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-Ar. 22 Gberlaufltzer Helmatzettung 325 Da kam der entscheidende Wendepunkt. Am 3O.März 1833 schloß sich Sachsen dem deutschen Zollverein an, und infolgedessen trat ab 1. Januar 1834 ein neuer Zoll tarif siir Sachsen in Kraft. Dieser bestimmte unter Position 20 unter anderem, daß Blumen und zugerichtete Schmuckfedern ohne Unterschied der Qualität pro Zentner 55 Rtlr. oder 93 östcrr. Gulden 32l/2 Kreuzer Zoll zu zahlen haben. Dabei wurden freilich vom Zentner Brutto gewicht 22 Pfund in Fässern und Kisten, 14 in Körben, 10 in Ballen vergütet, bez. bei österreichischer 24-Gulden- währung: 20, 13 und 9 Pfund.s) Das war für die be- nachbarte böhmische Blumenindustrie, die, wie schon er- wähnt, ihr Hauptabsatzgebiet in Sachsen hatte, ein schwerer Schlag. Der lebhafte Schleichhandel, der sofort einsetzte, brachte keine Rettung und so blieb nur ein Weg offen, nämlich die Verlegung der Werkstätten nach Sachsen, d. h. namentlich nach Sebnitz und Neustadt. Es taucht nun aber die Frage auf, ob denn dort die Dorbedingun. gen für die Einbürgerung dieser Hausindustrie überhaupt gegeben waren. Sombart 6) gibt nun folgende Existenz bedingungen für die Hausindustrie an: 1. ein verhältnismäßig niedriger Stand der Produktions technik. Da, wie oben geschildert, die einzigen techni schen Hilfsmittel dieser Industrie zunächst noch Schere, Stemmeisen und Blätterstanzen sind, ist dieser Drt- bestand ohne weiteres gegeben, 2. das Vorhandensein zu dezentralisierter Arbeit geeigneter und geneigter Arbeitskräfte. Auch diese Forderung ist erfüllt. Die gänzlich verelendeten Weber des sächsischen Grenzdezirkes mußten froh sein, ein neues Arbeits gebiet zu finden, wenn sie auch zunächst, wie wir noch sehen werden, die Arbeit des Blumenmachens verachteten. Räume waren in den Weberhäusern, die die großen Webstühle hatten beherbergen müssen, genug vorhanden. Auch für die Landbevölkerung, die der kärgliche Wald boden nicht voll ernährte, war das Blumenmachen ein erwünschter Zusatzverdienst. Insbesondere mußte die ganze Arbeitsweise, zu Hause in der Familie, den an solches Arbeiten gewöhnten Webern zusagen. Zunächst mieteten jedoch die böhmischen Blumen- macher in Sebnitz und Neustadt Arbeitsstuben, in die die Blumenmädchen aus Böhmen arbeiten kamen und in denen sie auch übernachteten, sodaß sie nur Sonntags nach Böhmen zurückkehrten. Mit Verachtung sah der Sebnitzer Bürger aus diese böhmischen Blumenmädchen, unter denen sich auch viel liederliches Volk befinden mochte, herab. 1842 wurde der Zoll für künstliche Blumen aus 100 Tlr. (-- 175 österr. Gulden) pro Zentner erhöht.?) Das Arbeitssystem blieb jedoch auch nach 1842 noch das selbe: in Böhmen reiner Familienbetrieb. Die Inhaber größerer Betriebe hatten Arbeitsstuben in Sachsen gemietet, in denen die böhmischen Arbeiterinnen arbeiteten. Der Vermieter der Räume spielte die Rolle eines Zwischen meisters und Zwischenhändlers, bei dem die Mädchen schliefen und in Kost waren. Der Lohn war außerordent lich schlecht. Nach bis I V2 Jahre entschädigungsloser Lehrzeit betrug der Wochenlohn 10—15 Groschen, wovon ost 8—10 Groschen für die Kost abgezogen wurden, die °) Sammlung d. Gesetze u. Verordnungen f. d. Kgr. Sachsen vom Jahre 1883; 28. Stück S. 249. 0 Somdart, Hausindustrie, Artikel im Handwörterbuch der Staatswissenschaften. 4. Ausl. 9 Gesetz u. Verordnungsblatt f. d. Kgr. Sachsen vom Jahre 1842, S. 137 f. Arbeitszeit dauerte von früh 6 bis abends ll^Uhr,«) so-4 7//^ dass"man wohl angesichts dieser'Tatsachen von einer über mäßigen Ausnutzung menschlicher Arbeitskräfte in den Anfängen dieser Industrie sprechen darf. Seit den 40 er Jahren entwickelte sich nun parallel hierzu auch die Blumcnmacherei bei den Sebnitzer Bürgern, den ehemaligen Leinewebern, die nun einen energischen Konkurrenzkampf mit den böhmischen Blnmenmachern aufnahmen. Von diesen letzteren wurde die Erwerbung des Bürgerrechtes verlangt, weil das Unterbringen der Industrie bei Sebnitzer Bürgern gegen die Städteordnung gehandelt war. Andrerseits wurde ihnen dieses Bürger recht wieder verweigert, da sie in Böhmen wohnten, also dort steuerpflichtig waren und in Sebnitz nur den Erwerb suchten. So wurden die böhmischen Blumenmacher gan- allmählich gezwungen, entweder in Sebnitz ansässig zu werden oder ihren Erwerb in Sachsen aufzugeben. Dieser Kampf dauerte aber bis in die 1870er Jahre und erst mit seinem Ende ist die Blumenindustrie in dieser Gegend Sachsens bodenständig geworden. Dazu trug insbesondere noch ein Großseuer bei, das 1854 in Sebnitz 116 Ge bäude vernichtete und die völlige Entwurzelung der Weberei herbeiführte, da beim Neubau Häuser mit kleinen Räumen, die für die Weberei unbrauchbar waren, bevor zugt wurden. Eine große Stärkung erfuhr die Sebnitzer Blumenindustrie auch durch den Krieg 1870/71, der die Pariser Konkurrenz während des Krieges vom Weltmarkt abfchlotz und so fast 2 Jahre lang der Sebnitzer Industrie Gelegenheit gab, allein ihr Können und ihre Leistungs- fähigkeit zu zeigen. (Fortsetzung folgt.) Weiche, Die Anfänge der Kunstblumenindustrie, Dresden 908, S. 2. Bun unsn Klenn'n LR^eine kleinen ABC-Schützen sind erst kurze Zeit in der MWM Schule. Wir haben auf der Schiefertafel das kleine i geübt. (Das i ist nämlich ein kleiner Junge, der sein Mützchen hoch in die Luft wirft und dabei jauchzend ruft: „i!") Ich stelle nun den Kleinen die Aufgabe: „Schreibt bis morgen das kleine i auf Eure Schiefertafel recht fein." Als ich am nächsten Tage die oft mit großer Mühe, selbst unter eifriger Zuhilfenahme der Zunge dargestellten Hieroglyphen, die manchmal allem anderen, nur keinem i ähn lich sehen, durchsehe, kann ich zur großen Freude der Kleinen, die mit Stolz ihr Schiefer-Manuskript betrachten, bekennen: „Ihr seid alle fleißig gewesen, das freut mich." Da gewahre ich plötzlich einen kleinen Dreikäsehoch, der zum Steinerweichen weint, sodaß ihn ganz entsetzlich der Bock stößt. Ich frage ihn teilnehmend: „Warum weinst Du denn, Kleiner? Du hast doch so schön geschrieben." Da antwortet er, so gut es das Bockstoßen zuläßt: „I-i—ich hoab gestern derhee—hee— heeme die i—i-Punkte »alle ganz richtg drö—drü—der ge- macht, und heute sein se oalle dru—dru—drunter." * * * Ich frage: „Wer von Euch Kleinen kann schon zählen?" worauf sich fast alle melden. „Nun, Müller, fange einmal an!" Müller zählt fest drauf los: „Eens, zwee, dreie, viere, fimfe, sechse . . Ich unterbreche den Kleinen und sage: „Das hast Du gut gemacht. Lehmann, zähle weiter!" Der zählt prompt fort: „Sieben, achte, neune, zehne, Unter, Ober, König, Daus!" * Ein kleines Mädchen verrät durch ihr unruhiges Sitzen, daß es bei ihr höchste Zeit ist, auszutreten. Als sie selber nicht den Mut hat, zu reden, frage ich sie: „Du willst gewiß