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Grfchplnl ollen 14 Aage ^neiVage, Blatter fün L?eimatkunöe Schristleitung und Geschäftsstelle in Reichenau,Sa. Nenn sprech er Nr. 2IA Dnuch u.Verlog.Alwin Mach (Jrch.OttoMach) Sü-laufttzen Nachrichten, Reichenau/Sa. Unbererhiigter Nachörue^ ^^verboEen Gefckiictzie, ^Ku nft.Likenatup Nr. 18 Sonntag- 3. September (Schaiding) 1922 j 3. Jahrgang ^!iiI«»I!IWI« W /iriL W D §reunde und Mitleser I W unserer Beimatzeitscbrift bitten wir, W uns Adressen von Bekannten und Ver wandten anzugeben, die als^lbon- M nenten in §rage kommen könnten. W Verlag der Oberlausitzer Heimat- W Zeitung, l^eicbenau, Sa. Pestzeiten in unsrer Heimat Nach alten Chroniken und Urkunden bearbeitet von Lehrer Felix Hoffmann, Löbau, Sa. (Schluß) dreißigjährigeKriegmit seinen Truppen- durchzügen und Einquartierungen fremder Kriegs- Völker brachte auch unsere Heimat natürlich oft in schwere Seuchengefahr. So wird uns vom Jahre 1626 berichtet: „Da hat zu Görliz die Pest zu grassiren angefangen und viel Leute auffgerieben." Auch in Bautzen gab es über 90 Pestfälle. Weit schlimmer war es aber in Löbau: „Dieses Jahr ist alhier abermahlen ein Sterben gewesen und sind gestorben: 3m April 11 Personen, Mai 40 Pers., Juni 16 Pers., Juli 18 Pers., Aug. 144 Pers., Sept. 175 Pers., Okt. 79, Nov. 24, Dec. 8. Summa 515 Pers. Wenn aber die Anzahl derer, so aufs den Dörffern gestorben, mit gerechnet wird, beläuft sich auf 800." Das Sterberegister dieses Jahres in dem alten Kirchen buch enthält zunächst drei namentliche Eintragungen von Anfang Januar, dann folgen, von andrer Hand und mit dunklerer Tinte geschrieben, die monatlichen Summen der Sterbefälle, die zugehörigen Dörfer eingerechnet. Dadurch ergeben sich für die ersten Monate bedeutend höhere Sterbe ziffern: April 31, Juni 114, Juli 118 Personen, sodaß also die Seuche zunächst in der Umgebung gehaust hat und dann erst in die Stadt eingedrungen ist. Welche Unmenge von Opfern sie hier gefordert hat, wird uns erst recht klar durch die Tatsache, daß die Anzahl der Sterbefälle in den voran gehenden und nachfolgenden Jahren zwischen fünfzig und sechzig schwankt. In dieser schweren Zeit wurde wieder ein Pestprediger angestellt: „Den 5.Juli nahm E.E. Rath nebens der ganzen Ge meine einen Pestilenz Prediger, Herrn Johann Scholzen von Gorliz an»und versprach dem selben bei weh render Insertion wöchentlich 2Thaler 12 Groschen, freye betten und die Unkosten zur Ordination darzureichen und zu geben, wobei) Ihm auch draussen oorm Thore den Ver storbenen umb eines jeden gebührliche Verehrung einen Sermon zu halten vergünstiget worden. Item einen PestilenzArzt Rahmens Nicol Fried richen von Frankenhausen aus Thüringen, welchen ver sprochen worden wöchentlich 3 Thaler 20 Groschen Per- ehrung, ingleichen, daß er Künfftig nebst dem andern Bar bier Melbizen und den Bader alleine bleiben und über Ihn kein anderer angenommen werden sollte. Item hat E. E. Rath vor die inficirten (— angesteckten) Personen einen Zuträger auff und angenommen und demselben wöchentlich gegeben 1/4 Korn und 8 Groschen, Ingleichen aller Sechs Wochen ein Paar Schuhe." Dessen Aufgabe war cs, die ausquartierten Kranken, die sich in den Siechen- und Pesthäusern aufhalten mußten, mit Speise und Trank zu versorgen. Mit dem Totengräber schloß der Rat schon im Frühjahr, als sich die Seuche aus zubreiten drohte, einen Vertrag ab: „Den 22. May hat E. E. Rath in beysein der Zunfft Eltesten Hanß Liebsteinen vorm Görlizschen Thore zum Todtengräber auff und angenommen, zu welchem sich auch begeben Martin Stübner, Andreas Heino und Georg Piezschke und haben ingemein diesen Contrakt, wonach sich einer sowohl alß der andere zu richten, beliebet und acceptiret. Anfänglich hat ein Jeder einen Cörperlichen Eyd abgeleget, worinnen ihr Ambt und Verrichtung begriffen und exprimiret gewesen. Wartegeld hat jeder wöchentlich