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blühende Handel sich aus den Straßen zu entwickeln begann und die anschwellende Macht und der wachsende Reichtum der Städte die verarmenden Äitter mit Neid erfüllte, wurden die Warenzüge überfallen und be raubt und man übte auch hier das Handwerk des ver fallenden Aitterstandes, den Straßenraub. Als dann die verbündeten Sechsstädte gegen die Aaubnester zu Felde zogen, verfiel auch Nohnau im Jahre 1399 dem Schicksale der anderen — es wurde zerstört. Nur noch wenige Mauerreste, ein alter Keller und ein Brunnen künden uns heute von jenen Lagen. L<»Doch weiter führt uns unser Weg nach kurzem Der weilen. Wir kehren zurück zum Nfec und wenden uns flußabwärts. Gegenüber am Derghange liegt Äosen- thal. Die terrasjenartig übereinander gelegenen Häus chen blicken freundlich zwischen dem herbstlichen Bunt dec vielen Bäume hinab ins Tal. Nnd eben dec Herbst ist es, der dem Neißetal einen eigenen Aeiz verleiht. Der Nadelwald auf beiden Nfern ist stark mit Laub bäumen gemischt, die eben noch ihr vielfarbiges Herbst kleid tragen. Golden, rot, braun in den verschiedensten Tönungen leuchtet es zwischen dem Grün, das auch bald Heller, bald satter ist. !3mmer neue Bilder in immer neuer Stimmung erstehen an den Windungen des Flusses, der bald still dahingleitet, bald munter über Gestein plätschert. Dom Himmel, der duftig-b.au sicy über Tal und Höhen wölbt, scheint mild und freundlich die Sonne, als wolle sie die Menschlein für die vielen Äegentage des Sommers noch entschädigen, noch einmal grüßen, bevor sie sich zu ihrem Winterlaufe rüstet, den sie zumeist, verborgen unseren Blicken, Himer W^lkenschleiern führt. Bald leuchtet in ihrem Schein besonders hell ein „goldener" Baum, bald gießt sie an einer Flußwindung düsteren Schatten über die Bäume. So nahen wir uns denn dem Siel. Dort, wo die Nfer weit auseinandertreten und immer mehr verflachen, das bisher enge Tal sich mächtig weitet, liegt still und friedlich das Kloster Marienthal. Doch nicht immer hielt der Friedensengel hier die Wacht. Mehrfach zogen in früheren Jahrhunderten Kriegsheere durch das Land, sengend und plündernd. Nnd letzt noch künden einige alte Brunnen und Mauer reste auf der Höhe seitlich von Marienthal von jenen Schreckenstagen vor beinahe 500 fahren, in denen das Kloster Mamenthal und eben jenes Dörfchen, Sifrieds- docf, der Brandfackel der Hussiten zum Gpfer fielen. Es war im ^ahre 1427 — heute erzählen die alten Trümmer des Dörfchens vom Glück und dessen Ver gänglichkeit. Der Tag hat sich geneigt und wir rüsten zur Heim kehr. Wer freilich erst jetzt die Wanderung beginnt, im Silbeclichte Hellen Mondenscheins, wird für die Mühe umso reichlicher entlohnt. Nber dem östlichen Nferhang liegt tiefer Schatten, auf den Wellen glitzert Luna und Nevel entsteigen dem Wasser, klettern ein wenig die N,ec hinauf, füllen das Tal bis zu dieser Höhe — und rings um herrscht die Stille der Nacht. Schon raschelt hier und da dürres Laub unter den Füßen; es erinnert uns an den nahenden Winttzr. Dann wird es noch einsamer im Tal. Grau wird der Tag und in Schnee und Eis starren Wald und Fluß. Wenn aber nach Wochen und Monaten die Sonne wieder siegt und wieder neues Leben weckt, wenn gefiederter Sänger fröhliches Lied erklingt, dann kehren auch die Menschen wieder, sich zu erfreuen des erwachenden Lebens. Das Vorkommen des weißen Storches in Ostsachsen Wolfgang Ma Kat sch, Bautzen Anfänge dieses Jahres nahm ich mir vor, den heutigen Bestand unseres Storches in der Ober- lausttz einmal genau festzustellen und dabei auch Untersuchungen über sein srüheres Vorkommen in «DK» diesem Gebiete mit vorzunehmen. Zunächst wandle ich mich durch die Vermittlung des Herrn Dr. Kretzschmar an die Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Bautzen mit der Bitte, einen von mir ausgearbeiteten Frage bogen bekanntzugeben und seine gewissenhafte Beantwortung allen, die irgendwelche Mitteilungen über das Vorkommen der Störche in der Lausitz machen konnten, zur Pflicht zu machen. Schon damals wurden mir einige Storchnester genannt, die bis jetzt weder in der Literatur angeführt noch mir per sönlich bekannt waren. Fm übrigen benutzte ich als Unter lagen für meine Feststellungen die Arbeit Klengels „Störche und Siorchnester tm östlichen Sachsen" (Mitteilungen des Landesoereins Sächs. Heimalschutz, Band VI Heft 2 und 3) und die Abhandlung H. Kramers „Besetzte Storchnester in der sächsischen Oberlausitz im Jahre 1913" (Mitteilungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Zittau, 1916). Nachdem ich die mir zur Verfügung stehende Literatur durchgearbeitet hatte, begann ich in den großen Ferien mit der Durchforschung des Gebietes; Ende Full durchfuhr ich es dann nochmals m.t dem Helmatschutzphotographen und wir nahmen dabei die in diesem Fahre noch besetzten Nester auf. Fm nächsten Fahre hosten wir auch noch die Slorch- nester der Kamenzer und Großenhainer Gegend photo graphieren zu können. Zunächst Halle ich nur die Absicht, meine Feststellungen in den Amtshauptmannschaften Bautzen und Kamenz vor zunehmen, bekam aber dann den Auftrag, sie auf ganz Ost sachsen auszudehnen. Leider konnte ich in der mlr zur Ver fügung stehenden Zeit persönlich nur die Amtshauptmann- schasten Bautzen und Kamenz durchforschen; für die Amts- hauprmannschaft Großenhain war ich aus Feststellungen Klengels angewiesen, die aber durch die Beobachtungen, die mir Rudolf Zimmermann, Richard Köhler und Hans Thiele zur Verfügung stellten, in wertvoller Weise ergänzt wurden. Leider reichen diese Feststellungen nur bis 1923, so daß ich genaue Angaben über den Siorchbestand der Amtshaupt- Mannschaft Großenhain im Fahre 1924 nicht geben kann. Ich möchte aber nicht versäumen, gleich an dieser Stelle allen denen, die mich bei meinen Untersuchungen unterstützten, bestens zu danken; insbesondere aber Herrn Rudolf Zimmer mann und auch Herrn Hans Thiele sür ihre Mitarbeit meinen herzlichsten Dank auszusprechen. MU Schnurre können wir nur annehmen, daß unser Storch mit dem Beginn größerer Rodungen in Mitteleuropa immer mehr und mehr an Zahl zugenommen hat. Die Kultursteppe, insbesondere der Wiesenbau, Voten ihm ausgezeichnete Da- selnsvedingungen, die naturgemäß eine starke Zunahme der Art zur Folge hatten. Ohne die Eingriffe des Menschen wäre der größte Teil der Kuliursteppe mit Wald bedeckt; natürliche Wiesen gäbe es nur ooruvergehend und in sehr beschränktem Umfange. Dafür würden aber Bruch, Sumpf und Moor weite Strecken deutschen Landes überziehen. Käme ihre Raumfläche auch nicht der unserer Kulmrsteppe