tieflande zu, in blauer Ferne verdämmernd. Das ist auch der Vorzug der Aussicht, wie sie sich natürlich besonders vom Keulenberg selbst, als dem höchsten Punkte, bietet. Der Vordergrund, in der Hauptsache land wirtschaftlich genutztes Kulturland, leicht gewellt, wird durch einzelne Waldstücke und helleuchtende Dörfer belebt. Darüber hinaus, nach Osten und Slldosten, die ruhigen Linien der Lausitzer Berge; nach Süden, über einer weiten Hochebene — hinter der hochragenden Feste Stolpen —, die scharfen Risse des Elbsondsteingebirges, und dazu der seltsame Gegensatz im Blick naä) Westen und nach Norden! Die düsteren Flächen der Kiefernwälder, der Heide, die weit, weit in der Ferne verschwimmen. An klaren Tagen leuchten als Helle Schimmer die Städte der preußischen Lausitz: Senftenberg, Mückenberg u. a. daraus hervor. Endlos scheint die Ebene. Wo der Horizont im Himmel sich zu verlieren scheint, zeigt uns das Fernglas weitere Streifen Landes, die ihrerseits wieder in den Dunst der fernsten Ferne übergehen. Der Hauptgipfel des Keulenberges trägt ein gut bewirt schaftetes Gasthaus und auf dem einen der daneben liegen den Felsklippen eineSäule der europäischen Gradvcrmessung, die von einem hölzernen Aussichtsturm umbaut ist. Den anderen Felsen krönen die spärlichen Trümmer eines Jagd hauses, zu dem ein breiter Steindamm den Zugang bildet. — Eine Friedrich-August-Gedenksäule und einige Tafeln erinnern an Festlichkeiten jüngerer Zeit. Unser Gebiet läßt sich etwa durch das Tal der Pulsnitz: im Osten und im Norden begrenzen, noch Westen durch die breite Senke von Laußnitz, deren jenseitiger Rand durch den Granithöhenzug des Buchberges bezeichnet ist. Es umfaßt also eine Fläche von vier Kilometer Länge von Osten nach Westen und etwa sechs Kilometer von Norden noch Süden. Während diese Grenzen sowohl aus dem Kartenbilde als auch in der Landschaft deutlich hervor treten, fehlt eine derartig scharfe Begrenzung nach Süden zu. Unterscheidet sich nach den anderen Seiten der Landschafts charakter jenseits der angegebenen Grenzen deutlich von