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vergsn angelangt sind, sie meinen vor einem Zauberschlosse zu flehen, sie erleben das Wintermärchen der heimalltchen Berg welt. Und dann schwellen die Blicke in die tiesoerfchneiten Weiten der Heimat, die sich in Mer Wintereinsamkeit weit hin ausvreite,; nicht selten tsts dagewesen, datz sich die jungen Wandersleute aus dem Gipset eines der höchsten Hetmatverge über dem Wolkenmeere vesanden, aus dem wie Inseln oder ferne Küsten andere hohe Berge oder Gebirgsketten heraus- ragten, und Über all der winterlichen Bergherrltchkett strahlte in ihrer raren Pracht die Winlersonne. Das sind Erlebnisse von liesster Wirkung aus das kindliche Gemüt. Nicht zuletzt bietet das Jugenowandern im Winter Gelegenheit zur Beleg rung Über munchcrlet besonderes Nalurgesqeyen im Wlnler, jo uoer Sprengwirkung des Elses am Selsen, Schneebruch, Entstehen der Lawinen, Rauhreisvildung, Wlldspuren, Ller- leven, Pflanzenschutz gegen Käue u. v. a. Und welche Lust, wenn sich Gelegttiyeit Meret, aus dem meist milgejührien Rodel talwärts zn sausen, oder wenn sich zwei Wandergruppen um«- wegs begegnen und im tzandumvregen eine Schneeballschlacht tm Gange ist. Und drin im gut durchwarmlen Berggastyaus, im gaptichen Forflyaus aus der Hoge der Bergstratze, oa rsls zur Srunoe der Rap gar gemuiiich und nicht minder unter- hallend, zuerst stärkl sich die hungrige Schar durch einen Tops warmen Kaffee, dazu wird aus den Liesen des Rucksackes rin mächtiges sruck Lyrislvrol zu Tage gesörden und fqmunzelnd verrilgr. Ist der Hunger geslillt, bann werden Welhnachlslirder gesungen, und es wiro nach Herzenslust erzählt und geplaudert. Bejonoerer Bellevlheit ersreuen sich vel den Teilnehmern dieser Zliiauer Wlnlerierienwanoelungen di« Lanbhelmausenlyalre tn Jonsdorf. Trifft eine Wandergruppe nach 2—3,ründ>gem Marsche zur Mittagszeit Lorr ein, so entwickelt sich in den Raumen des Lanvyeims sehr bald sröhttches Leben. Während fleltztgr Hände tm gemütlichen Tagesraum von mitgevrachlen Kuhlen» und Holzvmrüien vesläiivig rin wärmendes Seurr im Ösen unlergulren, bereiten andere Kinder unter Anleitung des Führers aus den grvtzen Herbösen in der Hausflur oder in der Kuqe eine warme Suppe und später den olelorgehrren Kakao, wieder andre unterstützen die emslgru Köche vezw. Köchinnen beim Wasserholen und beim Auswaschen, die Nichtoelcyafligien be- lusttgen sich indessen am Rodeln an dem dem Heim gegen- überriegenorn freien Hängen des Jonsbergrs, oder sie veran stalten eine Schneeballschlacht ooer bauen Schneemänner. Bet Einbruch der Dunkecheil werden die Lichte des Cyristvaumes im Helm angezünbel und beim Gesänge sroyer Weiynachislieder freiwillig gespendete, meist jelostgesertigte Guven verlost; Führer Uno Ktnoer tragen Gedichte und Erzählungen vor, besonders anheimelnd wirken in der echten Umgebung des Lberlaujttzer DorfstUvchens mundartliche Darbietungen aus „Aoitausitzer Lost" von Gärtner und die allbekannten lustigen Gefchlchren in Oberlaujiger Mundart von R. Blasius, sowie die Schilde rungen aus „Vttteryaus und Heimat", Jugenderlnnerungrn eines Lausitzer Wedrrjohne's (Johannes Emil Schöbel). Di« warmherzigen schlichten Plaudereien des aus Etoau stammen den Pelsaffers nehmen dre lauschenden Kinder dann tn ihren Bann. Sir hören im Geiste den Wevstuhl klappern und er leben im Dämmetdunkel des Landheimsrübchens mancherlei sreuü- und leidvoll« Begebenheiten aus dem Dasein einer Over lausitzer Leinrwebrrsamitte, es mag den jugendlichen Zuhörern dabei zum Berjtändnis kommen, was sür ein schweres, kümmer liches Brolverdlenen dir Arbeit unsrer Väter am Webstuhle war, und wie es gekommen ist, datz durch die alle Heimarbeit verdrängende und oas Familienleben so stark beeinträchtigende Arbeit in den Sadnkjälen die Zeit und die Menschen ganz anders geworden sind. So und auf mancherlei andere Art vermitteln die Winter wanderungen der Zittauer Schuljugend natur- und Heimat- kunbliche und kulturgeschichtliche Ersahrungen und Erlebnisse. Und wenn dann am Abend des Wandertages die munteren Scharen beim Scheine bunter Papierlaternrn und unter flöh- licheu Gesängen heimwärtsziehen, dann kommt den grvtzen und auch den kleinen Leuten zu Bewußtsein, wie wahr ein begeisterter Bautzner Wander- und Heimatfreund spricht, wenn er schreibt: Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer: Und wer so kernfest werden will, der hockt nicht htnieim Ofen still und scheut nicht Trost und Lisesbarin, noch Schnee und Graupelschauer. Heimat Ruh Dich nur aus und schließe sacht die Tür! — Ein Kämmerlein, wcnn's draußen wogt und stürmt, Und einen Platz zu wissen, wo man still Die Augen schließt, wenn Ungemach sich türmt, Und eine tzanb die Falten glätten will. — O — alle Schätze gäbe ich dafür! Doch nicht das Leid im trauten Raum verstreun! Die Locken schüttle nur beim Heimwärtsgehn Und Deine Kleider vor der Ture aus! Und laß nicht Tränen in den Augen stehn, Wie schnell entweicht die Freude Deinem Haus, Wenn erst die Lippen sich zu lachen scheun! Wo lichter Sonnenschein durchs Fensterglas Den Raum vergoldet, der Dich treu umschließt, O, laß ihn ein, daß nicht ein bittres Wort Die Wolke bringt, aus der die Träne fließt! Nimm Deinem Heiligtum die Sorge fort Und laß sie draußen wogen — Lieb und Haß! Heleue H«Ibig-TrLnkn»>. Die gütige Frau vom Berge Von E. G. Lade-Oberfriedersdorf. roden an der felsigen Höhe, die das breite Tal überschaut, MW wohnt unsere holde Frau. Das Märchen würde sie wohl eine Fee heißen. So alt wie das Menschengeschlecht ist sie und bleibt doch ewig jung. Ihre blauen, blanken Augen leuchten, die Wangen sind sanft gerötet, ihr Mund spricht liebe Worte. Die Haare trägt sie meist lose, Perlen glänzen als Schmuck darin. Sie kleidet sich in die Farben des Jahres, deshalb wird sie von manchem nicht gesehen. Wer sich ihr aber ganz ergibt, dem zeigt sie sich in guter Stunde, seis am frühen Morgen oder zum Abend, wenn die Sonne hinter den Wäldern in der Ferne verschwindet. Es wird ihm daun so eigen zu Sinne, wie es nur der fühlen kann, wem die holde Frau wohl will. Frohmachen ist ihr Sein, wer ihr vertraut, ist immer gut daran. Drinnen im Berge hat sie ihr Haus. Das wollten die Menschen gern sehen, darum gruben sie an Abhang und Spitze des Berges emsig und sprengten Steine, doch gelang es ihnen nicht, tief genug einzudringen. Es wäre das auch ein Schaden, denn dann würde sie von dannen ziehen und das bedeutete für die Talbewohner einen unersetzlichen Verlust. In einem nicht zu großen Saale, dessen Wände wie Kristall funkeln, wenn magisch Licht von der Decke herabstrahlt, hat sie ihre Arbeit. Da sitzt sie, sinnt und trachtet dem Besten der Ihren nach. Viele kleine Wesen, Wichtel genannt, stehen in ihrem Dienste. Die sendet sie oft aus, Nach richten einzuholen und Aufgaben für sie zu erfüllen. Leise kommen, heimlich gehen sie. Dem kleinen Kind in der Wiege schenkt sie schon ihre lichte Gabe, sie ist mit beim heiteren Spiel, bei ge lingender Arbeit. Im vollen Ton der Glocken, drinnen in der Kirche, wenn die Gemeinde anbetet, in Orgelklang, Lied und Lhorgesang hörst du sie. Sie tritt neben den Landmann, wenn er sät, Hilst dem Handwerker bei seinem Tun, der tätigen Haus frau steht sie redlich bei. Am Abend sitzt sie Tommertags mit