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wandern kann, ohne durch die Bewegung der Halme verraten zu werden. Im Volksglauben ist der „Bilwis" ei» Dämon, die per sonifizierte Seele eines Menschen, der des Nachts die Felder durchschreitet und einen Teil der reifenden Saat vernichtet. Er wird als ein langer, hagerer Mann geschildert, der ein dreieckiges Hütchen trägt und mit kleinen an den Zehen befestigten Sicheln die besten Halme abmäht. Natur- und Heimatforscher bemühen sich, durch genaue Untersuchungen das Geheimnis aufzuklären. Auch in der Sage der Obcrlausitz tritt der Bilwis auf. Es wird gebeten, Beobachtungen über die Erscheinung an Herrn Prof. Dr.H.Stübler-Bautzen zu berichten. — Auch aus Schlesien wurden neuerdings Meldungen über das Auftreten des Bilwis in der „Niederschlesischen Zeitung" Nr. 144 am 21. Juni ver öffentlicht. — Edelsteine der heimatlichen Flora. „Schauet die Lilien auf dem Felde an, ich sage euch, datz auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist, wie dersclbigen eine!" Wer denkt nicht an diese Worte, wenn ihm das seltene Glück zuteil wird, den Edelstein unserer heimatlichen Flora vor Augen zu bekommen, den Türkenbund (lnlium martaAon), im alchimistischen Zeitalter ehemals nach der Farbe der Zwiebel, der man geheime Kräfte zuschrieb, auch Goldwurz genannt. Auf oft meterhohem, kräftigen Stengel schaukeln sich die eigenartigen, schönen Blüten. Die sechs trübrosa gefärbten, mit kleinen pur- pur-bräunlichen Punkten gefleckten Blütenblätter sind stark zu rückgerollt und erinnern so an einen gebundenen türkischen Tur ban, daher der Name. In lichten Laubwäldern der Bergregion tritt uns hier und da wie eine Wunderblume dieses Kleinod ent- gegen, nicht rasch verblühend, wie andere Blumen, sondern bis zu 5 Tagen seine Blüten offen haltend, jeden zweiten Tag etwa eine neue an dec endstündigen Traube öffnend. Ein schwacher Duft entströmt ihnen am Tage, der nachts viel stärker, eigenartig süß wird. Und dann wird die Wunderblume aufgesucht von einem Märchenprinzen, dem Taubenschwanz, einem Dämmerungs- f alter, der schwebend Nektar saugt und mit zappelnden Beinen den gelben, klebrigen Blütenstaub aus den großen, roten Staub beuteln zum Austreten bringt, um ihn zu einer anderen Blüte zu tragen. Hat die Natur scheinbar nur zagend uns dieses Kleinod geschenkt, so muß es Berschwenderlaune gewesen sein, die sie veranlaßt hat, das Orangegelb des Berg Wohlverleih (Ärnics montuns) über die Gebirgswiesen auszustreuen. Große, aromatisch duftende Blütenköpfe, die in ihrer Form an die Wucherblume oder Marguerite erinnern, erheben sich meist ein zeln, aber auch bis zu dreien auf aufrechten bis kniehohen, krau tigen Stengeln. Da die Arnika als Heilpflanze einen guten Ruf genießt, fiel sie sammelnden Kräuterfrauen und auch Spazier gängern zum Opfer, nicht zum wenigsten auch infolge ihrer schmückenden Wirkung im Strauß. Es schien kein Unrecht zu sein, sie zu pflücken, da sie an ihren Standorten in solchen Mengen austritt. Aber wie die Trollblume wirkt sie eben durch ihre Menge, vereinzelt würde sie in den Gebirgswiesen gar nicht auffallen. Deshalb hat sich der Staat entschlossen, auch sie unter Schutz zu stellen, ebenso wie den Türkenbund, dem er wohl aus Billigkeits gründen von niemandem versagt werden wird. Laßt die Edel steine in ihrem Zauberland, ihr findet sie nächstes Jahr dort wieder! — Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz schreibt: Der Sommer ist gekommen und mit ihm die Wanderlust und mit der Wanderlust das Singen froher Marsch- und Volks lieder. So erfreulich nun auch diese schöne Sitte ist, so läßt es sich nicht leugnen, daß sie, im Übermaß geübt, viele Nachteile zeitigt. Es ist nicht angebracht, im Walde immerfort zu singen. Der Wald rauscht sein eigenes, leises Lied, und gar mancher, der ihm lauschen will, wird hierbei von singenden und die Laute spielen den Wanderern gestört. Auch das Getier des Waldes wird ver scheucht, denn es hat für die geschilderten musikalischen Genüsse keinen Sinn. Noch schlimmer ist's aber, wenn die Ausflügler, oft in großen Gruppen vereint, des nachts in Ortschaften zurück kehren. Die Polizeistunde ist längst vorüber, da ziehen Burschen und Mädchen noch immer mit Gesang und Musik — ja, wenn's nur immer so zu nennen wäre — durch die stillen Straßen. Leute, die tagsüber schwer und angestrengt gearbeitet und nachts ein Recht auf den Schlaf haben, erwachen jäh aus ihrer Ruhe. Alte Personen können erst nach Stunden wieder einschlafen: Kranke leiden noch mehr als Gesunde unter der Unsitte. Wir wollen nicht bei jedem Anlaß nach der Polizei rufen. Hier ist es angebracht. Aber das Volk muß sich vor allem selbst erziehcn. Ein jeder müßte nächtliche Ruhestörer auf das Unziemliche ihres Tuns auf merksam machen. Nun heißt es: „Böse Menschen haben keine Lieder." Dem Schreiber dieser Zeilen ist es leider oft schon wider fahren, daß er, als er Nachtgröhler um Ruhe bat, beleidigt wurde. Das aber darf niemand abhalten, Gutes wirken zu wollen. Wir nützen dann der Allgemeinheit und nicht zuletzt auch unserm Bolksliede, das uns nicht verleidet werden darf. Und das ist auch Heimatschntz. „Er hat mein Kind gesund gemacht „Er hat mein Kind gesund gemacht!" Weißt Du, wie das klingt? Wie das Läuten einer tiefen Glocks von der Erde in den Himmel hinein, jubelnd, dankend, preisend. „Er hat mein Kind gesund ge macht!" Weißt Du, was darin für sine Kraft ist? Die Kraft, dis ein glückliches, dankbares Muttsrher; hat, dem guten Arzt für sein treues, aufopferndes Helfen Stufen in den Himmel zu bauen. Ja, er hat mein Kind gesund gemacht! — Der Doktor Hans Äossnberger ist gestorben. Er war einer der tüchtigsten und beliebtesten Ärzte in der Stadt. Er hat so vielen ge holfen. Geh, du brauchst darum nicht erst zu sragen, sie jagen es dir von selbst, die Menschen, denen er geholfen hat. Milten in der Nacht ist er gekommen, wenn man ihn rufen ließ. Und ganz gleich, zu wem, ob reich, ob arm, er kam. Er war der Arzt, dar helfen mußte, der gacnicht anders konnte. Nun ist er tot. So schnell, so plötzlich ist ec gestorben, man kann es noch gacnicht glauben, daß er tot ist. Mitten aus seiner großen Praxis heraus, in der Blüte seiner Jahre, wie man so schön sagt. Nur 2 '/» Wochen ist er krank gewesen, sehr krank und drei Ärzte haben mit dem Tod um ihn gerungen, aber der Tod blieb Sieger. Der Tod, dem er so manches Opfer nicht ließ.—„Er hat mein Kind gesund gemacht! Weißt Du noch, wie es krank war?" Wie verzweifelt Du schon gewesen bist l And jedesmal, wann er kam, der Doktor Hans Aossnbergsr, war es, als ob die Hoffnung selbst käme und Dein Kind hatte ihn so gern. Du und Dein Kind, ihr hattet Euch an ihn geklammert wie an einen Detter. Ja, er hat dein Kind gesund gemacht! Heut hast Du an seiner Bahrs ge ¬ standen. Du hast noch einmal sein liebes, feines Gesicht gesehen. Ec sah aus wie einer, der nach redlichem Tagewerk friedlich schläft. Ein Lächeln war in seinem Gesicht. Er hatte Dir doch Dein Kind gesund gemacht. Du aber weintest und viele, viele anders auch. Der gute Doktor, mir hat er geholfen, und mir, und mir! - - - Hörtest Du etwas von Klatsch! Don seiner unglücklichen Ehe, von seinem Kind, von einem Verhältnis, das er zu einem gewöhnlichen Mädchen hatte? — Pfui, der Klatsch! Höre ihn nicht. Du weißt, er hat dein Kind gesund gemacht! And ist da an ihm eine Schuld, eins Schuld aus Schwäche geboren, ein Irrtum, der auf fein sonst so lichthsllss Wesen einen Schatten warf, nicht richten, nicht verurteilen. — Du weißt, er hat geholfen, das war seine Kraft und sie war größer als seins Schwäche. Gott sieht das Herz an und jein Herz war gut, das weißt Du bestimmt, denn er hat Dir ja Dein Kind gesund gemacht. Nun wird der Doktor Hans Dojsnberger begraben, viele werden ihm das letzte Geleit geben, viele werden weinen um ihn, manchem wird er unvergeßlich jein. Du aber hörst Glocken von der Erde zum Himmel läuten, die umklingsn ihn und Stufen sind da für ihn ins Himmelreich- „Ja, er hat mein Kind gesund gemacht!" Marg. Deichel-Karsten. Mir bitten um Adressen von im Auslande lebenden Gberlausitzern! Schon manche der im Auslands lebenden geborenen Gberlaujitzsr find eifrige Leser der Gbsrlausitzer Heimat-Zeitung und dankenswerte Zuschriften von diesen zeigen die Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Heimatzeitschrift. Am nun auch weiters fern von der Heimat weilende Gbsrlausitzer mit der Heimatzeitung bekannt zu machen, bitten wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, dis im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald gef. mitteilen zu wollen.