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bietet ferner in der Koniferenpflanzung des verstorbenen Kunst gärtners Weise eine Anlage, die weit und breit ihresgleichen nicht findet?) Den Rückweg nach Kamenz kann man sich dadurch bedeutend verkürzen, daß man den Kraftwagen bis Marienstern benutzt. In südwestlicher Richtung liegt in ungefähr 1stündiger Weglänge in freundlicher Umgebung das schlichte Landstädtchen Elstra. Wer, angeregt durch die liebenswürdige Dürerbund- flugschrist von Oskar Schwindrazheim „Wie einer die Schönheit der Kleinstadt fand", die stillen Gassen der kleinen Elsterstadt durchwandert, wird eine ungeahnte Fülle verschwiegener Schön heiten entdecken, die so nur eine deutsche Kleinstadt zu bieten vermag. Das junge Elstraer „Heimatmuseum" wird in ihm die gewonnenen Eindrücke dann noch vervollständigen helfen. Als Hinweg empfehlen wir die Richtung: Höslein, Miltitz, mit Be nutzung des Fußweges zwischen beiden Orten. Für die Rück wanderung kommt der Weg über Kriepitz, Iauer und Marien stern in Frage. Als letztes, einer besonderen Erwähnung wertes Ausflugsziel sei das Dors Neschwitz genannt, welches den Mittelpunkt einer großen wendisch-evangelischen Herrschaft bildet und mit seinem umfangreichen Park und seinem reizvollen alten und neuen Schloß auf jeden Besucher einen nachhaltigen Eindruck macht und ihm Anregungen mannigfacher Art vermittelt. An Stelle einer ehemaligen Wasserburg ließ im Jahre 1723 der Herzog Friedrich Ludwig von Württemberg. Teck, in dessen Besitz Nesch witz 1721 übergegangen war, ein Schloß errichten, in dem gegen wärtig das Archiv, die Bibliothek, eine Antiken- und Naturalien sammlung sowie eine wertvolle Gemäldegalerie untergebracht sind. Gleichzeitig entstanden auch die umfänglichen Parkanlagen und eine große Orangerie, endlich der Wildpark mit dem Jagd schlößchen. 1786 bis 1775 wurde unter Wolfgang von Riesch das neue Schloß mit neuer Orangerie erbaut. Der außerordent lich vornehm wirkende Bau ist auf einen Psahlrost errichtet und stellt das Hauptwerk des Dresdner Baumeisters und Akademie professors Friedrich August Krubsacius dar. Hier im Parke von Neschwitz und seinem Nachbarorte Holscha ist der Hauptschauplatz des wunderbar feinsinnigen Heimatromanes von Kurt Gerlach „Das Leid in Deutschland", der an Tiefe und Schönheit der Ge danken und des Ausdruckes, trotz mancherlei Wunderlichkeiten des letzteren, hoch über de( erzählenden Literatur unserer Tage steht und von jedem poesieempfänglichen Heimatfreund gewiß mit hohem Genuß gelesen wird?) Im Gebiete des Neschwitzer Parkes sowie dessen östlicher Umgebung treffen wir eine Anzahl schilfumkränzter Teichspiegel an, deren Glanz im Landschaftsbilde so belebend wirkt. Hier ist die Heimat der prächtigen Wasserrose, von der Rudolf Baumbach so bezeichnend singt: Ihre Wurzel kriecht im See, Tief im schwarzen Schlamme, Doch die Blüte steigt zur Höh, Trinkt der Sonne Flamme. Neschwitz liegt 2 bis 2'/- Stunden östlich von Marienborn ; auf dem Wege dahin begegnen wir den Ortschaften Neudörfel, Horka, Doberschütz, Lissahora und Lomske. Bei Horka über rascht uns ein herrlicher Rückblick auf das waldumhegte Schmeck- witzer Iohannisbad und die schönlinige Kamenzer Bergkette im Hintergründe. Möge der köstliche Quell aus dem heiligen Schoß der All mutter Erde unserem Schmeckwitz nie versiegen! Möge aber auch der Umgebung des Bades das Gepräge einer wald- und wasser reichen Landschaft nie verloren gehen! ') Die Bezeichnung Lippe ist zurückzuführen auf das wendische lipa — Linde. 2) Es würde gewiß vieler Wünsche entsprechen, wenn der Ver fasser des Stückes (I. Bart-Cisinski) dasselbe durch doppelsprachigen Druck weiteren Kreisen zugänglich machen wollte. °) Wir verweisen hier aus das Schristchen: Ostro, das „Sächsische Troja" von Paul Scholze (1918 in I. und 1921 in 2. Auslage er schienen). 4) Am Feste „Mariä Heimsuchung" (2. Juli) des Jahres 1921 wird uns wieder von zahlreichen „Wallfahrer-Prozessionen" in Rosenlal berichtet. °) Uber alles Wissenswerte unterrichten ausführlich die beiden Bücher: Führer durch Kamenz und Umgegend von Werner und Martin (1905) und Kamenz und Umgegend in Wort und Bild von Georg Uhlig (1913). b) Näheres über den Berg enthält der Aufsatz „Der Hutbcrg bei Kamenz" von O. Schöns, Oberlausitzer Heimatzeitung, 2. Jahrgang, 1921, Nr. 4. ?) Erich Matthes Perlag Leipzig 1917; die Zeit der Handlung ist das ereignisreiche Jahr 1914. Wies no kee Kino goab! ASNHNe heut'ge Jugend koans goarnie eisahn, doaß früher de Leute keene Langeweile hoattn, denn ofn Derfern und o ne amol a der Schtoadt goabs a Kino. A paar Schtunn weit an Winter no Zittau as Theater loofn, do müßte schun ees grüße Lust derzu hoan. De Leute, überhaupt de Jugend, die hoattn aber domoals o schun ihren Schpoaß und ihr Vergnügn; 's wurd moanche Teifelei gemacht, wu lange hinanoch gelacht wurde. — Woas schienes woarn domoals o schun de Tornschtundn. Mietwoch und Sömt do ließ'ch kee Karle haln, dar denn Vereine woar, do wurd gegangn. 's ging immer sihrschträng und schoarfzu, wenn vollens a Tornfest a Aussicht woar. Wenn o de weißn Hosen no ne Mode woarn, aber zeig» wolltn se o, woas se kuntn. Wie die kleene Begabenheet, die'ch derzähln wöll, sich oab- schpielte. Do sollte groade a Zittau a grußes Turnfest sein — 's woar domoals, wie Ender Theodor ba der Riesenwelle 's Been broach —, do müßte nu vorneweg tücht'g gelarnt warn, do gings zwee oder drei Schtunn schoarf har. Aber ofn Heemwaige derno, do wurd'ch freilich no ne Freede gemacht, 's woar a en Sömts- oben, do gingn fömf odr sechsezoain heem. WiesebalebaBeßens- benjemins woarn, do hortn se, wie's Ernstinel, Benjemins Leinwabern, no su tücht'g wörkte, 's ging ömmer „Konditter, Kondoatter, Konditter, Kondoatter". Natürlich gings glei under de Fauster, se kloappertn und ruftn: „Ernstinel, kumm ock a bössel raus, 's ös su wunderschiene Hausen!" Aber 's Ernstinel soite, sie müßte no a poar Klinkn wörkn, morne wär Suntg, do dcrft se o ne derhindersötzn. „'s ös aber o keene Mode, doaß Ben- jemin der Ernstine su wing Luhn göbt," soit dar ene, „Nächte lang muß se wörken, wenn se sich a Fahnl Keesen wöll." „Nu," meent a andrer, „do könnten wer 'n Benjemin doch o amol a bössel ärgern." A woar überhaupt oas geizch verschrien. Die Karin soatztn'ch of de Grundmauer und woartn, bis de Ernstine schloff» ging: sie wohnte nämlich mit ihrer Motter an Schtübel. Die Karl» wuschperten no ane Weile, derno ging enner öm andern öm de Hausecke nömm ofde Oabseite zu, wu o der Schtoal woar. Der Ernstine woarsch ban Eischlofn, oas wen» se woas rum- orbern hörte, aber sie schlies drüber ei. — 'n andern Morgn, früh öm a viere, do wakte Benjemin seine Rahele: „Schlich oak us, koach Soppe, ich wöll derno no a bössel an Goartn Groas hoben giehn." Die macht'ch o raus und ging nunder. Wie se ömm dann grußn Ufn a de Helle zun Feuerlochc giehn wöll und ofs Fauster guckt, do schtiehst se enn Bröllerch aus, ömgedräht und wieder zur Schtobtüre naus, doas woar ees. — „Kummt oak runder," brüllte se de Treppe nuf, „a paar wölde Viecher guckn zun Hellfanster nei." „Böst wühl oalbern," soit dar hubn, a fuhr aber o hortch a e Hosenbeen nei, 's andre Loch kunnt a fer Schreck ne glei sinn. „Brängt'ch oak a poar Knüttel mit zun fortjoin!" 's Ernstinel Hostie hortch enn Rok oagezoin, aber's Moarthl, ihre Motter, hoatte oak 's nutwendchste oa. — „Kummt oak nu!" zetert die hunn wieder, aber Benjemin müßte doch erscht a poar Knüttel hinder dar Feueresse suchn. 'n Moarthl kloappertn urndlch de Zähne, wie's de Rahele no amol soite, woas se gesahn hätte. Richtig, ötze besonn sich, 's Grußschinner Schissen ös ju, do sein ömmer Tierbudn. do warn a poar siche Viecher dervone gelofn sein, und die wolln nu groade ba uns zun Fauster rei. De Rahele hoatte gesoit, se wärn groo, 's warn doach ne