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Nr. 5 Gbevlaufltzer Helmatzettung 5^ Und weil de Mutier Suppe kocht, / . . Do wirkt, der grüße Sühn. - Die einfachste Suppe, auch „Wasserpappe" genannt, aus Wasser, Salz -und Roggen- oder Weizenmehl und etwas zerlassenem Speck', mag manchmal beim armen Lausitzer Weber sehr durstig gewesen sein, wenn man womöglich „Nebcntischermehl", zusamiyenqekehrtes Mehl aus Muhle oder Backstube und keinerlei Speck oder Fett dazu nahm. Dann ähnelte sie bedenklich der „Schlichtepappe", dem Mehl- Kleister zum Schlichten der Leinwand. Suppen der Ärmsten waren die „Bettelsuppe" und der„blindeHund". Bei ersterer setzte man vertrocknete Brotreste mit etwas Kümmel (Kar- wcide) und Salz ach , wozu dann noch etwas Milch kam. „Blinder Hund" war Brotsuppe mit Salz ohne jede Fett zutat. ' Während wochentags die Mehlpappe und Apernmauke (Kartoffelsuppe) noch heute besonders beliebte Gerichte sind, wurden an Festtagen auch andere Suppen zubereitet. So war bei den Wenden dir „Faustmauke" (oün- wendisch muku--Mehl) zu Fastnacht beliebt,' wurde aber auch an andern Tagen gegessen. Aus Heidemehl und etwas Salz machte man mit kochendem Wasser einen dicken Teig, den man in fingerdicke Würfel zerschnitt. Diese übergoß man dann mit einer Tunke aus zerlassenem Speck und Sirup. Auch in Neukirch war dies sehr beliebt. Bei Kindtausen und auch beim Schlachtfest machte in der Neukircher Gegend den. Anfang gewöhnlich eine Bier- und Milchsuppe. Bier und Mehl wurden gesondert in zwei Töpfen gekocht, der Milch beim Kochen Weizenmehl Salz, Butter, Zucker, wohl auch Zimt zugesetzt und zuletzt Bier zugegossen, die ganze Mischung dann in eine Schüssel mit Semmel- oder Brot brocken gegossen. . / > Als volkstümliche Festsuppe gilt bei den Wenden der Klostergegend von Mnrienstern die Lornn juska, die schwarze Brühe, die bei keinem Schweineschlachten fehlen darf. Schweinsblut, viel Essig, Mehl und Zucker, allenfalls auch etwas Zimt, in eiirem Topf gekocht, ergibt diese dicke Brühe, die für sich allein, aber auch gern zu Schweinebraten gegessen wird. Auch im angrenzenden deutschen, Gebiet von Neukirch schätzt maw diese „Schwarztunke", nur daß man sie hier gern von Gänseblut bereitet und zu Gänseklein gc-. nießt. Der Wende-fagt sprichwörtlich von dieser Krastsuppe, die an die „Schwarze Suppe"- der Spartaner erinnert: Schwarze' Tunke verlangt einen geduldigen Rührlöffel. Auch von seinen andern Suppen- liebt der Wende sprich wörtliche Reden anzuwenden, so von der „Gulschitza", dem - Steismehlbrei: „Gulschitza mit zerlassener Butter erfordert ' keine Zähne, aber will einen ausgepichten Magen". -Von armen Schluckern sagt man gern, wie von den Döbschützern (s: o.!): „Sie essen den Pimpus (Tiegelbrei aus Mehl und Buttermilch) mit der Nadel, und feder schüttelts vor dem Munde ab." - ' . Neben den Suppen und Breisorten waren die Kaltschalen von gesüßtem Bier, von Schlickermilch odc-t süßer Milch mit eingebrockten Bcotstückchen auf dem bäuerlichen Tische des Deutschen wie des Wenden häufige Erscheinungen. Daneben ist der Kaffee nie besonders begehrt gewesen, und die Bohnen werden meist durch Runkelrüben, Quecken, Möhren oder Gerste ersetzt. Auch an Festtagen durste die Suppg nicht fehlen, ja sie hatte in manchen Fällen besondere Bedeutung. So wird am Heiligabend oder zu Silvester Pilzsuppe oder Hirsebrei genossen, damit es im nächsten Jahre nicht am Gelbe fehle. Die „Heel'gübdsuppe" ist geradezu sprichwört lich geworden, von einem Schwerkranken sagt man wohl: I „Der ißt oo keene Heel'gübdsuppe meh." Als Speisen, die W heut,e noch besonders beliebt sind uyter unsrer ländlichen W Bevölkerung, seien folgende mit ihrem volkstümlichen L Namen,benannt: Abun und Hür'g (Kartöffeln und Hering, x besonders bei der Industriebeoölkerung beliebt), Kraut und Speck (in bäuerlichent Haushalt), Kalchl (Kartostelkäulchen und Klöße), Apern mit Butter und Prägelsalz. Im wohl habenden Eigenschen Kreise wurden mir Erbsen, Graupen, Buttermilch als die gewöhnlichsten bäuerlichen Speisen be- zeichnet. Vom Bauer heißt es dort, es gäbe bei ihm wöchent lich 2l mal Buttermilch. Fleisch ist bis in die neuere. Zeit auch in diesen Gegenden nicht so häufig gereicht worden wie- iu der Stadt, nur der Speck spielt als Zutat eine gewisse Rolle, und früher, als man die Rinder, nicht so leicht los wurde als in den letzten Jahrzehnten des steigenden Fleisch bedarfes, hat man in Bauernhöfen viel Fleisch geräuchert. Als Festbraten wurde der Schweine- oder Kalbsbraten be vorzugt, zu Ostern gab es aber Zickel, zu Weihnachten Gans in besseren Haushaltungen.VonOdstmus war dasPflaumen- mus, „Schmoderunks", besonders beliebt. Don ganz besonderer Bedeutung ist die Na h ru n g der einstigen Hand web er in unfern langgestreckten Lausitzer Oberdörfern des Löbauer und Zittauer Bezirks gewesen. In allen Darstellungen der Lausitz ist einst auf das einstige dürftige Leben dieser heimarbcitenden Bevölkerung hin gewiesen worden, ja manchmal wurde fast ein Bild des Weberelendes in der Südlausitz entworfen, wie es uns aus Gerhart Hauptmanns „Webern" realistisch kraß gekenn- zeichnet entgcaengrinst. In einer unserer besten Landes kunden von Sachsen (von A. Wünsche) heißt es nicht ohne Grund S. 164: Brot und Kartoffeln bildenden Hauptteil der Nahrung: Kartoffeln kommen oft dreiiM täglich auf den TischZ zum Brote, wird Kaffee getrunken, bei dessen Zubereitung man aber äußerst homöopathisch verfährt. Mehl, Butter, Fett spielen eine geringe Rolle, Heringe eine etwas größere: Fleisch und Wurst kommen nicht einmal alle Sonntage ins Haus. Ein Bauernknecht oder Tagelöhner könnte bei Weberkost nicht bestehen: doch der Weber wird infolge seiner leichten Arbeit ost alt dabei." Zu dem gleichen Ergebnis kommt-eine wissenschaftliche Untersuchung über „Die Ernährung der Handweber in der Amtshauptmann- schast Zittau" von Corl von Rechenberg. (Leipzig, 1890): „Die Kost der Handweberfamilien ist höchst einfach zu- sammengesetzt. Nur vier Nahrungsmittel beteiligen sich wesentlich an dem Ersatz de.s Energieverbrauchs der Familie, nämlich Brot, Kartoffeln, Putter und Mehl, die im Durch schnitt 90 o/o, das Brot allein 55<Vo der gesamten Energie zufuhr ausmachen. Das Brot bildet also das hauptsächlichste Nahrungsmittel." (S. 35). „Nach landläufigem Urteil dorti- ger Gegend wird die Kost der Handweber als eine vor wiegende Kartoffelkost bezeichnet. Wir sehen, daß, dies nicht der Fall ist. (Höchstverbrauch von Kartoffeln in manchen Familien 35<V„ der gesamten Energiezufuhr.) Die Täuschung ist entschuldbar, denn die Kartoffeln bilden mittags Tag für - Tag das Hauptgericht, sie erscheinen öfters auch abends und zuweilen auch moxgens. Die Kartoffeln bilden (abgesehen von Mehlsuppe und den spärlich verwendeten trockenen Ge müsen) fast das einzige warme Gericht in der Kost. Un zweifeihaff drücken sie damit der Kost ein eigenartiges Ge-ß präge auf. Die Kost ist vorwiegend fleischlos. Die meisten Weber familien essen weder Fleisch noch Fleischwaren. Selbst von